Am Montag, 3. Oktober 2016 findet um 11.15 Uhr in der Lübecker Bodelschwingh-Kirche ein Orgelkonzert zum Tag der deutschen Einheit statt. Simon Schumacher lädt unter der Überschrift „Einheit zwischen Literatur und Improvisation“ ein.
Am Montag, 3. Oktober 2016 findet um 11.15 Uhr in der Lübecker Bodelschwingh-Kirche ein Orgelkonzert zum Tag der deutschen Einheit statt. Simon Schumacher lädt unter der Überschrift „Einheit zwischen Literatur und Improvisation“ ein. Schumacher hat Literatur von Komponisten ausgesucht, die in West und Ost gelebt oder gewirkt haben. Ihre Klangsprache nutzt der Kirchenmusiker, um auf andere Stücke zu improvisieren. Sie klingen dann so ähnlich, als ob sie von einem alten Meister wären. Kurz gesagt Bach, Brahms und Buxtehude treffen Choral, Popsong oder Filmmusik. „Das ist ein großer Spaß für alle“, weiß Simon Schumacher. Selbst Menschen, die mit klassischer Kirchenmusik wenig am Hut haben, finden in der Improvisation bekannte Klänge aus anderen Bezügen. Und Kirchenmusik-Kenner wissen um die Kunst des Improvisierens.
Simon Schumacher ist A-Kirchenmusiker und hat seit dem Frühjahr den Master Orgelimprovisation. Zwei Jahre hat er dieses Spezialgebiet in Detmold studiert und sich damit einen Traum erfüllt.
Das Improvisieren an der Orgel ist vergleichbar mit dem Poetry-Slam. Die literarischen Texte werden als Bühnenvortrag konzipiert. Die Poetry-Slammer greifen auf das Handwerkszeug der alten Lyriker zurück und nutzen für ihre Texte Reime, Rhythmen, Stilfiguren und Elemente der Rhethorik. Dabei sind immer auf die Interaktion zwischen Dichter und Publikum bedacht.
„Mit der Improvisation bleibt die Kirchenorgel ein interessantes Instrument“, sagt Simon Schumacher. Das Literaturspiel habe Grenzen. Zwar gebe es durch den Musiker und die Orgel immer neue Facetten – der Inhalt aber bleibe gleich. Simon Schumacher nutzt bei seinen Improvisationen etwa das Schema der Sonate, legt ein Barockes Concerto an und spielt mit Thema und Variation sowie Versetten oder der Fuge.
„In der Improvisation kann ich meine eigenen musikalischen Vorstellungen und Formen ausleben“, so Schumacher. Und das macht er schon lange im Gottesdienst. „Ich möchte die Kommunikation zwischen Pastor und Gemeinde musikalisch begleiten“, so Schumacher. Vom liturgischen Wechselgesang bis zum Gemeindelied stellt er sich auf Inhalte, Phrasen und Stimmung ein. So entsteht eine weitere emotionale Ebene im Gottesdienst.
Auf diese besondere Stimmung dürfen auch die Konzertbesucher gespannt sein – immerhin bestimmen sie, auf welche Stücke Schumacher improvisiert. Ob am Eingang per Wunschzettel oder sogar während des Konzerts auf Zuruf – das entscheidet Schumacher spontan. Dieser Mix aus Literatur und Improvisation findet sich selten in der Lübecker Konzertlandschaft – daher lohnt sich der Besuch des Einheitskonzertes in der Bodelschwingh-Kirche, Beethovenstraße 22, (Bus 11, Haltestelle Carl-Jakob-Burkhard-Gymnasium), in jedem Fall.
Zur Person
Simon Schumacher (31) ist Kirchenmusiker in zwei Lübecker Kirchengemeinden. Seine 2/3-Stelle teilen sich die Bugenhagen- und die Friedrich-von-Bodelschwingh-Gemeinde. Er ist ein musikalisches Arbeitstier: Binnen zwei Jahren hat Schumacher drei große Bachkonzerte mit der Kantorei aufgeführt. Den Popchor „b2sing“ hat er gegründet und gestaltet mit den SängerInnen vor allem moderne Formate wie den James-Bond-Gottesdienst oder den ABBA-Gottesdienst. Simon Schumacher ist Teil des Gesangstrios „Himmel & Erde“, das mit Gesang, Stimme und Orgel ebenfalls konzertante Literatur und Improvisation verbindet. Als Mitglied im Instrumentaltrio „suono nuovo“ sprengt er regelmäßig die Grenzen zwischen Barock und zeitgenössischer Improvisation.