Propstei Lübeck Erinnerung an Dr. Niels Hasselmann: Trauerfeier für Lübecks ehemaligen Propst

Dr. Niels Hasselmann war von 1979 bis 2001 Propst in Lübeck. Im Alter von 89 Jahren ist der Theologe im September 2025 verstorben. Copyright: Christina Hasselmann

Lübeck. Mit großer Anteilnahme ist in St. Marien zu Lübeck Abschied von Propst i.R. Dr. Niels Hasselmann genommen worden. Familie, Freunde, Weggefährtinnen und Weggefährten, zahlreiche Pastorinnen und Pastoren sowie Vertreter:innen des öffentlichen Lebens kamen zusammen, um dem langjährigen Lübecker Propst zu gedenken. Die Trauerfeier leitete Pröpstin Petra Kallies, die in ihrer Ansprache das Wirken und die geistliche Haltung von Niels Hasselmann in den Mittelpunkt stellte.

Trauergottesdienst in St. Marien 

„Ein großer Lebenskreis auf dieser Erde hat sich geschlossen“, sagte Petra Kallies. „Im hohen Alter von 89 Jahren hat Gott Niels Hasselmann aus diesem Leben abgerufen.“ In ihrer Ansprache erinnerte sie an das bewegte Leben eines Mannes, dessen Denken und Handeln gleichermaßen von Theologie, Menschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein geprägt war.

Ein Leben für Theologie, Kirche und Ökumene

Geboren 1936 in Flensburg als Sohn eines Propsten, wuchs Niels Hasselmann in einem von kirchlicher Prägung geformten Elternhaus auf. Nach dem Theologiestudium in Hamburg, Heidelberg, Göttingen und Zürich führte ihn sein beruflicher Weg zunächst in den ökumenischen Dienst des Lutherischen Weltbundes, unter anderem nach Genf und Kopenhagen. Dort betreute er neun Jahre lang die Deutsche Gemeinde und pflegte intensive ökumenische und interkulturelle Kontakte – Erfahrungen, die ihn zeitlebens prägten.

1975 wurde er Oberkirchenrat im Lutherischen Landeskirchenamt Hannover, verantwortlich für ökumenische Beziehungen und die Arbeit mit Partnerkirchen in Lateinamerika. Drei Jahre später folgte der Ruf nach Lübeck: 1979 trat Niels Hasselmann das Amt des Propstes an, das er über zwei Jahrzehnte bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2001 innehatte.

„Er war ein Theologe mit weitem ökumenischem Horizont und zugleich ein Pastor, der den Menschen zugewandt blieb“, sagte Pröpstin Kallies. „Niels Hasselmann verband Glauben und Denken, Tradition und Aufbruch, Amtsbewusstsein und Humor. Sein theologischer Kompass war klar: die Liebe Gottes als Mitte des Glaubens – und als Auftrag für die Welt.“

Ein Brückenbauer in Kirche und Stadt

Während seiner Amtszeit in Lübeck prägte Hasselmann den Kirchenkreis in einer Zeit großer Veränderungen. Nach der Fusion der früher eigenständigen Lübecker Landeskirche mit der Nordelbischen Kirche war er maßgeblich am Neuaufbau von Strukturen beteiligt. Zugleich initiierte er die ersten Schritte hin zur Regionalisierung kirchlicher Arbeit.

Ein Herzensanliegen war ihm St. Petri zu Lübeck. Gemeinsam mit Pastor Günter Harig entwickelte er das Konzept, die schwer beschädigte Innenstadt-Kirche nicht als klassische Gemeindekirche, sondern als offenen Ort für Kunst, Kultur und Theologie zu gestalten. „St. Petri war für ihn mehr als ein Gebäude“, so Kallies, „es war ein Symbol für die offene, einladende Kirche, die er sich wünschte.“

Auch über seinen Ruhestand hinaus blieb Niels Hasselmann der Kirche verbunden – als aufmerksamer Beobachter, als engagierter Unterstützer der Flüchtlingshilfe und als Mensch, der Freundschaften pflegte und Zeit für Begegnungen hatte. Nach dem Tod seiner Frau Brigitte im Jahr 2017 zog er sich zunehmend zurück, blieb jedoch bis zuletzt geistig wendig und interessiert. Dr. Niels Hasselmann war am 11. September 2025 verstorben.

Ein bleibendes Zeugnis des Glaubens

Für seine eigene Trauerfeier hatte Niels Hasselmann bereits vor vielen Jahren vorgesorgt. Die Musik und die Lesungen legte er selbst fest – und er hinterließ eine Predigt, die er an Silvester 1997 in St. Marien gehalten hatte. Sie sollte, so sein Wunsch, eines Tages wieder erklingen.

Pröpstin Kallies zitierte daraus zentrale Passagen, die das theologische Herzstück seines Glaubens bezeugen. Seine Worte seien, sagte sie, „eine bleibende Botschaft des Vertrauens und der Hoffnung – und erstaunlich aktuell“. 

Die Predigt in Auszügen

„Egal, was passiert… auf jedem Menschen, egal wie schwach oder alt, wie gesund oder krank, wie unscheinbar oder geehrt, liegt der Glanz der Liebe Gottes; niemand ist ausgeschlossen…

Weder eine schläfrige Kirche noch irgendein Marktgötze,
weder der Medienrummel um Stars noch das kluge Philosophieren,
weder Aids noch Krebs,
weder dunkle Depressionen noch überhelle Halluzinationen können uns trennen von Gottes Liebe.
Ich kann mich davon sogar nicht einmal selbst trennen, so wenig sich ein Kind trennen kann von der Liebe der Mutter, auch wenn es nichts von ihr wissen will.
Ich kann die Liebe Gottes vielleicht leugnen, aber sie ist doch da und brennt in der Liebe einer Mutter oder eines Freundes – oder eines treuen Hundes…

Es gibt viele Erfahrungen, die gegen Gott und seine Liebe sprechen, aber es gibt noch mehr Grund zu der Gewissheit, dass Gottes Liebe, wie sie in Jesus erschienen ist, schlechthin nicht umzubringen und zu beseitigen ist…

Denn ich bin persönlich zutiefst überzeugt, dass
weder gegenteilige Beweise noch schlimme persönliche Erfahrungen,
weder Tod noch Leben,
weder finstere Mächte noch helle Lichtgestalten,
weder Vergangenes, Gegenwärtiges noch Zukünftiges…
uns scheiden kann von der größten Kraft und der stärksten Energie, die es überhaupt gibt:
von der Liebe Gottes, wie sie am klarsten in Jesus allen Menschen offenbar ist.
Diese sei mit uns … und brenne in uns und strahle aus uns heraus.“