Ratzeburg: Verabschiedung von Pastor Hans Mader in St. Georg, April 2014

Pastor Hans Mader war Pastor an St. Georg auf dem Berge.  Am 27. April 2014 wurde er feierlich im Gottesdienst durch Pröpstin Frauke Eiben verabschiedet. Mader blickt auf über drei Jahrzehnte Dienst zurück.

Pastor Hans Mader war Pastor an St. Georg auf dem Berge. Am 27. April 2014 wurde er feierlich im Gottesdienst durch Pröpstin Frauke Eiben verabschiedet.

"Nicht alles, was Sie getan haben ist sichtbar. Vieles ist nicht öffentlich sichtbar gewesen, sondern im Gespräch oder am Schreibtisch erdacht und auf den Weg gebracht. Aber die Früchte dieses Wirkens können wir wahrnehmen. Dafür sind wir dankbar", sagte Pröpstin Frauke Eiben. Mit Bescheidenheit und Humor und großer Selbstverständlichkeit habe Mader seinen Dienst getan. In Treue und Sorgfalt sei es ihm gelungen, dass die Schwerpunkte seines pfarramtlichen Tuns immer mitgewachsen sind, so Eiben. Mader blickt auf über drei Jahrzehnte Dienst zurück. Er war der dienstälteste Pastor in der Propstei Lauenburg.

Eine Momentaufnahme: Hans Mader sitzt lächelnd in einem Sessel im Ratzeburger Gemeindehaus St. Georgsberg. Der Rheinländer ist Interviews gewohnt. Gelassen harrt er der Fragen, die da kommen. Mader ist Pastor an St. Georg auf dem Berge. Noch. Am 27. April 2014 wird er im Gottesdienst um 15 Uhr feierlich durch Pröpstin Frauke Eiben verabschiedet. Der 65-Jährige blickt auf über 30 Jahre Dienst als Pastor in der Kirchengemeinde St. Georgsberg zurück. Einen Dienst, den er voller Tatendrang und Gottvertrauen begann. Mehr als drei Jahrzehnte liegen hinter ihm, die von viel Arbeit, großen Veränderungen, inspirierenden Begegnungen und großer Dankbarkeit geprägt sind.

Pastor Mader wurde 1949 in Köln geboren, ist ein bekennender 1. FC Köln-Fan, absolvierte mit 19 Jahren sein Abitur und studierte fünf Jahre Theologie. An das Studium schlossen sich zwei Jahre Vikariat an. „Meine erste Gemeinde war in einem kleinen Ort zwischen Düsseldorf und Essen, hier arbeitete ich fünfeinhalb Jahre als Pastor“, berichtet Mader. Dann kam der Wunsch zum Wechseln – und der Tipp eines Studienfreundes, sich doch im hohen Norden um eine freie Pfarrstelle zu bewerben. Gesagt, getan: „Ich schaute mir circa zehn Kirchengemeinden an, darunter St. Georgsberg. Hier hatte ich gleich das Gefühl: das ist es“. 1981 zog er mit seiner Frau Renate und den Kindern Jan und Mirjam nach Ratzeburg und erfuhr freundliche Aufnahme von Kollegen, vom Kirchenvorstand, den Mitarbeitern und Gemeindegliedern. Der erste Schwerpunkt seiner Arbeit war die Kinder- und Jugendarbeit. Der Miniclub und der Kindergottesdienst, eine neue Jungschar und eine neue Jugendgruppe wurden eingerichtet; die religionspädagogische Betreuung des Kindergartens in der Lübecker Straße und der Konfirmandenunterricht waren wichtige Aufgaben. Maders Frau Renate fand Erfüllung in ihrer Arbeit als Leiterin des Miniclubs und als Gemeindeschwester in der Diakoniestation.

