Die Geschichte der Kirchengemeinde Gudow

Zur Kirchengemeinde gehören die Dörfer Gudow, Besenthal, Göttin, Langenlehsten, und Lehmrade sowie Grambek mit einer eigenen Kapelle. Das Kirchspiel Gudow wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt und gehört damit zu den Urkirchspielen des Herzogtums Lauenburg. Die Geschichte des Kirchspiels Gudow ist seit Jahrhunderten eng mit den Herren des Gutes Gudow verbunden, die bis zum heutigen Tag das Patronat ausüben.

Ursprünglich lagen die Patronatsrechte bei den Lauenburger Herzögen, doch 1334 verkaufte Herzog Erich I. alle herzoglichen Liegenschaften und Rechte an den Ritter Marquard von Zecher. Denen von Zecher folgte schon ab der Mitte des 14. Jahrhunderts das verwandte Geschlecht von Zülen.

1470 verkauften Detlev und Johann von Zülen alle ihre Besitzungen an die Brüder Werner und Friedrich von Bülow. Darin eingeschlossen waren auch alle Rechte und Abgaben einschließlich des Kirchenpatronats, das bis heute in den Händen dieser Familie liegt.

Baugeschichte der St.-Marien-Kirche zu Gudow

Die erste Gudower Kirche aus der Zeit der Gründung des Kirchspiels im 12. Jahrhundert wird vermutlich eine Holzkirche gewesen sein, denn der Bau der heutigen St.-Marien-Kirche kann auf Grund dendrochronologischer Untersuchungen in das Jahr 1241 datiert werden. Dieses Alter bezieht sich jedoch nur auf das einschiffige Langhaus aus Feldsteingipswerk im romanisch-gotischen Übergangsstil, das ursprünglich mit einer runden Apsis abschloss. Diese wurde in der Zeit von 1330-1335 durch den heutigen Kastenchor ersetzt. Das Langhaus schloss im Westen ursprünglich mit einer Feldsteinwand ab, die 1890 bis 1893 durch die jetzige Ziegelsteinmauer ersetzt wurde. Um 1590 war die Kirche baufällig geworden, indem sich vermutlich die Südwand des Chores neigte. Sie wird durch einen Anbau gestützt, in dem bis 1973 die Gruftkapelle der Patronatsfamilie von Bülow war und der seither als Sakristei dient. Der heutige Glockenturm aus Eichenholz wurde 1653 an Stelle eines älteren, vermutlich schon romanischen Turms errichtet, dessen Fundamente noch heute sichtbar sind. Nach einer Abbildung auf dem Bülowschen Epitaph von 1588 war er es ein runder Kirchturm, der aus der Erbauungszeit der Kirche gestammt haben dürfte. Die Gudower Kirche war ursprünglich mit Hochbrandgipsmörtel verputzt, der bei der der Renovierung 1953/54 durch bräunlichen Kalk- und Kalkzementmörtel ersetzt wurde. 2012 wurden die breiten Fugen der Außenwände wieder mit Hochbrandgipsmörtel verputzt.

Innenausstattung

Die St.-Marien-Kirche weist eine für eine Landkirche erstaunliche kostbare Ausstattung auf. Aus der Gründungszeit der Kirche der Taufstein aus gotländischem Marmor, von dem jedoch nur noch die Kuppa erhalten ist, denn er wurde einst an den Gutsschmied verschenkt, der ihn als Wasserbehälter und später als Blumenkübel benutzte, bis er zerbrach und seinen Fuß verlor. 1956 wurde das Taufbecken vom damaligen Ortspastoren Manfred Jonas zurückerworben und nach seiner Instandsetzung wieder seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben. Das Triumphkreuz im Chorbogen stammt aus der Zeit um 1320. Weitere bemerkenswerte Kunstwerke sind die Schnitzfigur einer Madonna auf dem Vollmond (um 1430) und der Marienkrönungsaltar (zweite Hälfte 15. Jahrhundert). Er wurde 1655 als Schenkung aus dem Kloster Lüne übernommen, konnte aber wegen der räumlichen Verhältnisse nicht als Flügelaltar aufgestellt werden, so dass er einige Veränderungen erfuhr. Die Seitenflügel wurden abgenommen und um ihr unteres Maßwerk verkürzt oben auf den Mittelteil des Schreins gesetzt. Auch die Predella wurde gekürzt und mit einem neu übermalten Abendmahlsbild versehen. Schließlich wurde der Altar mit einem Rahmen im Knorpelstil und gedrehten Säulen eingefasst, der oben mit einem Bild von Christus als Schmerzensmann abschließt. Der Taufengel von 1696 ist mit 1,70 Metern einer der größten überhaupt und ist bis heute in Gebrauch.

St.-Annen-Kapelle in Gambek

Eine Kapelle in Grambek wird erst im Visitationsbericht von 1581 genannt, aber sie ist fast hundert Jahre älter, denn beim Abbruch wurde im Altar ein Reliquiengefäß mit einer Urkunde des Bischofs Johann Stalkoper gefunden, der von 1466 bis 1479 Bischof in Ratzeburg war und die Kapelle geweiht hatte. Das baufällig gewordene Gebäude wurde 1913 abgerissen, und fast fünfzig Jahre gab es in Grambek kein eigenes Gotteshaus. Erst 1960/61 wurde die jetzige Kapelle im Rahmen des Kapellenbauprogramms der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche als Fachwerkbau errichtet und am 1. Oktober 1961 eingeweiht. Aus der Vorgängerkapelle wurden der Flügelalter (spätes 15. Jahrhundert) und das spätgotische Kruzifix (15. Jahrhundert) übernommen. Erst seit wenigen Jahren ist auf Betreiben des Kirchenpatrons die spätgotische geschnitzte Figur der Heiligen Katharina (um 1500) aus dem Depot des Landesmuseums Schloss Gottorf wieder in die Kapelle zurückgebracht worden.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.