Die Geschichte der Kirchengemeinde Nusse-Behlendorf

Zur Kirchengemeinde gehören heute die Kirchdörfer Nusse, Behlendorf sowie die Gemeinden Duvensee, Koberg, Kühsen, Panten Poggensee, Ritzerau, Sirksfelde und Walksfelde. Die heutige Kirchengemeinde ist 1978 aus der Fusion der Kirchengemeinden Nusse und Behlendorf hervorgegangen.

Die erste sichere urkundliche Erwähnung Nusses erfolgte 1194 in einem Vertrag zwischen dem Ratzeburger Bischof und dem Domkapitel. Damit gehört Nusse zu den ältesten Kirchspielen im Kreis Herzogtum Lauenburg. Ursprünglich war das Kirchspiel Nusse größer als heute, aber 1278 erhielten die Bewohner von Klinkrade, Sandesneben, Schiphorst, Linau und die bald darauf auch die Dörfer Lunow und Helle die Erlaubnis, sich in Sandesneben eine eigene Kirche zu bauen, die schließlich 1314 eingeweiht wurde. Außerdem befand sich im Mittelalter in Koberg noch eine Kapelle, die 1770 aufgehoben wurde. Im Jahr 1359 verpfändete der sich in Geldnot befindende Lauenburgische Herzog Erich III. für 15.580 Gulden Stadt und Vogtei Mölln an den Lübecker Rat, womit auch Nusse unter Lübecks Herrschaft kam. Der Prozess um den Rückerwerb der Pfandgebiete zog sich bis 1747 hin, als ein Teil der verpfändeten Dörfer der Vogtei Mölln an das Herzogtum Lauenburg zurückkam. Damit wurden auch die kirchlichen Verhältnisse von Lübeck aus mitbestimmt. Im Zuge der Durchführung der Reformation erließ der Rat 1531 eine Kirchenordnung für die Lübecker Landgebiete, zu denen Nusse gehörte. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Nusse unter Truppendurchzügen zu leiden, wobei auch die Kirche verwüstet wurde.

Behlendorf als eigenständiges Kirchspiel

Im Ratzeburger Zehntregister von 1230 erscheint Behlendorf noch nicht als eigenständiges Kirchspiel, sondern war der Parochie St. Georgsberg zugeordnet. Weil die Kirche aber um 1250 errichtet wurde, muss Behlendorf schon kurz darauf selbständig geworden sein. Die erste urkundliche Erwähnung des Kirchspiels Behlendorf erfolgte jedoch erst in der Taxe des Ratzeburger Bischofs von 1319. Im Jahr 1424 erwarb die Stadt Lübeck Hof und Dorf Behlendorf mit Giesensdorf, Harmsdorf, Albsfelde und Klein Anker. Mit der Einführung der Lübecker Kirchenordnung für die Landgebiete von 1531 erhielt Behlendorf einen evangelischen Pastor und einen Küster. Auch nachdem das Dorf Behlendorf durch das Groß-Hamburg-Gesetz 1937 zum Kreis Herzogtum Lauenburg zurückkehrte, verblieb die Kirchengemeinde bei der Lübecker Landeskirche bzw. ab 1977 zum Kirchenkreis Lübeck. Im Zuge der Kirchenkreisfusion wurde die Kirchengemeinde der Propstei Herzogtum Lauenburg zugeordnet. Zum 1. Januar 1978 wurden Behlendorf und Nusse zu einer Kirchengemeinde mit zwei Pfarrstellen vereinigt.

Die Kirche in Nusse

Das Patrozinium der Nusser Kirche ist leider unbekannt, weil sich hierüber weder in den schriftlichen Quellen noch in der mündlichen Überlieferung Hinweise finden lassen. Das heutige Gotteshaus ersetzt einen älteren Bau, der 1837 nach dem Einsturz eines Gewölbes abgebrochen wurde. Der Neubau erfolgte 1838/39 unter Verwendung der alten Grundmauern. Es entstand eine dreischiffige Halle aus Feld- und Ziegelsteinen mit überhöhtem Mittelschiff und eingezogenem polygonalen Chor. Infolge des flachen Neigungswinkels der Seitendächer kam es zu Feuchtigkeitsschäden am Mauerwerk, so dass ein Umbau notwendig wurde. 1914/15 wurde daher ein einheitlich hohes Dach, das alle drei Schiffe überwölbt, gebaut und an der Westseite ein mächtiger, in das Kirchenschiff eingezogener Turm errichtet.

Die Innenausstattung stammt im Wesentlichen noch aus der Erbauungszeit der Kirche. Bemerkenswert ist der spätklassizistische Kanzelaltar, der ebenso wie die Orgel von Theodor Vogt aus Lübeck angefertigt wurde. Auch das klassizistische vasenförmige Taufbecken wurde von C. A: Schönemann 1839 eigens für den Kirchenneubau geschaffen. Es ersetzt ein Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert, das zwar noch vorhanden aber stark beschädigt war. Aus der Vorgängerkirche wurden ein hölzernes Kruzifix (15. Jahrhundert) sowie zwei Gemälde übernommen (Verkündigung, 1. Hälfte 16. Jahrhundert; Abendmahl, 17. Jahrhundert). Erwähnenswert ist auch das Bild des Pastors Andreas Sartori von 1898.

Die Kirche in Behlendorf

Auch von der Behlendorfer Kirche ist das Patrozinium unbekannt. Die Kirche wurde um 1250 im romanisch-gotischen Übergangsstil als einschiffiges Langhaus mit einem eingezogenen Kastenchor errichtet. Der neugotische Turm wurde 1893 errichtet und ersetzt einen freistehenden hölzernen Glockenträger. Im Chorraum sind noch Reste der ursprünglich sehr viel reichhaltigeren Ausmalung aus dem 14. Jahrhundert erhalten, wobei die Darstellung von Christus als Weltenrichter im Chorgewölbe besonders gut erhalten ist. Insgesamt zählt die Ausmalung der Behlendorfer Kirche zu den umfangreichsten Beispielen ihrer Art in einer Dorfkirche in Schleswig-Holstein. In den Fenstern befinden sich 39 Wappengläser von Lübecker Ratsherren und Bürgermeistern. Die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Scheiben wurden 1864 aus der Lübecker St.-Marien-Kirche übernommen. Der hölzerne Altaraufsatz, eine Lübecker Arbeit, wurde 1635 von Bernhard Brosius gestiftet. Der Stifter war Pächter des Hofes Behlendorf und ist im Mittelbild zusammen mit seiner Ehefrau Katharina und seinen Kindern in der Kreuzigungsszene dargestellt. Auch die Kanzel wurde 1635 von Bernhard Ambrosius gestiftet.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.