Geschichte der Dom-Kirchengemeinde

Zur Domgemeinde gehören der südöstliche Teil der Lübecker Altstadt und der nordöstliche Teil von St. Jürgen. Als 1160 der Bischofssitz von Oldenburg nach Lübeck verlegt wurde, wurde zunächst ein hölzerner Bau errichtet. 1173 legte Herzog Heinrich der Löwe gemeinsam mit Bischof Heinrich den Grundstein zum jetzigen Backsteindom, der 1247 geweiht wurde. Die Ausdehnung der ursprünglichen romanischen Pfeilerbasilika ist noch heute an den mächtigen Hauptpfeilern, die das Kreuzgratgewölbe des Mittelschiffs tragen, erkennbar. Mit einer Länge von 92 Metern übertraf der Lübecker den ebenfalls von Heinrich dem Löwen erbauten Ratzeburger Dom und war damit seinerzeit einer der größten Backsteinbauten in Norddeutschland.

Erweiterung der Kirche

Mitte des 12. Jahrhunderts wurde der Dom durch die Paradiesvorhalle und den Ostchor erweitert und in den folgenden Jahrhunderten wurden nach und nach die Kapellen eingebaut. Beim Bombenangriff an Palmarum 1942 wurde der Dom schwer beschädigt, und der Wiederaufbau wurde erst 1970 abgeschlossen. Dabei wurde das Raumkonzept grundlegend geändert. Die Gemeinde ist nicht mehr auf einen entfernten Hochaltar ausgerichtet, sondern das Gestühl gruppiert sich in Kreuzform um einen schlichten, nur durch eine Stufe leicht erhöhten, modernen Sandsteinaltar.

Das wohl bedeutendste und bekannteste Kunstwerk im Dom ist die Triumphkreuzgruppe des Lübecker Bildschnitzers Bernd Notke von 1477. Weitere bemerkenswerte Ausstattungsstücke sind der Altar der Stecknitzfahrer (1422), der Altar der kanonischen Tageszeiten (erstes Drittel 15. Jahrhundert), und der Altar mit Maria und dem Einhorn (1506). Ein Meisterwerk ist auch das 1455 von Lorenz Grove gegossene bronzene Taufbecken. Unter den zahlreichen Grabmälern ragt das Bronzegrabmal für den 1339 verstorbenen Bischof Heinrich Bocholt im Zentrum des Ostchores heraus: Auf einer reich verzierten Bronzeplatte ruht die vollplastische, lebensgroße Liegefigur des Bischofs im Ornat.

Entwicklung ab der Reformation

Bis 1804 war der Dom geistlicher Mittelpunkt des Bistums Lübeck. Ab 1530 erhielt die Reformation nach und nach Einzug in den Dom. Seit 1535 wurden für Laien evangelische Gottesdienste eingeführt, ab 1571 dann auch für das Domkapitel. Dennoch gab es bis in das 17. Jahrhundert hinein noch immer katholische Domherren. So blieb Lübeck bis zur Säkularisation 1804 als evangelisches Bistum bestehen. In diesem Jahr wurde der Dom zur Gemeindekirche. Das Gemeindegebiet der Domgemeinde erstreckte sich über Jahrhunderte über die gesamte Vorstadt St. Jürgen bis zur Grenze zum Herzogtum Lauenburg bei Groß Grönau. Dieses ursprünglich nur dünn besiedelte Gebiet erfuhr seit dem 19. Jahrhundert, insbesondere aber nach dem Zweiten Weltkrieg einen enormen Bevölkerungszuwachs. In der Folge wurde 1950 die Kirchengemeinde St. Jürgen abgetrennt, so dass heute nur noch ein kleiner Teil der Vorstadt zur Domgemeinde gehört.

Zu den Schwerpunkten der Gemeindearbeit gehört unter anderem die Kirchenmusik. Hierzu leistet vor allem die 1970 erbaute Orgel der Firma Magnussen einen wichtigen Beitrag.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.