Kirchenkreis Lübeck Lauenburg Ein Leben fürs Ehrenamt: Andreas Stülcken sagt Tschüß

Andreas Stülcken zieht sich nach 40 Jahren in verantwortungsvollen Ämtern aus den Leitungsgremien des Kirchenkreises und der Nordkirche zurück. 2014 erhielt der Lübecker die Bugenhagenmedaille als höchste Auszeichnung ehrenamtlichen Engagements der Landeskirche. Copyright: Bastian Modrow

Lübeck. Andreas Stülcken hat Jahrzehnte lang Kirche aktiv gestaltet. Mehr als das: Der 79-Jährige hat Verantwortung übernommen, im Kirchenkreis ebenso wie auf Ebene der Landeskirche eine Vielzahl  zukunftsweisender Prozesse angeschoben und realisiert. Bereits 2014 ist ihm die Bugenhagenmedaille als höchste Auszeichnung der Nordkirche für ehrenamtliches Engagement verliehen worden. Jetzt verabschiedet sich der Lübecker nach und nach von seinen Ehrenämtern.

Ende November 2023, im Saal des Möllner Quellenhofs, tagt die Synode des Kirchenkreises. „Herr Stülcken tritt ans Rednerpult in seiner Funktion als Leiter des Finanzausschusses. Er trägt Zahlen vor und nimmt Stellung, so kennen wir ihn alle! Ruhig und sachlich, aber immer auch positioniert, nicht neutral, sondern ermahnend, ermutigend, je nach dem, wie er die finanzielle Situation einschätzt“, berichtet Katrin Thomas, Präses der Synode. Aber diese Sitzung ist anders, etwas Besonderes: Im neuen Jahr konstituiert sich das Gremium neu. Andreas Stülcken, der sich viele – sehr viele Jahre in den Dienst seiner evangelischen Kirche gestellt hatte, ist dann nicht mehr mit dabei.

Abschied aus der Synode

Nach beinahe 40 Jahren zieht sich der versierte Kaufmann aus der Arbeit in dem Leitungskreis zurück. „Wir alle vertrauten Herrn Stülcken, wir sind dankbar, dass er mit seiner hohen Fachlichkeit zum Wohle des Kirchenkreises als Mitglied der Synode viele Jahre und Jahrzehnte tätig war, als Mitglied des Finanzausschusses in einem hochverantwortlichen Bereich Entscheidungen getroffen, für uns vorbereitet und stets den Überblick behalten hat“, resümiert Katrin Thomas.

„Natürlich ist das nicht ganz leicht“, sagt Andreas Stülcken. „Aber: Es ist an der Zeit. Ich werde im kommenden Jahr 80 Jahre alt. Es endet jetzt ein Abschnitt meines Lebens. Dafür beginnt ein neuer - und das ist auch gut so.“

Andreas Stücken stammt aus einer christlich geprägten Familie. Erste kirchliche Berührungspunkte gab es in der Gemeinde St. Matthäi. Den Konfirmandenunterricht besuchte er in St. Jakobi. „Im Februar 1963 lernte ich meine Frau Maren kennen, die mich mit in den Kirchenchor schleppte, der damals einmal pro Woche in St. Michael in Siems stattfand“, erinnert er sich. Seine spätere Schwiegermutter engagierte sich zu dieser Zeit in der Kirchengemeinde - „und letztlich hat sie mich aufgrund meiner kaufmännischen Ausbildung als Kassenführer angeworben“.

2014 erhielt er die Bugenhagenmedaille

Der Grundstein für das unermüdliche ehrenamtliche Engagement war gelegt - auf Gemeindeebene, im Kirchenkreis und in der Landessynode. Der ehemalige kaufmännische Vorstand der Vorwerker Diakonie (2002 bis 2009) und langjährige Vorsitzende der deutschen Seemannsmission in Lübeck war vier Jahrzehnte Synodaler als Vorsitzender des Finanzausschusses zunächst im Kirchenkreis Lübeck und später im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg tätig. Als Aufsichtsratsvorsitzender profitierte auch das Diakonische Werk im nördlichen Mecklenburg von seiner Expertise. Und auch in der Synode der Landeskirche mischt Andreas Stülcken mit. Sein Fokus liegt - ganz klar - auf den Finanzen, aber auch das Gebäudemanagement begeistert ihn. Stolz ist er auf den Campus Ratzeburg, das neue Prediger- und Studienseminar der Nordkirche, das er maßgeblich mit realisiert. „Es wird ein wundervoller, zweckmäßiger Bau“.

Sachlich, couragiert, positioniert

„Ihre profunden Kenntnisse und ihr Weitblick sind für unsere Kirche von großem Wert. Mit ihrem persönlichen Engagement bereichern sie unser gemeinschaftliches Leben im höchsten Maße“, würdigte Kirsten Fehrs, Bischöfen im Sprengel Lübeck und Hamburg, Andreas Stücken bereits 2014, als die Nordkirche den Ehrenämter mit der Bugenhagenmedaille ehrte. Katrin Thomas ergänzt heute: „Seine Ruhe und Sachlichkeit, seine freundliche zurückhaltende, aber immer auch positionierte Art, seine Courage, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen, seine Persönlichkeit als einer der – wie es scheint – Unverzichtbaren war eine unschätzbare Bereicherung.“

Noch bis Ende 2024 ist Andreas Stülcken Mitglied der Landessynode. Danach will er sich auch auf Nordkirchen-Ebene vom Ehrenamt verabschieden. Zufrieden blickt der Lübecker auf die vergangenen Jahre seiner Synoden-Tätigkeit zurück. „Für mich stand immer das große Ganze im Fokus, ich habe nie allein die Interessen meiner eigenen Gemeinde vertreten“, fasst er zusammen. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn habe ihn dabei angetrieben: „Wichtig war und ist, dass niemand alleingelassen wird, keine Gemeinde ist in den vielen Jahren - trotz teils großer finanzieller Probleme - insolvent gegangen. Gemeinsam haben wir immer Lösungen gefunden.“

"Kirche muss sich wieder interessant machen"

Das, so hofft Andreas Stülcken, bleibe auch zukünftig so. Und der 79-Jährige wünscht sich Veränderung: „Ich hoffe, dass es Kirche gelingen wird, sich wieder so interessant zu machen, dass die Menschen wieder zu ihr kommen. Kirche muss sich mehr öffnen und Neues zulassen.“

Ohne seine Ehefrau Maren, die die Ehrenämter ihres Mannes stets mitgetragen habe, wäre all das Engagement niemals möglich gewesen. Jetzt, wo ein Lebensabschnitt endet, freut sich Andreas Stülcken auf Zeit mit seiner Familie - mit seiner Frau, mit seinen beiden Töchtern, mit den drei Enkelkindern. „Wir wohnen alle dicht beisammen, das ist ein großer Vorteil“, sagt er. Und auch die Nähe zum Meer und zu den vielen Seen in der Region schätzt der begeisterte Segler sehr. Für einen neuen Abschnitt, der jetzt beginnt.