Das Wort zur Woche von Diakonin Katharina Schneider, Referentin jung + ev.
Ziehen lassen
„Tschüss“ ruft unser Sohn. Ich sehe die freudige Aufregung, aber auch Unsicherheit in seinen Augen. Das Auto ist mit einer Umzugskiste, Sport – und Reisetasche nicht voll beladen. Mehr kann jetzt noch nicht umziehen. Für den Studienstart wurde trotz vieler Besichtigungstermine nur eine Bleibe für den Übergang gefunden. Diese Verabschiedung ist meinem Mann und mir schwergefallen. Ein Abschied von der Selbstverständlichkeit, gemeinsame Zeit als Familie zu verbringen. Der Übergang der Ablösung, ein wichtiger Prozess, um jungen Erwachsenen die Freiheit und Möglichkeit zu geben, selbst ihr Leben in die Hand zu nehmen. Das Herz braucht noch einen Moment „das Kind“ ziehen zu lassen. Der Kopf weiß längst, das ist gut so. Ich merke, dass das Einüben des Loslassens eine Lebensaufgabe bleibt. Der Schriftsteller Ernst Ferstl spricht von der Kunst des Lassens: „Zulassen – Weglassen – Loslassen“, als einen aktiven Prozess der Annahme. Ich ergänze ein Wort: das Überlassen. Wie gut, dass wir als Christ:innen Gott Dinge überlassen dürfen. Loslassen bedeutet dann die Anliegen in Gottes große und fürsorgliche Hand zu legen, sich anzuvertrauen.
Mit einem Augenzwinkern, das Loslassen hat auch etwas Gutes. Die Sportwäsche passt wieder in eine Waschmaschine.