Herausforderung? Sieben Wochen Fastenzeit , 12.02.2013

„7 Wochen ohne“ – unter diesem Aspekt verzichten Christen seit 30 Jahren während der Passionszeit auf ihnen lieb gewonnene Gewohnheiten. „Riskier was, Mensch! – 7 Wochen ohne Vorsicht“ lautet die Fastenaktion der Evangelischen Kirche.

„7 Wochen ohne“ – unter diesem Aspekt verzichten Christen bundesweit seit 30 Jahren während der Passionszeit auf ihnen lieb gewonnene Gewohnheiten. „Riskier was, Mensch! – 7 Wochen ohne Vorsicht“ lautet die Fastenaktion der Evangelischen Kirche in diesem Jahr. Und zu „7 Wochen anders leben“ ruft der Verein „Andere Zeiten“ auf. Beiden gemein ist: Die Fastenzeit läuft von Aschermittwoch, dem 13. Februar, bis Ostersonntag, dem 31. März.
Aber was genau bedeutet Fasten eigentlich? Anne Johannigmann, die sich schon für den „Anderen Adventskalender“ zur Weihnachtszeit begeisterte, sagt: „Es ist ein bewussterer Umgang mit dem Alltag. Mit der Hektik, die uns täglich umgibt. Und auch mit dem Konsum“. Verzicht bedeutet für die Lübeckerin in den nächsten sieben Wochen vor allem die Abkehr von Süßigkeiten. „Das wird schwer“, seufzt die 48-Jährige. Aber Johannigmann, die als Assistentin im strategischen Marketing tätig ist, möchte den Verzicht durchziehen. Schön sei, dass sei von „Andere Zeiten“ wöchentlich einen Brief erhält, der mit Erfahrungsberichten, Anregungen, biblischen Geschichten, Gedichten und Karikaturen das Fastenvorhaben unterstützt.

Verzicht kann auch bedeuten, Fleisch, Zigaretten oder das Glas Wein am Abend für die sieben Wochen aus dem eigenen Leben zu verbannen. Oder  den Fahrstuhl. Auf diesen verzichtet Anne Johannigmann jetzt nämlich auch, gemeinsam mit Freundin und Kollegin Nicole Steinmetz. „Ich habe letztes Jahr schon gefastet – auf Süßigkeiten verzichtet und die Treppen dem Fahrstuhl vorgezogen“, berichtet die 43-jährige Teamassistentin. Und: „Die Falsch-Parker-Tickets habe ich mir auch gespart!“ Steinmetz möchte in der diesjährigen Fastenzeit neben dem Naschkramverzicht und dem Treppensteigen noch etwas anderes für sich einrichten: eine „Not-to-do-Liste“: „Sonst mache ich mir immer Listen mit den Dingen, die noch erledigt werden müssen. Dieses Jahr lasse ich das ganz ruhig angehen und schreibe auf die Liste, was ich nicht machen möchte. Das wäre zum Beispiel mich nicht zu ärgern und kein unnötiges Geld auszugeben“.

Ist das Fasten denn überhaupt noch modern? „Ja!“, klingt es einhellig aus den Mündern der beiden Lübeckerinnen. Steinmetz: „Fasten ist aktueller denn je! Ich weiß von einem Kindergarten, in dem sieben Wochen auf Spielzeug verzichtet wurde – um die Sinne der Kinder zu schärfen. Da geht es dann eben hinaus in den Wald und es wird mit Stöckern gespielt“. Anne Johannigmann ergänzt: „Fasten ist nicht altmodisch. Man denke nur an das neumodische Wort ‚Entschleunigung’. Uns allen täte etwas mehr Achtsamkeit gut. Oder auch das Wort ‚Sofortness’, dass alle Bedürfnisse sofort erfüllt werden müssen. Altmodisch ist es heute eher, zur Ruhe zu kommen“. Johannigmann erklärt gleich weiter: „Karneval heißt übersetzt ‚Fleisch lebe wohl’. Und Fasten bedeutet Festhalten (die Fastenregeln) und Beboachten (sich selbst beim Fasten)“. Außerdem käme der Begriff Aschermittwoch aus früheren Zeiten, als noch mit Asche geputzt wurde – er sei also ein Symbol der Reinigung. „Letztlich kann man sagen, dass Fasten heute heißt: Nicht höher, schneller, weiter – sondern langsamer und bewusster.

Und was möchten die beiden Frauen mit den sieben Wochen Fasten erreichen? „Wir möchten gestärkt aus dieser Zeit herausgehen.“ Für Anne Johannigmann bedeutet zum Beispiel der Verzicht auf Süßigkeiten ein sehr großes Opfer. Außerdem finde sie es gut, sich mit der Geschichte des Fastens auseinanderzusetzen. „Ich bin Christin, ja. Aber ich gehe nicht jeden Sonntag in den Gottesdienst. Mit den sieben Wochen fasten frische ich quasi auch wieder meinen Glauben auf. Und ich glaube, dass mir das gut tut“.


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Foto: Fröhliches Fasten: Nicole Steinmetz und Anne Johannigmann freuen sich auf sieben Wochen Verzicht sowie das gute Gefühl dabei und danach.