Die Geschichte der Kirchengemeinde Luther-Melanchthon

Die Luthergemeinde ist 1914 aus dem Pfarrbezirk St.-Lorenz-Süd hervorgegangen, im selben Jahr wurde auch das Gemeindehaus an der Moislinger Allee 96 erbaut. In den schwierigen Zeiten – der Erste Weltkrieg war gerade ausgebrochen – ging man von einem länger währenden Provisorium aus, denn der Gemeindesaal wurde offiziell durch Senior Becker geweiht. Für einen Kirchbau fehlten aber in Folge von Krieg, Wirtschaftskrise und Inflation die Mittel. Stattdessen wurde in der rasch wachsenden Kirchengemeinde 1921 ein zweites Pastorat an der Moislinger Allee 66 und 1927 das Lutherhaus errichtet.

Entstehung der Kirche

Die Lutherkirche wurde  1937 errichtet und ist  damit der einzige Kirchenbau, der in Lübeck während der nationalsozialistischen Diktatur errichtet wurde. Sie entstand nach Plänen der Lübecker Architekten Glogner und Vermehren als nach Westen orientierte Backstein-Saalkirche im Heimatschutzstil mit Elementen der Neoromanik. Charakteristisch ist der Turm mit dem offenen Glockenstuhl. Neben dem Portal ist ein überlebensgroßes Relief Martin Luthers aus Muschelkalk eingelassen, das 1938 von Fritz Behn geschaffen wurde.

Der schlicht gestaltete Innenraum schließt dem Altarraum ab, dem vier gestaffelte Rundbögen eine größere optische Tiefe verleihen. Das schlichte Holzkreuz wurde 1936 mit der von Otto Flath geschaffenen Figurengruppe “Die deutsche Familie” flankiert, Die 1990 in den seitlichen Eingangsbereich der Kirche versetzt wurde. Im Jahr 2014 wurde der Kirchenraum renoviert, wobei auch der Altarraum nach einem Entwurf des Münchener Bildhauers Werner Mally neu gestaltet wurde.

Entwicklungen zur Zeit des Nationalsozialismus

Von 1934 bis 1942 war Karl Friedrich Stellbrink Pastor an der Lutherkirche, der von einem Befürworter zu einem entschiedenen Gegner der Nationalsozialisten wurde und am 10. November 1943 zusammen mit den katholischen Geistlichen Hermann Lange, Johannes Prassek und Eduard Müller hingerichtet wurde. 1949 wurde seine Urne von Hamburg nach Lübeck überführt und links im Foyer der Kirche eingemauert. "Heute ist die Lutherkirche Gedenkstätte, eine Ausstellung auf der Empore erinnert an das mutige Wirken der vier Lübecker Märtyrer.“

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte im Bereich der Lutherkirchengemeinde eine rege Bautätigkeit ein, die dazu führte, dass die Kirchengemeinde geteilt wurde. 1958 wurde die Kirchengemeinde Bugenhagen abgetrennt und 1963 die Melanchthongemeinde. Rückläufige Gemeindegliederzahlen führten dazu, dass die Melanchthongemeinde 2001 wieder mit der Luthergemeinde fusionierte. Die 1965 errichtete Melanchthonkirche wurde 2007 wurde entwidmet und 2010 abgebrochen.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.