Im August 1914 begann der Erste Weltkrieg – der „Große Krieg“, wie er auch in anderen europäischen Ländern genannt wird. In St. Petri zu Ratzeburg sowie in der Lübecker St. Marienkirche fanden im August 2014 Gedenkgottesdienste statt.
Im August 1914 begann der Erste Weltkrieg mit der Kriegserklärung Deutschlands an Russland – der „Große Krieg“, wie er auch in anderen europäischen Ländern genannt wird. Er war eine humanitäre Katastrophe, die unsagbares Leid, Tod und Schmerzen brachte. In St. Petri zu Ratzeburg sowie in der Lübecker St. Marienkirche finden Gedenkgottesdienste statt.
Die Kirchengemeinde St. Marien lud als Nagelkreuzzentrum zu einer Gedenkandacht um 18 Uhr in die St. Marienkirche Lübeck ein. Die Kirchengemeinde St. Marien ist Teil der internationalen Nagelkreuzgemeinschaft, ein Netzwerk, das sich – in enger Verbindung mit der im 2. Weltkrieg von deutschen Bomben zerstörten und wiederaufgebauten Kathedrale von Coventry – für Frieden und Versöhnung einsetzt.
In Lübeck läuteten um 18 Uhr die Glocken der Marienkirche für zehn Minuten zur Mahnung und zum stillen Erinnern. Auch viele weitere der über 60 deutschen Nagelkreuzzentren, wie z.B. die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin, das Augustinerkloster in Erfurt oder die Frauenkirche in Dresden schlossen sich dem Glockengeläut an. Danach wurde zu einer Andacht eingeladen, in der der Opfer der „Urkatastrophe des 20. Jahrhundert“ (so der Historiker George F. Kennan) gedacht und für Frieden und Versöhnung gebetet wurde. Im Zentrum der Andacht stand das Versöhnungsgebet von Coventry mit seiner siebenmaligen Bitte „Vater vergib“.
Marienpastor Robert Pfeifer zeigte sich besonders erfreut, dass sich nicht nur so viele deutsche Nagelkreuzzentren mit Gedenkandachten beteiligten, sondern zeitgleich auch an der Kathedrale von Coventry die Glocken läuteten und dort anschließend die Gemeinde mit denselben Gebeten und biblischen Lesungen wie in Deutschland Gottesdienst feierte. Es war ein wichtiges Zeichen der Versöhnung und Verbundenheit über die Grenzen hinweg.
Am Sonntag, dem 3. August 2014, um 10 Uhr wurde ein Gedenk- und Friedensgottesdienst unter dem Motto „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ in St. Petri zu Ratzeburg veranstaltet. Der sonntägliche Gottesdienst in der Ansveruskirche entfiel an diesem Tag. Die Predigt hielt Pröpstin Frauke Eiben. Am Gottesdienst wirkte unter anderem Ratzeburgs Stadtarchivar Christian Lopau mit. Er berichtete über den gefallenen Soldaten Hans Winkelmann (einer von 144 getöteten Soldaten aus Ratzeburg), der in Frankreich identifiziert wurde. Lesungen, Gebete, Musik, Lieder und Fürbitten rundeten den Gedenkgottesdienst ab.
„Angesichts der vielen Konflikte in der Welt – wie in Ukraine, Israel und Palästina – ist es umso wichtiger, für den Frieden zu beten und an das menschliche Leid, das Kriege bringen, zu erinnern. Wir wollen gedenken, erinnern und Verantwortung für die Zukunft und den Frieden übernehmen mit der Hoffnung auf Versöhnung“, sagte Pröpstin Frauke Eiben. Fast zehn Millionen Soldaten kamen von 1914 bis 1918 ums Leben, 20 Millionen wurden verwundet, die zivilen Opfer werden auf sieben Millionen Menschen geschätzt. Granaten zerklüfteten und Giftgas verseuchte ganze Landstriche. Der damals propagierte „Heldentod“ brachte ein beispielloses Massensterben. Das Leben der Menschen, der Gesellschaften und der Staaten in Europa wurde durch den Ersten Weltkrieg stark verändert.
Gedenken in besonderer Weise
Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), die in besonderer Weise zum Gedenken aufruft, sagt: „Das Erinnerungsjahr 2014 kann die Möglichkeit eröffnen, in den Kirchen und Gesellschaften die unterschiedlichen Erinnerungen in Europa einander noch einmal zu berichten und zu erzählen, sodass die verschiedenen Sichtweisen miteinander gehört werden können. In den vergangenen Jahrzehnten haben Kirchen weltweit im Prozess „Healing of memories“ erfahren, wie das gegenseitige Erzählen und Zuhören oft zu einem Neuanfang des Miteinanders werden kann. So beinhaltet das Gedenken die Aufforderung, miteinander die unterschiedlichen Wege des Erinnerns zu gehen, um so einen Beitrag zur Versöhnung in Europa zu geben“.
Das EKD Dossier Nr. 5, Juli 2014, ist zum Themenschwerpunkt Erster Weltkrieg veröffentlicht worden. Die aktuelle Ausgabe „Erinnern an den Ersten Weltkrieg“ enthält auch das Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum 100. Jahrestag des Kriegsbeginns. Mit dem Wort „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ (Lukas 1, 79) ruft darin die EKD zu Gewaltlosigkeit auf und erinnert an die Aktualität der Friedensbotschaft des Evangeliums.
Das EKD Dossier steht in der Datenbank und im Internet zum Download: www.ekd.de/ekddossier/archiv.html
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Das „Wort des Rates der EKD zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges“ ist ebenso in der Datenbank sowie im Internet abrufbar:
Wort des Rates zum Ersten Weltkrieg
EKD-MATERIALSAMMLUNG: Die umfangreiche Materialsammlung zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieges steht weiter zur Verfügung unter: Materialsammlung EKD Erster Weltkrieg