Darf sich „die Kirche“ in „die Politik“ einmischen? Oder muss sie sich in bestimmten Situationen sogar zu Wort melden? Was ist vom Kirchenasyl zu halten? Fragen wie diese wurden am 25. Januar 2014 in Mölln diskutiert.
Darf sich „die Kirche“ in „die Politik“ einmischen? Oder muss sie sich in bestimmten Situationen sogar zu Wort melden? Was ist vom Kirchenasyl zu halten? Sollte evangelische Religion oder zumindest christlicher Religionsunterricht besondere Berücksichtigung in schulischen Lehrplänen finden? Darf „Kirche“ sich mit Angeboten in Ganztagsschulen beteiligen?
Spannende Fragen wie diese wurden am Freitag, dem 25. Januar 2014, in Mölln diskutiert. Tanja Derlin-Schröder, Jytte Hollweg und Johannes Richter, die sich in der Evangelischen Jugend des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg engagieren, hatten zusammen Jugendpastor Jochen Schultz Vertreterinnen und Vertreter der Jugendorganisationen politischer Parteien eingeladen. Annika Sauer (Grüne Jugend), Timon Kolterjahn (Junge Liberale), Immo Braune (Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD/Jusos) und Nikolas Kleenwort (Junge Union) waren der Einladung gefolgt. Die dreistündige Diskussion war kurzweilig, nicht selten kontrovers, spannend, aber immer von gegenseitiger Wertschätzung gekennzeichnet.
Manche Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Jugend war ein wenig überraschend, wie einig sich die verschiedenen Partei-Vertreter darin waren, dass die Politik der „Kirche als Institution“ keine Sonderrolle zubilligen will. Ganz und gar der religiösen Neutralität verpflichtet könne man in politischen Fragen nicht eine bestimmte religiöse Organisation bevorzugen. Das war für alle nachvollziehbar.
Durchaus uneinig war man sich aber beispielsweise in der Bewertung kirchlichen Einsatzes in Schulen: Während die Einen sozial ausgerichtete Angebote durchaus akzeptabel fanden – wenn zum Beispiel ein Diakon in der Schule ein Frühstück für Schülerinnen und Schüler anbietet, die zu Hause kein Frühstück bekommen – meinten andere, dass schon an dieser Stelle die Neutralitätsverpflichtung der Schule verletzt würde. Schließlich bestünde ja die „Gefahr“, dass die Kirche so versuche, für sich bzw. den christlichen Glauben zu werben. Die kirchlichen Vertreterinnen und Vertreter stellten klar, dass die Kirche kein Interesse an „übergriffiger Missionierung“ habe: „Das haben wir glücklicherweise schon etwas länger hinter uns“, hieß es.
„Dieser Abend war ein erster Schritt. Wir haben uns kennengelernt und festgestellt, dass es - wie immer - hilfreich ist, mehr voneinander zu erfahren“, sagte Jochen Schultz, und alle Anwesenden waren sich einig: Der Dialog soll fortgesetzt werden. Vielleicht entdeckt man durch das gemeinsame Gespräch auch gemeinsame Ziele und verabredet sich zum gemeinsamen Engagement, wie gegen Rechtsradikalismus oder für mehr Partizipationsmöglichkeiten Jugendlicher – in Kirche und Politik.
Foto, v.l.: Nikolas Kleenwort (Junge Union), Immo Brauno (Jusos), Annika Sauer (Grüne Jugend), Johannes Richter (Ev. Jugend), Tanja Derlin-Schröder (Ev. Jugend), Jytte Hollweg (Ev. Jugend), Timon Kolterjahn (Junge Liberale).
Foto: Jochen Schultz