Pröpstin Petra Kallies denkt in ihrem geistlichen Wort über Christi Himmelfahrt nach. Copyright: Guido Kollmeier
Da standen sie und staunten: die Jünger und Jüngerinnen Jesu. Vor ihren Augen wurde Jesus am Himmelfahrtstag, vierzig Tage nach seiner Auferstehung, aus ihrer Mitte aufgehoben. Eine Wolke entzog ihn ihren Blicken. So steht es in der biblischen Apostelgeschichte im 1. Kapitel.
Himmelfahrt: Ich kann nicht glauben, dass das so tatsächlich passiert ist
Ich gebe es zu: Christi Himmelfahrt ist nicht mein Fest. Ich kann nicht glauben, dass das so tatsächlich passiert ist. Also: körperlich und historisch. Wo soll er denn dann hingeflogen sein? Das ist alte bildliche Sprache, eine Metapher, die besagt: „Jesus wandelt nicht mehr physisch auf dieser Erde. Ihr braucht nicht nach ihm zu suchen, um ihn zu berühren, real anzufassen.“
Der Himmel der Bibel ist nicht „das blaue Himmelzelt“, ist nicht die Atmosphäre, die den Planeten Erde umgibt. Der „Himmel“ ist die Sphäre Gottes – kein Ort im Universum, den wir mithilfe von Koordinaten bestimmen könnten.
Gott erkennen wir nur wie in einem trüben Spiegel
Gott ist für uns Menschen nicht be-greif-bar, nicht zu fassen. Wenn wir von Gott etwas verstehen (oder zu verstehen meinen), dann sind das immer nur Bruchstücke, Ahnungen. Der Apostel Paulus schreibt einmal: „Gott erkennen wir nur wie in einem trüben Spiegel.“
Wer wissen will, wie Gott ist, sollte nicht spekulieren, sondern die Evangelien lesen. An Jesus kann ich etwas ablesen über Gott: wie Jesus gelebt hat, wie er mit seinen Mitmenschen umgegangen ist, für wen er Partei ergriffen hat, wie er von Gott erzählt hat, wie er seinem Glauben nicht abgeschworen hat, sondern für die unbedingte Liebe ans Kreuz gegangen ist - und dass er aus Gottes Kraft auferstanden ist. Wenn wir wissen wollen, wie Gott ist, dann sollen wir auf Jesus Christus schauen. In ihm wird der unsichtbare, ewige Gott offenbar.
Sehnsucht nach einem Gegenüber
Am Anfang der Bibel wird erzählt, dass Gott die Menschen erschuf, aus Sehnsucht nach einem Gegenüber, „als ein Bild, dass uns gleich sei.“ Diese Sehnsucht ist auch uns Menschen ins Herz gelegt; ist Bestandteil unserer Seele – der „Himmel“ ist immer schon in uns. Weil auch wir uns sehnen nach dem Gegenüber. Nach Gott.
Gott lässt sich finden
Gott lässt sich finden. Auch in der unermesslichen Leere zwischen den Galaxien. Doch viel mehr finden wir ihn, wenn wir im Alltag aufmerksam hinhören und hinschauen. Wir entdecken Gott in unseren Mitmenschen – in denen, die unser Leben reich machen, und in denen, die unsere Hilfe brauchen.
Wir entdecken Gott in seiner wunderbaren Schöpfung, in dieser unglaublichen Artenvielfält und Schönheit.
Wir entdecken Gott, wenn wir beten und uns neue Kraft geschenkt wird. Wir entdecken Gott, wenn wir zur Ruhe kommen und Trost finden.
Christi Himmelfahrt bedeutet: Jesus Christus und Gott sind eins. Für eine Weile lebte er unter den Menschen und zeigte uns, wie Gott ist.
Wir sind nicht allein in dieser Welt. Dafür sorgt Gottes Heilige Geistkraft. Aber das ist ein anderes Fest und wird zu Pfingsten erzählt werden.
Bleiben Sie getrost und behütet – Gott ist einem jeden Menschenkind nah!
Pröpstin Petra Kallies