Propstei Lübeck 7Türme+ wird Stiftung: Lübecks Altstadtkirchen im Fokus

Die Vorstände der künftigen Stiftung 7Türme+: Annegret Röther, Jan-Dirk Verwey und Heike Schumacher (von links). Copyright: Oliver Beck

Lübeck. Lübeck bekommt eine neue Stiftung: Im Audienzsaal des Rathauses findet am Montag, 5. Mai 2025, die feierliche Stiftungszeichnung von 7Türme+ statt. Ziel ist es, die fünf Welterbekirchen in der Altstadt Lübecks dauerhaft zu erhalten. Geführt wird 7Türme+ künftig von einem Vorstandsteam: Annegret Röther, Heike Schumacher und Jan-Dirk Verwey werden die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen. 

Stiftungszeichnung am 5. Mai 2025

„Aus einer Idee im Frühjahr 2023 ist ein erfolgreiches Projekt erwachsen, das mit vielen Aktionen Aufmerksamkeit für unsere sieben Türme und die fünf Altstadtkirchen erweckt hat. Nun ist es an der Zeit, den entscheidenden Schritt zur Gründung der Stiftung zu gehen“, sagt Petra Kallies. Die Lübecker Pröpstin war eine der Initiator:innen von 7Türme+. Nach intensiver Arbeit an der Satzung der bürgerlichen Stiftung hat das Land Schleswig-Holstein als entscheidende Instanz dem Entwurf nun zugestimmt. Am 5. Mai 2025 wird die offizielle Stiftungszeichnung stattfinden. 

Im historischen Rathaus der Hansestadt werden die Mitstiftenden die Gründung der Stiftung 7Türme+ mit ihren Unterschriften beurkunden. Auf der Gästeliste stehen unter anderem der Unternehmer Arend Oetker, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Guido Wendt, Staatssekretär im Landesministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau sowie Wolfgang Sandberger, Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Possehl-Stiftung. Diese hatte im Oktober 2023 zugesagt, eine Stiftung zum Erhalt von St. Marien, St. Aegidien, St. Jakobi, St. Petri und dem Dom zu Lübeck mit insgesamt sieben Millionen Euro zu unterstützen. Für die Gründung von 7Türme+ stellte die Possehl-Stiftung eine Anschubfinanzierung von 700.000 Euro bereit. „Wir freuen uns, zugleich ein Vorstandsteam vorstellen zu dürfen, das sich mit geballter fachlicher Expertise und mit ganz viel Empathie und Herzblut für 7Türme+ engagieren wird“, kündigt Petra Kallies an.

Drei Vorstände für 7Türme+

Annegret Röther ist 57 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Baden-Württemberg, verheiratet und lebt seit 2001 in Lübeck. Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau studierte sie Wirtschaftswissenschaften in Bayreuth und Stuttgart-Hohenheim, ergänzt durch Ausbildungs- und Studienaufenthalte in Frankreich und Spanien. Seit 2001 ist sie in Lübeck bei der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft als Steuerberaterin tätig, seit 2012 als Partnerin. Ihr beruflicher Schwerpunkt liegt in der Beratung von mittelständischen Konzernen, Familiengesellschaften und gemeinnützigen Körperschaften. Seit 2020 ist sie Mitglied des Aufsichtsrats des KJSH e.V. und des Stiftungsrats der KJSH Stiftung – ein Verbund von gemeinnützigen Trägern, die im Jugendhilfe- und Sozialbereich in sieben Bundesländern tätig sind. 

Heike Schumacher ist gebürtige Lübeckerin, 59 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie blickt auf eine über 40-jährige Berufserfahrung im Finanz- und Versicherungswesen zurück. Ihre berufliche Laufbahn begann mit einer Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Sparkasse, wo sie auch ihren Ehemann kennenlernte. Seit nunmehr 20 Jahren ist sie bei der Provinzial Versicherung tätig. Seit vielen Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich für soziale und kirchliche Projekte und ist unter anderem Mitglied des Kirchengemeinderats von St. Marien zu Lübeck. 

