Zerrissen, genervt - aber solidarisch: So gehen Jugendliche durch die Corona-Krise. (Symbolbild) Copyright: Ines Langhorst
Die Corona-Pandemie wirkt tief in den Alltag der Menschen hinein. Jugendliche und junge Erwachsene arrangieren sich in Schule, Ausbildung und Studium mit dem harten Lockdown – zum zweiten Mal in dieser Corona-Krise. Die Freizeitgestaltung beschränkt sich auf den digitalen Kontakt in den eigenen vier Wänden – in einer Lebensphase, die durch Unabhängkeit und Freiheitsstreben gekennzeichnet ist. Und doch wird an vielen Stellen deutlich, dass gerade die jungen Menschen mit einem hohen Verständnis durch die Krise gehen.
Corona-Krise: Jugendliche zeigen große Solidarität
„Einerseits gibt es eine hohe Bereitschaft, sich an die Maßnahmen zu halten. Anderseits würden viele gerne wieder „ausbrechen, in Freundschaften und Hobbys investieren. Diese Ambivalenz erleben ja gerade viele“, sagt Holger Wöltjen über die Realtität vieler Jugendlicher. Das ganze Interview mit dem Leiter des Jugendpfarramtes Lübeck-Lauenburg über Jugendliche in der Corona-Krise gibt es hier
Forsa-Umfrage zu Beginn des harten Lockdowns
Seine Erfahrungen decken sich mit dem Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage kurz nach der Verkündung des harten Lockdowns im Dezember 2020. Die Mehrheit der 18 – 29 Jährigen befürwortete die Maßnahmen. 19 Prozent hätten sich strengere Regelm gewünscht. 12 Prozent der jungen Erwachsenen lehnten die Maßnahmen ab. Damit bestätigt sich eine Grundhaltung der jungen Menschen, mit der sie der Pandemie von Beginn an begegnen
Sinus-Jugendstudie 2020: Genervt, aber mitfühlend und verantwortungsbewusst
Die Sinus-Jugendstudie hatte schon im Sommer 2020 gezeigt, dass Jugendliche von der Corona-Krise zwar genervt aber zugleich mitfühlend und verantwortungsbewusst waren. Sie zeigten sich solidarisch mit anderen Generationen. Die meisten schätzen die Auswirkungen der Pandemie auf ihr persönliches Leben zu diesem Zeitpunkt als nicht sonderlich schwerwiegend ein. Jugendliche hätten die Lösung der Klimakrise als zentrale Frage der Generationengerechtigkeit für sich identifiziert, heißt es in der Pressemitteilung zur Sinus-Jugendstudie 2020.
Holger Wöltjen: Große Themen wie Umweltschutz werden wichtig
Das beobachtet auch Holger Wöltjen, Leiter des Jugendpfarramtes. Es gebe viele junge Menschen, denen Themen wie Umweltschutz wichtig geworden seien. Es gebe einen hohen Blick für andere. Verantwortung sei ein Riesenthema.
Corona-Krise wird sich auf Miteinander auswirken
Mit Blick auf die Zukunft sieht Holger Wöltjen Veränderungen im miteinander. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die jungen Leute später sagen: Ich habe auf ganz viel verzichtet, jetzt höre mir mal zu, wenn es um die Dinge geht, die mir wichtig sind. Möglicherweise werden bald die Anfang 20-jährigen etwas fordern, was sonst die Anfang 30-Jährigen gefordert haben," so Wöltjen.
Zukunftsforscher: Auswirkung auf Verhältnis zwischen Generationen
Dass die Corona-Krise das Generationenverhältnis in Deutschland verändern wird, zeigte der Zukunftsforscher Matthias Horx während des Eröffnungsvortrags der midi-Fachtagung „Das gefühlte Corona - Erfahrungen mit der Pandemie und die Folgen für die kirchliche und diakonische Praxis“ im September 2020 auf.
Die jüngeren Menschen hätten zu einem großen Teil die Alten und Kranken durch die Änderung ihres Verhaltens geschützt. „Wir können davon ausgehen, dass die jüngere Generation in den nächsten Jahren nochmal anders ihre Forderungen und Lebensbedürfnisse auf den Tisch legen können.“
Matthias Horx: Neue Allianz zwischen den Generationen
Gerade die Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben in den letzten Jahren über Fridays for future Verhaltensänderungen eingefordert. „Im günstigstens Fall erleben wir eine neue Allianz zwischen den Genereationen“, so Horx. Den gesamten Vortrag gibt es als Video hier.