Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Das Wort zur Woche: Wenn Interesse zur Nächstenliebe wird

Pastorin Martina Zepke-Lembcke, Gefängnisseelsorge JVA Lübeck Copyright: Martina Zepke-Lembcke

Das Wort zur Woche diesmal von Pastorin Martina Zepke-Lembcke, Gefängnisseelsorgerin JVA Lübeck

Wenn Interesse zur Nächstenliebe wird

Dieser Tage bekam ich den Anruf einer Studentin: „Ich möchte gern ihre Arbeit kennenlernen. Kann ich bei Ihnen hospitieren?“ Und den Anruf einer renommierten Hamburger Zeitung: „Ich finde ihre Arbeit interessant - können wir nicht einen Artikel über ihre Arbeit in der JVA Lübeck machen?“ Zu Weihnachten mehren sich solche Anfragen: „Wie ist Weihnachten im Gefängnis?“ werde ich gefragt. Ich höre echtes Interesse, aber wie kann dieses Interesse den einzelnen Menschen, die im Gefängnis eine Haftstrafe verbüßen, gerecht werden? Diese Frage ist schwierig zu beantworten. 

Ich erlebe den ehrenamtlichen Besuchsdienst, der über die Resohilfe Lübeck (Rechtsfürsorge e.V. Resohilfe Lübeck) organisiert wird. Engagierte Menschen durchlaufen eine Ausbildung und können dann ehrenamtlich im Gefängnis Besuche machen. Ich erlebe die Telefonseelsorge: Sie bekommt Anrufe aus dem Gefängnis und lädt mich ein, um Fragen zu klären. Ich habe nach einem Gemeindebriefartikel eine Spende für das nächste Weihnachtsfest bekommen - für einen Menschen ohne Taschengeld. Da passiert viel im Stillen. Und vieles, über das ich nicht berichten kann. Aber ich spüre, wo Interesse und diakonisches Engagement zusammengeht, erfüllt sich das Dreifachgebot der Liebe: Gott und den Nächsten und sich selbst zu lieben.