St. Nicolai, Mölln 100.000 Euro für die Scherer-Bünting-Orgel

Forscht man in den Archiven nach Orgelbaurechnungen früherer Jahrhunderte, zeigt sich, dass sich die Stadt Mölln in schöner Regelmäßigkeit großzügig an den Kosten für Orgelbaumaßnahmen in St. Nicolai beteiligt hat. „Wir sind sehr dankbar, dass die Stadt Mölln diese Tradition aufgegriffen hat, sich der überregionalen Bedeutung dieses besonderen Instruments bewusst zeigt und 100.000 Euro. für die Restaurierung bereitstellt. Diese Unterstützung trägt wesentlich dazu bei, dieses bedeutende Projekt  einem erfolgreichen Abschluss näher zu bringen“, dankt Hartmut Ledeboer, Vorsitzender des Orgelbauvereins St. Nicolai zu Mölln e.V. Deshalb sei es an der Zeit, mittels einer neuen Leiste mit dem Möllner Wappen die Stadt auf dem Bauschild als Förderin anzuzeigen. Möllns Bürgermeister Jan Wiegels brachte die neue Leiste am Bauschild gleich selbst an. „Ich und meine Familie haben einen engen Bezug zur St. Nicolai-Kirche – ich wurde hier konfirmiert und sie liegt mir sehr am Herzen“. 

Restaurierung schreitet voran

Das Projekt der Restaurierung der Scherer-Bünting-Orgel schreitet voran – und das trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Das Orgeljoch strahlt in frischen Farben, der Turmraum unter der Orgel ist neu gestaltet und gibt den Blick ins Kirchenschiff frei. 

Hier war die Orgel auf Reisen.

Die „Lunge“ der Orgel ist einsatzbereit: sechs große Keilbälge, die entweder vom Windmotor oder mittels Menschenkraft, durch sogenannte Kalkanten, betrieben werden können, warten auf ihren ersten Auftritt. Teile einer alten Holzwand sind wieder zu einer vollständigen Wand ergänzt geworden, die den Balgraum von der Orgel trennt. Der Spieltisch ist eingebaut, fast alle Windladen, die die Luft, die aus den Bälgen durch die neuen Windkanäle strömt, zu den richtigen Pfeifen leiten, befinden sich an Ort und Stelle. An der Spiel- und Registermechanik wird aktuell gearbeitet. 

Historische Vorbilder

Das rekonstruierte Rückpositiv hat bereits seine Farbfassung erhalten, die historischen Teile des Prospekts sind umfassend restauriert. Zurzeit werden gerade die Schleierbretter, die im Prospekt die Leerräume zwischen Pfeifen und Gehäuse dekorativ ausfüllen, für das Rückpositiv geschnitzt und vergoldet, in Anlehnung an die historischen Vorbilder am Hauptwerk und an den Pedaltürmen.

Viel Unterstützung

Grundsätzlich erfreulich stellt sich die finanzielle Entwicklung dar: Nachdem der Bund, das Land Schleswig-Holstein und der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg mit umfangreichen Mitteln die Perspektive für die Realisierung der Restaurierung überhaupt erst eröffnet hatten, freuen sich jetzt Kirchengemeinde und Orgelbauverein darüber, dass durch die Stadt Mölln die Reihe der maßgeblichen Unterstützer der Scherer-Bünting-Orgel weiter anwächst. Die Gesamtkosten der Orgelrestaurierung belaufen sich auf 1,7 Millionen Euro.

Weitere Pfeifenpaten gesucht

Bei aller Freude über die positive finanzielle Entwicklung, zu der auch zahlreiche Orgelpfeifenpaten aus dem In- und Ausland beigetragen haben, bleibt weiterhin noch die Lücke eines sechsstelligen Betrags, die es zu schließen gilt. Daher freut sich der Orgelbauverein über weitere Spender, die immer noch bei vielen schönen Pfeifen der Scherer-Bünting-Orgel Patenschaften übernehmen können. Möglich sind Spenden von 20 bis 2500 Euro. Neben der Patentafel in der St. Nicolai-Kirche informiert darüber auch die Webseite des Orgelbauvereins: www.orgelbauverein-moelln.de.    

Quelle: Hartmut Ledeboer