Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Brandschutz in Lübecks Altstadtkirchen

Nach dem verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre Dame kam die Frage auf, ob dieses Schicksal auch die Lübecker Altstadtkirchen ereilen könne. „Wir sind alle von diesen Bildern der brennenden Kathedrale schockiert“, sagt Pröpstin Petra Kallies. Ein klingendes Gebet sei mit Glockenläuten nach Paris geschickt worden.

Erinnerungen an die Palmarum-Nacht 1942

Am Ostersonntag, 21. April 2019, bitten die Kirchengemeinden des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg als Zeichen der Solidarität eine um eine zusätzliche Kollekte für den Wiederaufbau der Pariser Kathedrale.Der Brand der Kathedrale Notre-Dame am vergangenen Montag bewegt sehr viele Menschen. Die zerstörerische Kraft des Feuers erschreckt uns und weckt archaische Ängste. Wir sind Gott dankbar, dass er die Feuerwehrleute in diesem schwierigen Einsatz behütet hat!“, erklärt Pröpstin Frauke Eiben ihre Anteilnahme. Der Brand habe bei alten Menschen Erinnerungen an die Palmarum-Nacht 1942 in Lübeck geweckt. „Und viele Flüchtlinge des Zweiten Weltkriegs und Geflüchtete von heute haben ähnliche Bilder im Kopf.“

In der Palmarum-Nacht attackierten britische Bomber Lübecks Altstadt. St. Marien und der Dom wurden schwer getroffen – die Turmhelme brannten ab und stürzten in die Kirchenschiffe. Nach dem Krieg wurde deshalb beim Wiederaufbau viel Wert auf Brandschutz gelegt. Man wusste: Wenn ein Turmhelm abfällt, kann auch ein Dachstuhl einstürzen und es besteht Gefahr für die Bevölkerung.

Stahlbetonkonstruktion in Steinbauweise

„Der Dom und St. Marien erhielten neue Turmhelme aus einer Stahlbetonkonstruktion in Steinbauweise, St. Mariens Dachstuhl ist ebenso aus Beton gebaut. Die Kirchen St. Jakobi, St. Petri und St. Aegidien verfügen noch über Holzkonstruktionen der Turmhelme sowie der Dachstühle. Der Dachstuhl des Doms ist ebenfalls aus Holz“, erklärt Jürgen Rösing, stellvertretender Leiter der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg.

Brandschutz ganz oben auf der Liste

Bei der Sanierung von St. Petri zu Lübeck stand auch der Brandschutz ganz oben auf der Liste. Dieser ist auf dem neuesten Stand inklusive Blitzschutz- und Brandmeldeanlage. „Auch in allen anderen Altstadtkirchen sind Löscheinrichtungen. Bei der jetzt zu planenden Türmesanierung des Domes wird der Brandschutz ebenfalls turnusmäßig in Augenschein genommen und wenn notwendig modernisiert. Die Lübecker Feuerwehr verfügt zudem über großen Sachverstand über die Strukturen der Kirchen und es wurden Schutzkonzepte ausgearbeitet“, so Rösing weiter. In den Kirchen des Kirchenkreises gebe es zudem regelmäßige Überprüfungen des Brandschutzes, sogenannte Brandschauen.

Verschiedene Auslöser können Brände verursachen

Auslöser für Brände wie jetzt in Notre Dame können nach Ansicht von Jürgen Rösing sein: „Bauarbeiten mit elektrischen Geräten – diese müssen nach Gebrauch stromlos geschaltet werden, Strom, Elektrik, Akkus und deren Ladegeräte. Aber auch Glas und Papier, das sich durch Sonneneinstrahlung entzündet, birgt ein Risiko. Und auf ein striktes Rauchverbot in allen Lübecker Altstadtkirchen ist zu achten“.

Immer hellwach

Den Bauingenieur schmerzt es sehr, wenn solch ein Unglück wie in Paris passiert: „Wir sind tagtäglich hellwach, und wenn wir die Bilder der Kathedrale Notre Dame sehen, fragen wir uns: Wo gibt es noch Verbesserungsbedarf, welche Vorkehrungen können wir besser treffen?“ Wie schwer eine Kirche unter einem Brand leide, habe auch mit ihrer Bauart zu tun: „Gotische Gewölbe, wie das von Notre Dame, sind dünner gemauert als romanische und deshalb stärker einsturzgefährdet. Wenn hier ein Strebebogen wegbricht, ist die gesamte Grundstatik in Gefahr“.