Orgeln in St. Marien

St.-Marien-Kirche

Marienkirchhof 1
23552 Lübeck

Die Rats- und Bürgerkirche St. Marien gilt als Vorbild norddeutscher Backsteingotik im Ostseeraum. 1942 wurde sie bei einem Bombenangriff auf Lübeck zerstört. Diesem Angriff fielen auch die bedeutenden Orgeln zum Opfer, u.a. die Hauptorgel mit ihrem Prospekt von 1516/18 und die Totentanzorgel, deren Ursprung auf das Jahr 1477 zurückging.
Die Kirchenmusik in der Lübecker St. Marien-Kirche wurde berühmt durch die ‘Lübecker Abendmusiken’; eine der ältesten Konzertreihen der Welt, begründet durch den Buxtehude-Vorgänger Franz Tunder, der von 1641-1667 Marienorganist war. Dietrich Buxtehude baute sie zu Abendmusiken aus, die zu jener Zeit zum Ende des Kirchenjahres und in der Adventszeit stattfanden. 1705 kam J. S. Bach nach Lübeck um Buxtehudes Abendmusiken kennen zu lernen.

Heute finden über das gesamt Jahr verteil zahlreiche Konzerte in St. Marien statt, vor allem in den Sommermonaten Juli und August.

Große Orgel

Aus einem Vermerk von 1377 kann geschlossen werden, dass zu jener Zeit bereits eine Orgel vorhanden war. 1396/99 ist von einer neuen Orgel an der Westseite zwischen den Türmen die Rede.

An der Westfassade entstand in den Jahren 1516 bis 1518 eine große Orgel mit einem prachtvollen spätgotischen Prospekt, in dessen Mittelfeld Pfeifen eines Prinzipal 32’ in die Höhe emporragten. Als Erbauer wurde bisher Bartold Hering vermutet, was jedoch nach neueren Forschungen in Frage gestellt wird. Die Orgel bestand aus dem Hauptwerk, Unterwerk sowie Pedalwerk und wurde 1561 von Jakob Scherer durch ein kleines Brustwerk ergänzt.

Über einen langen Zeitraum hinweg waren viele bekannte Orgelbauer an Reparaturen und Veränderungen beteiligt bis von 1851 bis 1854 hinter dem historischen Prospekt eine neue Orgel mit vier Manualen und einem Groß- und Kleinpedal von Johann Friedrich Schulze aus Paulinzella gebaut wurde. Diese Orgel hatte 78 Register mit meist mechanischer Traktur, zum Teil auch pneumatischen Hilfseinrichtungen. Das Brustwerk von 1561 wurde zu einer Kleinorgel auf dem Lettner umgebaut.

Seit 1968 ragt an der Westwand der Basilika die Große Orgel von Emanuel Kemper jun. mit fünf Manualen, Pedal und 101 Registern auf. Sie gilt als eine der größten Orgeln mit mechanischer Spieltraktur. Die Registertraktur ist elektrisch.

Daten:
1968, Emanuel Kemper & Sohn (Lübeck)
5 Manuale und Pedal, 101 Register, Glockenspiele 8’u. 4’ im HW, Glockenspiele 4’ und 2’ im HW, Tremulanten in allen Manualwerken und im Großpedalwerk; Koppeln, doppelte Registrieranlage (links und rechts), jeweils 3 freie Kombinationen und 2 freie Pedalkombinationen, beide Pedalwerke einzeln abschaltbar;
Jalousieschweller OW und BW, Rollschweller; mechanische Spieltraktur, elektrische Registrieranlage

Totentanzorgel

In einer zum nördlichen Seitenschiff angrenzenden Kapelle entstand 1475/77 das Hauptwerk der berühmten Totentanzorgel von Johannes Stephani, das 1558 von Jakob Scherer durch ein Rückpositiv und 1621/22 von Henning Kroeger durch ein Brustwerk erweitert wurde.

Bei dem Bombenangriff auf Lübeck wurde auch in diese Orgel zerstört.

1955 entstand im nördlichen Seitenschiff auf der Höhe des Hochchores eine neue dreimanualige Totentanzorgel durch Emanuel Kemper jun., die 1986 von einem viermanualigen Instrument der Orgelbauwerkstatt Alfred Führer abgelöst wurde.

Sie erinnert nur wegen ihres Standortes an die alte Totentanzorgel.

Daten:
1986, Alfred Führer Orgelbau, (Wilhelmshaven)
Hauptwerk, Brustwerk, Oberwerk, Rückpositiv, Pedal, 56 Register, Schweller OW, Koppeln RP/HW, OW/HW, BW/HW, HW/P, OW/P, RP/P; mechanische Spiel- und Registertraktur, zusätzlich elektrische Registertraktur mit 32-facher Setzerkombination, Schleifladen