Künstler Armin Mueller-Stahl im Gespräch mit Pastor Robert Pfeifer beim Festakt in St. Marien zu Lübeck. Copyright: Oliver Beck
Lübeck. Im Rahmen eines Festakts mit 50 geladenen Gästen ist heute (26. September 2025) in St. Marien zu Lübeck das Original-Porträt von Eric M. Warburg, gemalt von Armin Mueller-Stahl, als Dauerleihgabe aus der Sammlung der Familie Max M. Warburg übergeben worden.
Das Werk ist ab sofort in der Gedenkkapelle von St. Marien zu Lübeck zu sehen, wo es zusammen mit den herabgestürzten Glocken und dem Coventry-Nagelkreuz an Krieg, Zerstörung, Wiederaufbau und Versöhnung erinnert – und nun auch an die Persönlichkeit Eric M. Warburg.
Worte der Dankbarkeit und Verbundenheit
Pastor Robert Pfeifer betonte in seiner Eröffnungsansprache die besondere Bedeutung des Moments: „Wunden und Heilung der Geschichte sind an kaum einem anderen Ort so greifbar wie in St. Marien. Voll Dankbarkeit freuen wir uns, dieses Bild in Empfang nehmen zu dürfen.“
Der Künstler und Schauspieler Armin Mueller-Stahl, der der Feierlichkeit beiwohnte, würdigte die Rolle Warburgs und die Symbolkraft des Ortes: „Ich komme aus einer Pfarrersfamilie, bin aufgewachsen in Kirchen. Ich bin dankbar, dass dieses Bild hier hängt. Wir können diesem Mann verdanken, dass Lübeck so steht wie es steht und nicht dem Erdboden gleich gemacht wurde. Ich sehe hier diese zerschellten Glocken. Ich bin berührt.“
Mueller-Stahl hat das Porträt von Eric M. Warburg im Rahmen seiner Serie Jüdische Freunde geschaffen, die Weggefährten ehrt, jüdisches Leben sichtbar macht und ein Zeichen gegen Antisemitismus setzt. Das Porträt ist mit den Worten “Der Mann, der Lübeck vor den Bomben bewahrte” überschrieben.
Erinnerung an einen Brückenbauer
Eric M. Warburg, deutsch-amerikanischer Bankier und Politikberater, hatte entscheidenden Anteil daran, dass Lübeck nach dem verheerenden Luftangriff von 1942 vor einer weiteren Zerstörung bewahrt wurde.
Max M. Warburg, der zusammen mit seiner Ehefrau Dr. Nagila Warburg und seinem Sohn Eric nach Lübeck gekommen war, erinnerte an die enge Verbundenheit seines Vaters mit der Hansestadt: „Mein Vater hatte eine besondere Beziehung zu Lübeck – aus seiner Jugendzeit. Er hat verhindert, dass es eine zweite Bombardierung Lübecks durch die Engländer gibt. Er wusste sehr genau, dass es hier keine Industrie gab, die bedeutend war, und die Opfer vor allem Frauen und Kinder aus den östlichen Gebieten gewesen wären.“
Ein Werk von bleibender Bedeutung
Mit dem Porträt wird die Gedenkkapelle von St. Marien noch deutlicher zu einem Ort des Erinnerns und der Mahnung. Neben den stummen Zeugen von Krieg und Zerstörung – den herabgestürzten Glocken und dem Nagelkreuz von Coventry – tritt nun das Antlitz Eric M. Warburgs, das von Bewahrung, Versöhnung und Menschlichkeit erzählt. Das Bild ist damit nicht nur Kunstwerk, sondern auch ein lebendiges Zeichen, das kommende Generationen ermutigt, Verantwortung zu übernehmen und Frieden zu suchen.
2008 benannte die Hansestadt Lübeck die Klappbrücke über die Trave nach Eric Warburg. Das Bauwerk verbindet den im Nordosten der Altstadt gelegenen Stadtteil St. Gertrud mit dem im Nordwesten der Altstadt gelegenen Stadtteil St. Lorenz-Nord (genauer gesagt die Einsiedelstraße mit der Hafenstraße). Der Unternehmer Christian P. Schlichte setzt sich seit 2017 dafür ein, die Verdienste Eric M. Warburgs in Lübeck stärker zu würdigen.