Christiane Hörbiger zu Gast in St. Jakobi, Dezember 2013

Den Hamburger Michel füllt sie bereits seit Jahren. Nun hat Schauspielerin Christiane Hörbiger im Dezember 2013 auch die Jakobikirche in Lübeck besucht. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten bescherte die 75-Jährige den Gästen einen wunderbaren literarischen Abend.

Den Hamburger Michel füllt sie bereits seit Jahren. Nun hat Schauspielerin Christiane Hörbiger auch die Jakobikirche in Lübeck besucht. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten bescherte die 75-Jährige den Gästen einen wunderbaren literarischen Abend.

Bescheiden und ehrfurchtsvoll betritt Christiane Hörbiger die Pastorenhäuser von St. Jakobi. Die blonde Schauspielerin, die Mitte Oktober 75 Jahre jung wurde, wirkt frisch und agil. Neugierieg lauscht sie Pastor Lutz Jedeck, der von der Freilegung historischer Deckengemälde der ehemaligen Lateinschule erzählt. „Wir leben auch sehr antik“, brummt es lachend aus dem Hintergrund. Es ist Gerhard Tötschinger, der Lebensgefährte Hörbigers.

Das Paar, das in der Nähe von Wien lebt, verlebte vor der abendlichen Adventslesung in der Jakobi-Kirche am gestrigen 9. Dezember einen Tag in Lübeck und beantwortete die Fragen von Journalisten. „Im Hamburger Michel lese ich seit acht Jahren adventliche Texte“, erzählt die Schauspielerin, auf ihrem Schoß der zweijährige Mops namens „Loriot“. „In Erinnerung an den Meister“, sagt sie lächelnd. Dass sie nun auch in Lübeck weile, sei einem Zufall zu verdanken: „Vor anderthalb Jahren saßen wir in einem Wiener Café und erblickten Björn Engholm, der seine Familie besuchte. Da wir ihn sehr verehren, ging ich auf ihn zu und wir kamen ins Gespräch“. Aus diesem Gespräch entwickelte sich ein guter Kontakt, der Hörbiger und Tötschinger nun nach Lübeck führte. Im Hamburger Michel las die Grand Dame am Wochenende vor ausverkauftem Haus. „Dort kenne ich mich ja mittlerweile mit den Gegebenheiten aus“, scherzt die Hörbiger. Und steigt bereits mittags probehalber auf das Podest in St. Jakobi, um sich einen ersten Eindruck von der Kirche zu verschaffen.

Am Abend nahmen Hörbiger und Tötschinger ihre aufmerksamen Zuhörer mit auf die Reise in eine Welt, in der der Weihnachtsmann noch lebt, St. Nikolaus und Knecht Ruprecht zu Gast sind, Kinderherzen in Erwartung der Weihnachtszeit höher schlagen, Wunder geschehen und Glaube, Poesie und Liebe die wichtigsten Elemente sind. Mit viel Witz, trockenem Humor und Charme begeisterte das Duo sein Publikum: Die Lacher und der Applaus wollten nicht versiegen.

Für Christiane Hörbiger sind die Adventslesungen zu einem wichtigen Bestandteil in der Vorweihnachtszeit geworden: „Durch die Vorbereitung auf die Lesung beschäftige ich mich mit den Weihnachtsgeschichten und den Evangelien. Dadurch komme ich selbst in Weihnachtsstimmung“. Die Texte für Lübeck suchte ihr Lebensgefährte heraus: „Ich habe darauf geachtet, dass Werke mit norddeutschen Bezügen dabei sind. Und besinnliche Texte, aber auch lustige“, so Tötschinger. Werke der österreichischen Schriftstellerin und Lieblings-Autorin von Christiane Hörbiger, Christine Nöstlinger, durften aber nicht fehlen. Weitere Texte stammten aus den Federn von Wilhelm Busch, Siegfried Lenz, Joachim Ringelnatz und Matthias Claudius. Die Textauswahl gefiel dem Publikum in St. Jakobi: „Das war ein einmaliger Abend, der sich gelohnt hat“, so eine Besucherin am Ende der Veranstaltung begeistert.

Ganz fremd ist die Hansestadt der Österreicherin nicht: „Ich war zum Dreh von den ‚Guldenburgs‘ schon in Lübeck“, berichtet Hörbiger. Auch Gerhard Tötschinger wäre fast vom Theater Lübeck engagiert worden, was allerdings an der Verschiebung des Gesprächstermins scheiterte:  „Ich war 21 Jahre jung, hatte nur noch 50 Pfennige in der Tasche und fuhr zurück nach Bad Gandersheim“, lacht Tötschinger, seines Zeichens Schauspieler, Intendant und Schriftsteller. Das heutige Lübeck, besonders in der Vorweihnachtszeit, findet das Paar bemerkenswert: „Alles ist so hübsch geschmückt und erleuchtet. Ganz wunderbar!“

Und lässt sich Christiane Hörbiger gern beschenken? „Ja, schon. Am liebsten schön verpackt mit persönlichen Worten. Und die Geschenke müssen gar nicht teuer sein“. Zu Weihnachten wünsche sie sich eine einfache Waage, die aber standhaft sei. Und Süßes? „Eher weniger, da muss ich aufpassen. Aber ich werde nicht darum herum kommen, Lübecker Marzipan mit nach Hause zu nehmen“, lacht die Schauspielerin. Außerdem beschenke sie sehr gerne, denn: „Ich liebe es, das Lächeln im Gesicht und das Strahlen in den Augen des anderen zu sehen“.

War die „Grand Dame“ vor ihrer Lesung in St. Jakobi aufgeregt? „Aber sicher! Ich habe immer noch Lampenfieber. Das vergeht nie, und das ist auch gut so“.

Foto/Text: St. Jakobi (msn)