Die Geschichte der Kirchengemeinde St. Jakobi zu Lübeck

Die St.-Jakobi-Kirche wird erstmals 1227 im Oberstadtbuch erwähnt und ist seit alters her die Kirche der Schiffer, Seeleute und Bootsbauer, die im Mittelalter hauptsächlich in diesem Quartier der Stadt wohnten. Bei diesem Gotteshaus handelte es sich jedoch um einen Vorgängerbau, der 1276 bei einem Stadtbrand zerstört wurde. Kurz darauf wurde mit dem Bau der heutigen Kirche begonnen. Der Bau der dreischiffigen Stufenhallenkirche wurde 1334 mit der Vollendung des Hochaltars abgeschlossen. Bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts wurden die Kapellen und die Sakristei angebaut. Der Dachreiter erhielt 1622/23 seine heutige Form, und in der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die alte Turmspitze wegen Baufälligkeit abgetragen und durch den barocken Turmhelm ersetzt, der von vier Kugeln flankiert wird und die Lübecker Stadtsilhouette seitdem prägt.

Bombenangriff 2. Weltkrieg unbeschadet überstanden

Weil die St.-Jakobi-Kirche den Bombenangriff 1942 nahezu unbeschadet überstanden hat, ist die wertvolle historische Innenausstattung vollständig erhalten geblieben und vermittelt dem Betrachter einen Eindruck von der Pracht und Qualität barocker Sakralkunst in Lübeck. Der Altar wurde 1717 von Hieronymus Jacob Hassenberg aus Lübeck nach dem Vorbild des ehemaligen Hochaltars aus der St.-Marien-Kirche geschaffen und von dem Bürgermeister Hermann Rodde der Kirche gestiftet. Unter den spätgotischen Ausstattungsstücken ragt neben der Bronzetaufe von 1466 der nach seinem Stifter benannte Brömbse-Altar heraus, der um 1500 datiert wird. Sein Mittelteil besteht aus Sandstein und zeigt, gerahmt von einer komplizierten Maßwerkarchitektur, in gestaffelten Bildern Kreuztragung, Kreuzigung und Auferstehung. Die einzelnen Figuren sind nicht nur sehr fein heraus gearbeitet, sondern zeichnen sich auch durch eine sehr individuelle Gestaltung der Köpfe aus. Von außerordentlicher Qualität sind auch die Gemälde auf den Innenseiten der Flügel, die auf der linken Seite den männlichen Teil und auf der rechten Seite den weiblichen Teil der Stifterfamilie zeigen.

Orgeln der St.-Jakobi-Kirche

Die St.-Jakobi-Kirche besitzt zwei historische Orgeln, die in ihrem Grundbestand noch in das 15. Jahrhundert zurückgehen und nahezu ununterbrochen bis heute bespielt worden sind. An der Westwand befindet sich über der Empore die große Orgel, deren Untergeschoss aus der Zeit um 1466 stammt. Das Hauptwerk wurde 1504 von Peter Lasur geschaffen. In den Jahren 1671 bis 1675 erfuhr das Instrument durch den Orgelbauer Joachim Richborn eine Überarbeitung und Erweiterung. Auch in den folgenden Jahrhunderten erfuhr die Orgel immer wieder Reparaturen, Erneuerungen und Ergänzungen, bei denen aber der historische Kern stets gewahrt blieb.

An der Nordwand befindet sich die Stellwagen-Orgel, deren Anfänge ebenfalls in das 15. Jahrhundert zurück reichen. Die spätgotische Fassade des Hauptwerks mit ihrem auffälligen Astwerk-Schleierwerk wurde 1515 im Auftrag der Bruderschaft zum Heiligen Leichnam und der Krämer-Bruderschaft gefertigt. Eine grundlegende Überarbeitung und Erweiterung erfuhr die Orgel 1636 durch den Orgelbaumeister Friedrich Stellwagen. Zusammen mit dem rekonstruierten Richborn-Positiv haben diese historischen Orgeln einen großen Anteil an der langen Tradition der Orgelmusik in Lübeck.

Kreuzweg Lübeck

Ein Kalksteinrelief an der Nordwand der Kirche bildet die erste Station von Deutschlands ältestem Kreuzweg, den der Lübecker Kaufmann Hinrich Constin Ende des 15. Jahrhunderts anlegen ließ und von St. Jakobi zum Jerusalemsberg führt. Dank des Namenspatrons ist St. Jakobi auch eine Pilgerkirche. Zur Unterbringung der Pilger hat die Kirchengemeinde im Gebäude Am Jakobikirchhof 5 eine moderne Pilgerherberge eingerichtet. Regelmäßige Pilgerandachten bilden einen Schwerpunkt im Gemeindeleben der Kirche. Weitere Informationen zum Kreuzweg Lübeck finden Sie hier.

Seefahrerkirche

Auch heute noch ist St. Jakobi die Kirche der Seefahrer. Hier fand das geborgene Rettungsboot der am 21. September 1957 gesunkenen Viermastbark „Pamir“ seinen Platz. Anlässlich der fünfzigsten Wiederkehr dieses tragischen Ereignisses wurde in der Pamir-Kapelle am 27. September 2007 die Nationale Gedenkstätte „PAMIR“ der zivilen Schifffahrt eingeweiht, die dem Gedenken aller in der zivilen Schifffahrt ums Leben gekommenen Menschen gewidmet ist. In einem Columbarium unter der Pamir-Kapelle wird seit 2007 den Verstorbenen ein würdevoller letzter Ort gegeben und den Angehörigen die Möglichkeit zum Gedenken.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.