Zünden Sie eine Kerze an und feiern Sie diese Andacht im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Psalmgebet (Psalm 105,1-8)
1 Danket dem HERRN und rufet an seinen Namen; verkündigt sein Tun unter den Völkern! 2 Singet ihm und spielet ihm, redet von allen seinen Wundern! 3 Rühmet seinen heiligen Namen; es freue sich das Herz derer, die den HERRN suchen! 4 Fraget nach dem HERRN und nach seiner Macht, suchet sein Antlitz allezeit! 5 Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat, seiner Zeichen und der Urteile seines Mundes, 6 du Geschlecht Abrahams, seines Knechts, ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten! 7 Er ist der HERR, unser Gott, er richtet in aller Welt. 8 Er gedenkt ewiglich an seinen Bund, an das Wort, das er verheißen hat für tausend Geschlechter,
Liebe Schwestern und Brüder,
liebe Gemeinde,
Eine nach der anderen wurde im vergangenen Frühjahr abgesagt. Eine Hochzeit in Pandemiezeiten? Eine schwierige Vorstellung. So wurde abgesagt und verschoben. Wie schwierig das war. Natürlich, so war es vernünftig. Aber da ist so viel mehr im Leben als nur Vernunft.
Es sollte doch ihr Tag werden. Monatelang hatten sie darauf hin gefiebert. Das Menü war ausgesucht, die Einladungen geschrieben. Hochzeit. Und gleichzeitig die Taufe ihrer kleinen Tochter. Wieviel Sehnsucht lag auf diesem Fest, wieviel Hoffnung für ein ganzes Leben. Dann der Lockdown. Schnell waren sie sich einig: mit dieser Unsicherheit wollten sie nicht weiter planen. Ihre Hochzeit würde im Sommer nicht stattfinden. Die Freunde nahmen es erstaunlich gelassen. Dann feiern wir eben im nächsten Jahr umso ausgelassener, meinten sie. Wie gut, diese Gelassenheit. Aber auch ernüchternd. Sie selbst konnten es nicht so leicht nehmen. Jetzt, fast zwölf Monate später ist das Fragezeichen schon wieder da. Wird es auch in diesem Jahr kein rauschendes Fest geben können? Sollen wir noch einmal verschieben?
Geht das, das Leben einfach auf zu schieben? Gleichsam die Pause -Taste drücken? Das Leben geht weiter, so sagen wir. Das stimmt. Gerade hat ihre Tochter die ersten Schritte gemacht. Wenn das nicht Leben ist.
Das Johannesevangelium berichtet davon, dass Jesus zu Gast auf einer Hochzeit ist. Viel ist zu Jesus noch nicht gesagt. Von seiner Taufe wurde berichtet. Von Jüngern, die mit ihm ziehen. Das Fest beginnt. Doch schnell drohen die Feierlichkeiten in einem Fauxpas zu enden: es gibt keinen Wein mehr! Das, was gerade noch mit ausgelassener Fröhlichkeit begann, droht umzuschlagen in Frust und Mangel.
Jedes Mal, wenn ich diese Erzählung lese, ertappe ich mich bei dem Gedanken: wie kann das sein? Eine Hochzeit, bei der nicht genug Wein besorgt wurde?
Aber genau so passiert es. Das, was als Fest und Fülle geplant war, droht umzuschlagen. Plötzlich drohen Leere, Abbruch, Peinlichkeit. Wir wünschen uns Festlichkeit, Glanz, Erfüllung. So soll unser Leben sein! Aber immer wieder bleibt der hohle Alltag. Der Wein ist aus. So sagt es die Geschichte. Wir spüren die Begrenztheit unseres Lebens. Gerade jetzt. Von Festlichkeit keine Spur. Und wir ahnen: die Pandemie wird unser Leben noch längere Zeit bestimmen.
