Die Geschichte der Kirchengemeinde Groß Grönau

Zur Kirchengemeinde Groß Grönau gehören die Lauenburgischen Gemeinden Groß Grönau, Groß Sarau, Klein Sarau, Hornstorf und Tüschenbek, der Lübecker Ortsteil Blankensee und das mecklenburgische Dorf Schattin. Im Ratzeburger Zehntregister von 1230 wird das Dorf Grönau noch als zur Parochie Krummesse gehörig erwähnt, aber schon wenig später wurde es ein selbständiges Kirchspiel. Für eine Gründung des Kirchspiels in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts spricht auch das Alter der St.-Willehad-Kirche., deren ältester Teil, der Chor, im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden ist.

Nach dem Zweiten Weltkrieg vergrößerte sich die ursprüngliche Gemeindegliederzahlvon ca. 800 Menschen durch den Zuzug kontinuierlich Um die wachsende Zahl der Gemeindeglieder mit unterschiedlichen kirchlichen Angeboten zu betreuen, wurde 1971 an der Berliner Straße ein modernes Gemeindezentrum mit Kindergarten gebaut.

Bau der St.-Willehad-Kirche

Mit dem Bau der St. Willehad-Kirche wurde nach der Mitte des 13. Jahrhunderts begonnen. Aus dieser Zeit stammt der Kastenchor mit seinen für diese Zeit charakteristischen langen schmalen Fenstern. Der einschiffige Kirchenbau von drei Jochen Länge ist etwas jünger. An den Wänden befinden sich 17 Weihekreuze wohl noch aus der Anfangszeit der Kirche; sie wurden bei den Restaurierungsarbeiten 1934 wiederentdeckt und restauriert. Bei diesen Arbeiten kamen auch Wandmalereien an den Chorwänden zum Vorschein. Das Kirchenschiff besaß ursprünglich ein Gewölbe, das aber nach einem Einsturz im Jahr 1737 durch eine Balkendecke ersetzt wurde. Jüngster Gebäudeteil der Kirche ist der mächtige vierkantige Turm aus Backstein, der seit 1777 einen Vorgänger aus Fachwerk ersetzt.

Kostbare Innenausstattung

Die St.-Willehad-Kirche besitzt eine kostbare Innenausstattung, die zum einen Teil den Lauenburger Herzögen zu verdanken ist und zum anderen durch die unmittelbare Nähe zur reichen Hansestadt Lübeck geprägt ist. Das älteste Ausstattungsstück ist die Kalksteintaufe aus dem 13. Jahrhundert. Der barocke Altar wurde 1806 aus dem ehemaligen St.-Johannis-Kloster in Lübeck erworben, was auch seine Ähnlichkeit zum ehemaligen Hochaltar in St. Marien in Lübeck erklärt. Eine weitere Besonderheit ist die Holzkanzel im manieristischen Stil aus dem Jahr 1602. Kanzelkorb und -treppe sind mit Leinwandbildern von Propheten geschmückt. Die Bilder wurden 1664 von Herzog Franz Erdmann gestiftet, der in Groß Grönau eine Sommerresidenz hatte und Patron der Kirchengemeinde war. Bemerkenswert ist die geprägte Goldledertapete mit Blumenwerk aus dem späten 17. Jahrhundert an der Innenseite des Kanzeltreppengeländers. Tapeten dieser Art waren in der damaligen Zeit eine Besonderheit, die sich nur wenige Menschen leisten konnten. Ein besonders originelles Ausstattungsstück ist eine hölzerne Kesseltaufe aus dem Jahr 1721, die vermutlich von einem einheimischen Küfer angefertigt wurde.
Die Orgel aus dem Jahr 1689 stammt aus der abgebrochenen Kirche des St.-Johannis-Klosters in Lübeck und wurde 1806 von der Grönauer Kirchengemeinde gekauft. Original ist jedoch nur noch das Prospekt erhalten, denn seit 1968 birgt es eine Orgel von der Firma Becker aus Kupfermühle bei Hamburg.

Die Wegekapelle in Klein Grönau

Die Wegekapelle in Klein Grönau liegt zwar auf dem Gebiet der Kommunalgemeinde Groß Grönau, gehört aber nicht zur Kirchengemeinde, sondern untersteht direkt dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Sie gehörte zu einem Aussätzigenhospital an der Landstraße nach Lübeck, das urkundlich erstmals 1265 erwähnt wird. Die Kapelle wurde 1409 im gotischen Stil erbaut. Zu den Ausstattungsstücken gehören die Empore aus dem Jahr 1641, ein Vesperbild in einem kleinen Wandschrank mit Maßwerkbaldachin aus dem der Zeit um 1500 und ein Altarleuchterpaar von 1667. Der spätgotische Corpus eines Kruzifixes wurde in ein neueres Holzkreuz integriert. Bemerkenswert sind auch das noch erhaltene Weihwasserbecken, die barocken Figuren von Maria und Johannes und die Predella des ehemaligen spätgotischen Hochaltars von St. Aegidien.

Das Hospital wurde später in ein Armenhaus und schließlich in ein Altersheim umgewandelt, das bis 1927/28 betrieben wurde. Danach wurde es von der Lübecker Oberschule zum Dom als Schullandheim genutzt. Nach verschiedenen anderen Nutzungen dient es heute als Freizeitheim. In der Kapelle werden in den Sommermonaten sonntags Andachten, zumeist in Plattdeutsch, abgehalten.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.