Jan-Dirk Verwey, geboren in Recklinghausen, ist heute 64 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Seit 2006 lebt er auf der Altstadtinsel in Lübeck, direkt unter den Kirchtürmen. Nach seiner Ausbildung zum Bergbauingenieur führten ihn seine beruflichen Stationen unter anderem nach Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main und Gelsenkirchen. Fachlich hat er sich insbesondere mit den Themen Finanzierung von Infrastruktur, Daseinsvorsorge, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit befasst. Von 2006 bis 2023 war er geschäftsführender Direktor der Entsorgungsbetriebe Lübeck. Seit 2023 ist er selbstständig als Senior Advisor im Bereich Nachhaltigkeit sowie als Interim-Manager tätig. Ehrenamtlich engagiert er sich als Kassenwart im Verein zum Erhalt der Orgeln, Kunstwerke und historischen Bausubstanz an St. Jakobi zu Lübeck e. V. (seit 2015) und ist seit 2016 Mitglied im Kirchengemeinderat St. Jakobi Lübeck. 

Vorstände sind voll Tatendrang

Die designierten Vorstände sind voll Tatendrang: „Wir tragen Verantwortung für das, was war, und für das, was bleibt. Wir wollen diese Baudenkmäler erhalten, die unsere Wurzeln sind, unsere Geschichte, unsere Zukunft. Ich freue mich auf unsere gemeinsame Arbeit und möchte irgendwann einmal sagen, dass wir etwas geschafft haben – nicht allein, sondern gemeinsam“, sagt Heike Schumacher. 

Annegret Röther: „Die Stiftung 7Türme+ als bürgerlich-rechtliche Stiftung ermöglicht es, bürgerschaftliches Engagement einzuwerben – unabhängig von der Beziehung zur Kirche. Seit unserem Umzug nach Lübeck und meinem großen Respekt vor den schönen wie beeindruckenden Altstadtkirchen habe ich oft darüber nachgedacht, dass diese Aufgabe nicht alleine bei den Kirchen liegen kann. Als ich für den Vorstand angefragt wurde, habe ich mich in dieser Aufgabe wiedergefunden. Es ist mir daher eine große Freude, für diese Stiftung wirken zu dürfen und so Verantwortung für das Weltkulturerbe allen Bürgern nahezulegen.“ 

„Ohne Zweifel ist der technische und bauphysikalische Erhalt der alten Werkstoffe und konstruktiven Elemente eine Riesenherausforderung“, betont Jan-Dirk Verwey. Aber dies sei nicht der Schwerpunkt der Stiftung. „Wir möchten Menschen finden, die ähnlich wie wir empfinden und die bereit sind, dafür gern auch Geld zu geben. Damit der dauerhafte Erhalt gelingt, braucht die Stiftung regelmäßig über viele Jahre eine hohe Spendenbereitschaft von vielen Förderinnen und Förderern aus Lübeck und weit darüber hinaus.“ 

Pröpstin dankt Projektleiter Ralf Nagel

Der großen Herausforderungen ist sich das Vorstandsteam bewusst: Mit St. Marien zu Lübeck und dem Dom zu Lübeck stehen zeitgleich zwei Großprojekte an. Erst vor wenigen Tagen wurden an der Turmspitze von St. Jakobi Schäden entdeckt. Auch hier wird 7Türme+ gefordert sein. Pro Jahr wird die Stiftung in Gründung etwa ein bis zwei Millionen Euro für Instandhaltungsarbeiten benötigen. 

Mit der Stiftungszeichnung am 5. Mai im Lübecker Rathaus endet auch die Tätigkeit von Ralf Nagel als Projektleiter von 7Türme+. Der ehemalige Bundesstaatssekretär und Bremer Senator hatte seit Frühjahr 2024 die Koordination der Aufgaben geleitet. „Wir sind dankbar, dass Ralf Nagel uns mit seiner Expertise unterstützt hat, und danken ihm für sein unermüdliches Engagement – und wir freuen uns darauf, dass sich Herr Nagel fortan im Stiftungsrat von 7Türme+ einbringen wird“, sagt Pröpstin Petra Kallies.