Propstei Lauenburg Zwischen Dunkel und Hoffnung: Michaelisempfang zur Zukunft der Friedhöfe

Diskussionsrunde auf dem Podium (von links) des Michaelisempfangs: Propst Philip Graffam, Eric Wrede (Bestatter und Trauerbegleiter), Mareike Hansen (Trauerbegleiterin und Hospizseelsorgerin), Tomke Buchholz (Kantor St. Petri Ratzeburg) und Bernd K. Jacob, Friedhofsbeauftragter des Kirchenkreises. Copyright: Bastian Modrow

Ratzeburg. Rund 80 Gäste waren am Montagabend (29. September 2025) der Einladung von Propst Philip Graffam zum Michaelisempfang des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg in die Stadtkirche St. Petri nach Ratzeburg gefolgt. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft kamen zusammen, um über ein Thema ins Gespräch zu kommen, das alle betrifft und doch oft verdrängt wird: Tod, Trauer – und die Zukunft der Friedhöfe.

80 Gäste in St. Petri Ratzeburg

Das diesjährige Motto „(Schwarz)Dunkel und Hoffnung(Licht)“ stellte Friedhöfe in den Mittelpunkt. „Friedhöfe sind Orte, an denen sich Vergangenheit und Gegenwart, Trauer und Hoffnung begegnen“, sagte Propst Graffam in seiner Begrüßung. „Wir wollen fragen, wie solche Orte der Erinnerung in Zukunft lebendig bleiben können: Wie verbinden wir individuelle Trauer mit dem Eingebundensein in eine Gemeinschaft? Und was braucht es, damit Friedhöfe auch morgen Orte des Lebens, der Würde und der Hoffnung sind?“

Ein besonderer Dank des Propstes galt den Kantor:innen Tomke-David Buchholz und Min Uhlig, die den Empfang musikalisch gestalteten.

„Trauer ist keine Krankheit, sondern eine Antwort“

Als Gastredner war Eric Wrede eingeladen, einer der bekanntesten Bestatter Deutschlands. Der ehemalige Musikmanager hat mit seinem Berliner Bestattungsinstitut „lebensnah“, seinen Büchern und Podcasts neue Wege im Umgang mit Tod und Trauer aufgezeigt. Immer wieder betont er: „Trauer ist keine Krankheit, sondern eine Antwort – eine Antwort auf Liebe.“

In seinem Impuls „Braucht noch irgendjemand Friedhöfe?“ bekannte sich Wrede für die Bedeutung dieser Orte. Anhand von Zahlen aus der Schweiz zeigte er, dass selbst dort, wo keine klassische Bestattungspflicht herrscht, 95 Prozent der Urnen letztlich auf Friedhöfen beigesetzt werden – oft erst nach Monaten. „Menschen brauchen Zeit zum Trauern. Das ist von besonderer Wichtigkeit“, so Wrede.

Was Trauernde seiner Erfahrung nach am dringendsten benötigen, fasste er in einer Liste zusammen: „Zuhören und Mitgefühl, Rituale und Erinnerung, Gemeinschaft und Austausch, Zeit – und einen aktiven Austausch. Letzterer ist der wichtigste Punkt und wird vielerorts noch immer sträflich vernachlässigt.“

Podium: Mehr Individualität, weniger Tabu

Im Anschluss diskutierte Wrede gemeinsam mit Mareike Hansen (Hospizseelsorgerin und Trauerbegleiterin), dem Friedhofsbeauftragten des Kirchenkreises Bernd K. Jacob und Musiker Tomke Buchholz. „Wir brauchen mehr Individualität – sowohl in Bestattungsformen als auch in den begleitenden Ritualen“, betonte Jacob. Der Kirchenkreis sei dabei offen: „Wir machen alles möglich, solange weder das Bestattungsgesetz des Landes noch die Arbeitssicherheit dagegenstehen.“

Zugleich verwies Jacob auf positive Entwicklungen: „Friedhöfe sind längst auch Orte der Kultur und Begegnung. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren viel erreicht.“ Dies sei auch dem Zusammenspiel zwischen Kirche und Kommunen zu verdanken. Einigkeit bestand zwischen den Teilnehmenden überdies in der Forderung, Tod und Trauer weiter zu enttabuisieren. 

Gespräche in gelöster Atmosphäre

Nach dem offiziellen Teil klang der Abend bei Snacks und Getränken aus. Viele Gäste nutzten die Gelegenheit, um die Themen Tod, Trauer und Hoffnung im persönlichen Gespräch zu vertiefen – ganz im Sinne des Michaelisempfangs, der in diesem Jahr den Blick auf das Dunkle wagte und zugleich Wege zur Hoffnung aufzeigte.

 

Impressionen vom Michaelisempfang