Jesus sagt: bringt mir euer Wasser; euer Alltagswasser. Dann wird es verwandelt. Dann gibt es wieder Feste und Lebensfreude. Dann wird Wein daraus.
Tatsächlich, so berichtet es das Johannesevangelium, der Festmeister lässt die Krüge mit Wasser füllen, wie Jesus es gesagt hat. Als er daraus schöpft, ist es köstlicher Wein. Das Fest geht weiter. Es fängt erst richtig an.
Wir alle warten auf das Ende der Pandemie. Wir wollen Leben- endlich! Wir würden so gern wissen, wie lange wir noch durchhalten müssen. Und wir wollen nicht vertröstet werden. In der biblischen Hochzeitsgeschichte spielt auch die Mutter Jesu eine Rolle. Sie bemerkt früh, dass der Wein zu Ende geht. Sie spricht Jesus an: Tu doch was. Aber Jesus weist sie schroff zurück und verbittet sich diese Einmischung. Noch nicht, sagt er.
Wie lange noch? Wann endlich? Wir sind ungeduldig. Zu Recht, finde ich. Wir wollen nicht mehr vertröstet werden. Und wenn es nicht sofort sein kann, dann möchten wir begründete Hoffnung, eine Perspektive, die uns hilft durchzuhalten.
Es war am dritten Tag. So setzt der Bericht ein. Wer aufmerksam liest, der spürt den Verweis auf Ostern. An Ostern wird es sein, da siegt das Leben über den Tod. Ich bin die Auferstehung und das Leben, sagt Jesus. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Es bleibt nicht für immer dunkel. Da wartet etwas auf dich!
Aber wir brauchen Wegzehrung, etwas, das uns stärkt auf unserem Weg. Wir brauchen Zeichen von Gottes Gegenwart. Es ist das erste Zeichen, das Jesus tat, schreibt der Evangelist. Er spielt nicht nur auf Ostern an. Er lässt auch die Erfahrung von Leid und Sterben anklingen. Meine Stunde ist noch nicht gekommen, grenzt sich Jesus ab. Seine Stunde- seine Kreuzigung, sein Tod. Für den Evangelisten Johannes ist die Kreuzigung der Moment, an dem Gott alles klar macht, in der er offen legt, was es mit Jesus auf sich hat. Indem Jesus am Kreuz hängt, ist er im Himmel. Johannes ist sehr speziell mit dieser Deutung. Wir mögen sie nicht teilen. Aber in aller leidvollen Wirklichkeit, in unserem Stöhnen „wie lange noch“ und auch im Piepen der Atemgeräte auf den Covidstationen gibt es Hoffnung, die nicht Vertröstung ist. Da ist nicht viel mit Wein und Fest im Augenblick. Aber da ist einer, der noch etwas Anderes für uns bereithält. Einschränkungen, Bedrohung und Krankheit sind da. Aber einer geht mit uns, der den Tisch schon gedeckt hat mit dem Brot des Lebens und Wein, der nie zu Ende geht.
Amen
Gebet
Gott, kannst du uns so etwas wie einen Appetizer schicken?
Einen Vorgeschmack des Festes, das du schon für uns vorbereitest?
Wir sehnen uns nach mehr als Wasser des Alltags. Wir möchten Fülle und Fest.
Es fällt uns schwer daran zu glauben, dass der Tisch schon gedeckt ist. Auch für uns.
Hilf uns durchzuhalten.
Sei bei denen, die vor lauter Beschränkungen nicht mehr aus noch ein wissen.
Sei in den Krankenhäusern. Sei bei denen, die in den Betten dort liegen und bei denen im Pflege- und Arztkittel.
Sei bei denen, die die Augen verschließen.
Sei bei denen, die fassungslos auf ihren Kontoauszug starren.
Vaterunser
Segen
Gott segne dich und behüte dich.
Gott lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.
Amen
Der Predigt liegt der Bibeltext Johannes 2,1-11 zugrunde.