Große personelle Schwierigkeiten in den Kindertagesstätten Schleswig-Holsteins attestiert die Studie im zu Personalausfällen vom Aktionsbündnis „Unsere Kinder - unsere Zukunft“ Schleswig-Holstein. Auch evangelische Kitas in der Propstei Lauenburg sind davon betroffen.
Große personelle Schwierigkeiten in den Kindertagesstätten Schleswig-Holsteins attestiert die Studie zu Personalausfällen vom Aktionsbündnis „Unsere Kinder - unsere Zukunft“ Schleswig-Holstein. Die Studie, die Ende Oktober 2016 veröffentlicht wurde, führte das Deutsche Institut für Sozialwirtschaft im Auftrag des Kita-Aktionsbündnisses durch und befragte rund 1000 nicht-kommunale Einrichtungen im Land. Am 22. November 2016 wird sie auf der Veranstaltung „Kitas am Limit! Aktionsbündnis schlägt Alarm“ in Rendsburg öffentlich mit Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) diskutiert.
Das Ergebnis besagt, dass in vielen an der Studie beteiligten Kindertagesstätten in Schleswig-Holstein akuter Personalmangel herrsche und es besonders bei Krankheits- oder Urlaubsausfällen zu Engpässen komme. Oft kann der gesetzlich vorgeschriebene Personalschlüssel während der Öffnungszeiten nicht eingehalten werden. Dieser liegt bei eineinhalb pädagogischen Fachkräften für 20 Kinder in der Regelgruppe von drei bis sechs Jahren. Für 10 Krippenkinder sind zwei pädagogische Fachkräfte vorgesehen.
Auch in den Ev.-Luth. Kindertageseinrichtungen im Lauenburgischen stoßen die Mitarbeitenden immer wieder an ihre Grenzen: „Feste, die sonst gefeiert wurden, mussten gestrichen werden, ebenso Ausflüge oder Sonderprojekte“, berichtet Susanne Wenck-Bauer, Leiterin des Fachdienstes Evangelische Kindertagesstätten in der Propstei Lauenburg. Sie persönlich wisse auch von Kitas, die aufgrund von Krankheit und des daraus resultierenden Personalmangels Gruppen schließen mussten. „Dies wird als allerletzte Notlösung gesehen, da Eltern Schwierigkeiten bei der Unterbringung ihrer Kinder haben.“ Auf dem einmal pro Monat vom Fachdienst Kindertagesstätten veranstalteten Konvent der Leitungen sei das Thema „hoher Krankenstand“ seit zwei Jahren sehr präsent, berichtet Wenck-Bauer weiter. Der U3-Ausbau, verlängerte Gruppenöffnungszeiten und geringere Jahresschließzeiten hätten zu einem höheren Personalbedarf geführt, der nicht adäquat angepasst worden sei. „Erhöhter Stress und die enorme Arbeitsbelastung führen nicht selten zu einer Krankmeldung“. Die Diskrepanz zwischen dem eigenen Anspruch an die zu leistende Beziehungs- und Bildungsarbeit und den bestehenden Möglichkeiten führe am Ende zu Frust und Unzufriedenheit - und dem gefürchteten Burnout.
„Die Kitaleitungen berichteten, dass bei Spontanausfällen Mitarbeitende überredet werden müssen, einzuspringen. Häufig findet sich aber auch niemand und die Leitung muss selbst den Dienst übernehmen. Diese Mehrarbeit führt zu einer Spirale des Arbeitsausfalls, da die Stunden wieder abgebummelt werden müssen. Dazu kommt, dass Kinder und Eltern wechselnde Ansprechpartner haben und einfach zu wenig Zeit da ist, um individuell auf die Kinder und ihre Eltern einzugehen.
Nach Einschätzung der beiden pädagogischen Fachberatungen des Fachdienstes Evangelische Kindertagesstätten, Franziska Johns und Mary Herbst, ist die Umsetzung der Bildungsleitlinien und damit die Qualität in den Kindertageseinrichtungen gefährdet.
Die Personalausstattung in den evangelischen Kindertagesstätten im Kreis Herzogtum Lauenburg ist sehr unterschiedlich. . Es müssen Personalstunden für Vertretungsfälle wie Urlaub, Fortbildung oder Krankheit mit den Bürgermeistern individuell verhandelt werden. „Hier haben einige das Problem bereits erkannt und trotz höherer Belastung der öffentlichen Kassen zusätzliches Personal genehmigt“, so die Kita-Fachdienst-Leiterin. „Positiv ist, dass in Gremien des Kreises die Themen Standards und Personalausstattung präsent sind und dort nach Lösungen für zumindest gute Rahmenbedingungen auf Kreisebene gerungen wird. Bund und Land müssen weiterhin aufgefordert werden , die finanziellen, personellen und räumlichen Rahmenbedingungen der Kindertageseinrichtungen zu verbessern“.
Und zu guter Letzt haben die evangelischen Kindertageseinrichtungen mit massiven Nachwuchssorgen zu kämpfen: „Auf Ausschreibungen kommen oft gar keine Bewerbungen an“, so Wenck-Bauer. Und das, obwohl im Berufsbildungszentrum Mölln die Anzahl der Ausbildungsplätze für pädagogische Fachkräfte gestiegen ist.. Der Fachdienst hat eine mögliche Erklärung: „Viele studieren nach der Ausbildung noch. Oder machen etwas völlig anderes, da die Attraktivität des Erzieherberufes aufgrund des niedrigen Gehalts und der Rahmenbedingungen nicht sehr groß ist“.
Hintergrund:
Träger der 54 evangelischen Kindertageseinrichtungen mit etwa 480 Mitarbeitenden sind die Ev.-Luth. Kirchengemeinden der Propstei Lauenburg. Der Fachdienst Ev. Kindertagesstätten im Kirchenkreis Lübeck Lauenburg berät und unterstützt Träger und Mitarbeitende in den Kindertageseinrichtungen bei der Bewältigung ihrer vielfältigen Aufgaben mit dem Ziel, die Qualität in den Einrichtungen zu stärken und zu verbessern.
Das Kita-Aktionsbündnis Schleswig-Holstein besteht aus der Landeselternvertretung, den Gewerkschaften GEW, Ver.di, der Kirchengewerkschaft und den Freien Wohlfahrtsverbänden sowie dem VEK. Informationen zur Studie gibt es unter www.vek-sh.de.
Foto: Feste, Aktionen und wie hier die Kinderkirche in Nusse-Behlendorf sind Bestandteile eines aktiv gelebten Kindertagesstätten-Alltags. In vielen Einrichtungen mussten aber schon Projekte augrund des Personalmangels gestrichen werden.