Eine große Herausforderung für Pastor Hans Mader war das Jahr 1989 und die Öffnung der innerdeutschen Grenze: „Wir waren sehr euphorisch und hatten Hoffnung, auch kirchlich zusammenzuwachsen. Leider hielten die Kontakte zu den Kirchengemeinden hinter der ehemaligen Grenze nicht lange. Dafür sind wir heute in der Nordkirche vereint. Manchmal braucht es einfach Zeit, bis ein Zusammenwachsen gelingen kann“.

Veränderungen gab es auch innerhalb Ratzeburgs: Neubaugebiete entstanden. Viele Aussiedler, meist aus Kasachstan, zogen zu. Die ältere Generation fand eine neue Heimat in der Kirchengemeinde – doch die jüngere Generation hatte Probleme, Arbeit zu finden und sich zu integrieren. Die Probleme häuften sich – 1996 wurde mit Mitwirkung Maders ein Runder Tisch gegründet und die Stadt Ratzeburg ins Boot geholt. „Viele Projekte entstanden, darunter auch das „Gleis 21“, das unter der Trägerschaft des Diakonischen Werkes bis heute segensreiche Arbeit leistet“, so Hans Mader.
Weitere Meilensteine in über drei Jahrzehnten waren für den Pastor das Neubaugebiet Barkenkamp und die Besuche der ersten einhundert Häuser, die Sanierung der Kirche St. Georg auf dem Berge, der Abriss des alten Gemeindehauses auf dem Wedenberg und der Umbau des alten Pastorats zum neuen Gemeindehaus sowie die derzeitige, kurz vor Abschluss stehende Grundsanierung des Pastorates in der Lübecker Straße. „Im Frühjahr 2013 zogen wir dort aus – damit das Gebäude saniert werden kann und für meinen Nachfolger alles pünktlich fertig ist“, erklärt der Pastor.

Ein weiterer Punkt bleibt Mader ewig im Gedächtnis: Freundschaften nach Israel und Palästina, insbesondere nach Beit Jala bei Bethlehem und dem damaligen Pastor dort. „Diese Freundschaft war zehn Jahre ein absolutes Highlight für mich. Ich weilte mit meiner Frau etwa zehn Mal vor Ort, wir organisierten vier Gemeindereisen anfangs mit 16 Leuten, später mit über 40“. Das Reiseprogramm stellten die Mitfahrenden selbst auf die Beine und besuchten Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und Kindergärten.

Eine kuriose Anekdote aus seinem Pastorenleben erzählt Mader schmunzelnd: „Ich war mal ein Medienstar“. Während des Studiums habe er angefangen, außergewöhnliche Todesanzeigen zu sammeln. Hintergrund seines Interesses war der frühe Tod der Mutter. „Traueranzeigen beinhalten das Leben und das Sterben. Jede Todesanzeige ist ein Stück Trauerarbeit und auch ein individuelles Glaubensbekenntnis über das, was nach dem Tode erwartet wird. Die Anzeigen nutzte ich als Einstieg für Predigten zum Beispiel am Totensonntag oder Karfreitag“. In den 80er Jahren schrieb der bekannte Redakteur Helmut von der Lippe über das ungewöhnliche Hobby des Ratzeburger Pastoren: „Danach hatte ich eine volle Hütte“, lacht dieser. „Die Bild-Zeitung, RIAS Berlin, RTL – alle wollten mich interviewen. Ich wurde in etliche Talkshows eingeladen und damit ein echter Medienprofi. Seitdem bekomme ich Traueranzeigen aus der ganzen Republik zugeschickt“.

Anzeigen will Pastor Mader auch im Ruhestand weiter sammeln. Und noch mehr: „Reisen, ich liebe das Reisen mit meiner Frau. Dazu etwas Sport wie Radfahren, Fitness, Tischtennis und Schwimmen und hinaus in die Natur mit unserem Hund. Den Rest lasse ich auf mich zukommen. Denn wie das Wort schon sagt: Es ist ein Ruhe-Stand“.