Viele Pastoren und widerspenstige Tannenbäume: Bernd Dölle, Kirchenvogt in der Kirchengemeinde Bodelschwingh, wird am 20.12.2015 in den Ruhestand verabschiedet. Sein letzter Gottesdienst ist Heiligabend.
Bernd Dölle, Kirchenvogt in der Kirchengemeinde Friedrich von Bodelschwingh, geht nach 23 Jahren Dienst in den Ruhestand. Am 20. Dezember 2015 um 10 Uhr wird er im Gottesdienst zum 4. Advent in der Kirche Friedrich von Bodelschwingh verabschiedet. Im Anschluss daran sind alle zu einem Empfang im Gemeindesaal eingeladen. Sönke Friedrichsen führte ein Gespräch mit ihm:
Sönke Friedrichsen: Herr Dölle, seit 23 Jahren sind Sie ein prägendes Gesicht in unserer Gemeinde. Was sind eigentlich die Aufgaben eines Küsters oder Kirchenvogtes?
Bernd Dölle: Eigentlich sind wir Küster die ersten Ansprechpartner in der Gemeinde und die rechte Hand der Pastorinnen und Pastoren. Wir sind bei allen Amtshandlungen in der Kirche dabei, den Gottesdiensten, Hochzeiten, Taufen und Trauerfeiern. Zu den Arbeiten um einen Gottesdienst gehört das Stecken der Liedertafeln, der Blumenschmuck, das Anzünden der Kerzen, bei Abendmahlsgottesdiensten das Säubern und Bereitstellen des Abendmahlsgeschirrs, des Traubensaftes, die Ausgabe und das Einsammeln der Liederbücher und das Glockenläuten zu Beginn und zum Ende des Gottesdienstes und beim Vater unser.
Sönke Friedrichsen: Ein Teil dieser Aufgaben werden jetzt aber auch vom ehrenamtlichen Blumenschmuck-Dienst und eingewiesenen Gemeindemitgliedern übernommen. Was hatten Sie sonst noch alles zu tun?
Bernd Dölle: Dienste im und rund um das Gebäude, also Garten- und leichte Instandsetzungsarbeiten, kümmern um Aufbau und Abbau von Tischen und Stühlen für die verschiedenen Veranstaltungen in der Kirche, Stellen des Weihnachtsbaumes und so einiges mehr.
Sönke Friedrichsen: Haben Sie da besondere Erinnerungen?
Bernd Dölle: Es gab immer wieder widerspenstige Weihnachtsbäume, die schwer um alle Ecken zu bekommen waren. Aber meistens haben dann Kindergartenväter beim Transport geholfen. Dann die Heizung, die schon in die Jahre gekommen ist und nicht immer so heizte wie sie sollte. Und einmal ist die Schneefräse ausgefallen, als besonders viel Schnee zu beseitigen war. Das war viel schlimmer als die defekte Heizung.
Sönke Friedrichsen: Waren Sie auch von großen Umbaumaßnahmen betroffen?
Bernd Dölle: Die spektakulärste Baumaßnahme war die Kürzung des Glockenturmes im Jahr 2007, als der ursprünglich 30m hohe Kirchturm mit einer Betonschere auf 15m verkleinert wurde. Das waren nötige Arbeiten, weil sich die Bausubstanz so verschlechtert hatte, dass kaum noch mit allen drei Glocken geläutet werden konnte. Der Förderverein Glockenturm unter Leitung von Herrn Gast hatte sich stark für die Verkürzung eingesetzt, sonst würden wir immer noch mit einem Provisorium leben.
Sönke Friedrichsen: Seit ungefähr acht Jahren sieht man sie nicht mehr so oft in der Gemeinde. Was ist da passiert?
