Vertrauen, Offenheit und eine gute Perspektive: Drei Wünsche hat Friedrich Kleine mit in seinen neuen Job genommen. Erfüllbar, sollte man denken. Aber Friedrich Kleine arbeitet seit April 2014 in der JVA Lübeck.
Vertrauen, Offenheit und eine gute Perspektive: Drei Wünsche hat Friedrich Kleine mit in seinen neuen Job genommen. Erfüllbar, sollte man denken. Aber Friedrich Kleine arbeitet seit April 2014 in der JVA Lübeck. Er ist Pastor im Gefängnis. Ein Ort, der gemeinhin wenig mit Vertrauen, gar nicht mit Offenheit und nur für Wenige mit einer guten Perspektive in Verbindung gebracht wird.
Da sein, zuhören, Zeit haben für Fragen des Glaubens und Lebens, der Schuld und der Vergebung in seelsorgerlichen Gesprächen - darin sieht Friedrich Kleine seine wichtigste Aufgabe.
Friedrich Kleine ist 53 Jahre alt und hat die letzten 20 Jahre Gemeindearbeit in all ihren Facetten kennengelernt: Stadt, Dorf, sozialer Brennpunkt, Öffentlichkeitsarbeit. Zuletzt war er in Herzhorn, Landleben mit Dorfkultur und jeder Menge ehrenamtlichem Engagement. Zum Schluss seiner Dienstzeit konnte er noch einen neu gebauten Kindergarten einweihen.
„Künftig möchte ich mich voll auf die Seelsorge konzentrieren“, sagt Kleine. Er will den Gefangenen wie den Bediensteten als Gesprächspartner zur Seite stehen und Spielräume eröffnen helfen. Eine große Aufgabe in der abgeriegelten Gefängniswelt.
Friedrich Kleine hat eine pastoralpsychologische Zusatzausbildung. Diese besondere Qualifikation in der Seelsorge kommt ihm in der JVA Lübeck zugute. Dazu kommen die regelmäßigen Gottesdienste, die er im Wechsel mit seinen katholischen Amtsbrüdern hält. In der JVA wird statt am Sonntag immer sonnabends Gottesdienst in der Kapelle gefeiert. Auch ticken im Gefängnis die Uhren anders. Viele Türen, viele Schlösser, strenge Regeln und feste Strukturen prägen nicht nur den Alltag der Gefangenen nun auch die Arbeit von Pastor Kleine.
Das ist neu und wird sicher auch für einige Zeit so bleiben. Kollegen aus der Gefängnisseelsorge sagen, dass man sich ein ganzes Jahr Zeit nehmen sollte, um anzukommen. „Das scheint zu stimmen. Zwar habe ich nahezu alle Abteilungen ein Mal besucht. Aber bis man sich wirklich auskennt, wird es noch dauern.“
Ein Jahr zum Ankommen im Knast, ein Jahr, um zuzuhören, da zu sein. Ein Jahr um zu beten und bitten, um Vertrauen, Offenheit und eine gute Perspektive – auch und gerade für jeden Gefangenen.