Paul-Gerhardt: Weihnachtsoratorium von Reinhard Keiser, 12.01.2014

Am 1. Sonntag nach Epiphanias, 12. Januar 2014, erklang um 18 Uhr das 2001 wieder entdeckte Weihnachtsoratorium des Hamburger Komponisten Reinhard Keiser (1674-1739) in der Paul-Gerhardt-Kirche, Am Stadtrand 21, Lübeck. Die Leitung hatte Michael Hantke.

Am 1. Sonntag nach Epiphanias, 12. Januar 2014, erklang um 18 Uhr das erst im Jahr 2001 wieder entdeckte Weihnachtsoratorium des Hamburger Komponisten Reinhard Keiser (1674-1739) in der Paul-Gerhardt-Kirche, Am Stadtrand 21, Lübeck. Die Leitung hatte Michael Hantke.

Das prächtig-barocke Werk für vier Gesangssolisten, Chor und großes Barockorchester erklang in einer speziell für diese Aufführung angefertigten Bearbeitung für die Kantorei an Paul Gerhardt und das Lübecker Barockensemble Musici Lubicenses.

Reinhard Keiser ist vor allem bekannt durch seine zahlreichen Opern, die er für die Hamburger Oper am Gänsemarkt geschrieben hat. Von 1696 bis 1718 wurden an dieser  ersten unabhängigen deutschsprachigen  Oper fast nur seine Werke aufgeführt. Sein Schaffensdrang war so groß, dass er bis zu vier Opern im Jahr komponiert und realisiert hat", schreibt Michael Hantke, Kirchenmusiker in der Paul-Gerhard-Gemeinde.

Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Hamburger Bühne habe Keiser von Stuttgart bis Kopenhagen nach adäquaten Anstellungen gesucht, seine Bewerbungen führten aber nicht zum Erfolg. 1728 übernahm er dann wieder in Hamburg das Domkantorat und verschrieb sich bis an sein Lebensende intensiv der Kirchenmusik.

Für eine kleine Kantorei am Stadtrand stellt Keisers 1707 uraufgeführter „Dialogus von der Geburt Christi“ eine dankbare und zu bewältigende Aufgabe dar, weiß Michael Hantke. Im Gegensatz zum gleichnamige Monumentalwerk J. S. Bachs wird dieses dreiteilige Werk durch drei für den Chor homophone, prachtvoll-polyphon instrumentierte Choräle gegliedert. Zwei kleinere, freie Chöre seien vom Umfang und ihrer Satzart her übersichtlich konzipiert (O großer Gott, Gebenedeite Nacht). Rezitative und kurze, liedartige Arien mit Verzicht auf ein da capo erscheinen als sachliche Berichterstattung sowie emotionale Äußerung in zum Teil sehr innovativen Instrumentationen.

Die Bearbeitung greife aber in keiner Weise in Keisers Notentext ein, sondern reduziere lediglich seine ungewöhnlich große Besetzung (3 Clarini, Pauke, 3 Oboi, 3 Bassoni, Streicher und Generalbass) auf ein instrumentales Mindestmaß: es erklingen nur eine Clarino, eine Oboe, Streicher und Generalbass.  Ergänzt werde die Besetzung um einen Flötisten, der mit jeweils passenden Instrumenten den fehlenden Part übernimmt. Verzichtet wird auf Pauke, drei Bassoni und zwei  Clarinen. "Somit kann auch in einer Vorstadtgemeinde mit nur kleinem Musiketat dieses klangprächtige, selten zu hörende Werk aufgeführen", sagte Hantke.

Die Ausführenden sind:
Anne Kristin Blöß, Sopran
Anne Friedemann, Alt
Stefan Lerche, Tenor
Clemens Stermann, Bass
Kantorei Paul Gerhardt Lübeck
Barockensemble Musici Lubicenses
Leitung: Michael Hantke