Bernd Dölle: Wie Sie sicher wissen geht die Anzahl der Gemeindemitglieder stetig zurück. Deshalb wurde ich zunächst gleichmäßig an drei Gemeinden, nämlich in Wichern, in Bugenhagen und in Bodelschwingh eingesetzt. Das war eine große Belastung für mich. Glücklicherweise ist aber eine Regelung gefunden worden, dass ich jeweils zur Hälfte in Bugenhagen und Bodelschwingh arbeite. Trotzdem vermisse ich schon das Gefühl, für eine Gemeinde ganz und gar arbeiten zu können. Die Arbeitszeit, die ich für die Bodelschwingh-Gemeinde habe, ist zu wenig, um sich um die vielen kleinen Dinge kümmern zu können. Die fallen manchmal dann hinten runter.
Sönke Friedrichsen: Ich erinnere mich auch daran, Sie einmal in der Lutherkirche zu einer Osternachts-Feier gesehen zu haben.
Bernd Dölle: Wenn Not am Mann ist, dann helfen wir Küster uns auch gegenseitig. Nicht nur in der Lutherkirche, sondern auch in der Marienkirche habe ich schon „geküstert“. Es gab Treffen der Küstergemeinschaft, zu der ein Mal im Jahr eingeladen wurde. Dort haben wir nicht nur Kaffee getrunken, sondern uns auch über die einzelnen Kirchen und ihre Besonderheiten ausgetauscht.
Sönke Friedrichsen: Eines ihrer Steckenpferde ist ja der Kindergarten. Wie kam es dazu?
Bernd Dölle: Ich mag Kinder sehr, und bis vor wenigen Jahren haben meine Frau und ich ja hier gewohnt. Mit den Kindern fängt das Gemeindeleben an, und da hat die Bodelschwingh-Gemeinde einen großen Vorteil: der kurze Weg vom Kindergarten in die Kirche. Wenn die Gruppen dann auf Tour waren, nach Haffkrug zum Beispiel, dann habe ich sie dort auch schon Mal besucht. Und so etwas gibt man auch trotz der halben Stelle nicht auf. Die Kinder erinnern sich gerne daran und kommen dann weiter zur Kirche.
Sönke Friedrichsen: Dann ist es auch gut, dass die Konfirmandenräume und die Bühne für die Kleinsten verändert wurden.
Bernd Dölle: Sicher, nur jetzt haben wir das Problem, dass der Gemeindesaal und der Clubraum doppelt belegt sind. Wenn es früher hieß: Können wir noch mit einer Gruppe kurzfristig kommen, war es kein Problem. Heute muss ich dann schon einmal vertrösten.
Sönke Friedrichsen: Wissen Sie, mit wie vielen Pastoren Sie zusammen gearbeitet haben?
Bernd Dölle: Als ich hier begann waren Pastor Preuß und Pastor Albrecht noch aktiv. Die Altpastoren Grube und Harloff hielten auch noch einige Gottesdienste, dann waren da noch Pastorin Böhrk-Martin, die heute die Telefonseelsorge leitet; Pastor Marwedel, unsere heutige Pröpstin Kallies, und nicht zuletzt die Ehepaare Fehring und Kramer. Und dann gab es noch Urlaubspastoren, Vikare und Pastoren im Ehrenamt. So um die zwanzig werden es schon sein.
Sönke Friedrichsen: Was wünschen Sie der Gemeinde und sich selbst noch nach ihrem Abschied?
Bernd Dölle: Der Gemeinde wünsche ich einen Stamm an Leuten, die sich für sie engagieren und ein Auge auf sie werfen. Für mich wünsche ich mir viel Zeit für meine Familie und mein Hobby, das Angeln. Aber wenn man mich ruft, schaue ich auch gerne einmal wieder herein.
Sönke Friedrichsen: Herr Dölle, vielen Dank für die Zeit an unserer Gemeinde und ab dem 1.1. dann viel Spaß in Ihrem wohlverdienten Unruhestand!
Bernd Dölle wird am 20. Dezember 2015 um 10 Uhr im Gottesdienst zum 4. Advent in der Kirche Friedrich von Bodelschwingh verabschiedet.
Im Anschluss daran sind alle zu einem Empfang im Gemeindesaal eingeladen.
Foto: Sönke Friedrichsen