Der „Evangelische Verein für Soziale Dienste Sankt Salvatoris e.V.“ aus Geesthacht hat sich dem Diakonischen Werk Herzogtum Lauenburg angeschlossen. Am 9. September 2016 wurde anlässlich des Zusammenschlusses ein Gottesdienst in Geesthacht-Düneberg gefeiert.
Zuerst gab es Gespräche, es folgten Verhandlungen und seit dem 1. August 2016 ist es offiziell: Der „Evangelische Verein für Soziale Dienste Sankt Salvatoris e.V.“ aus Geesthacht hat sich dem Diakonischen Werk Herzogtum Lauenburg des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg angeschlossen. Dafür wurde ein Gottesdienst am Freitag, 9. September 2016, um 13.30 in der Christuskirche Geesthacht- Düneberg, Neuer Krug 1, gefeiert. Nach dem Gottesdienst gab es einen geselligen Empfang im Gemeindehaus gegenüber.
Es wurde ein neuer Fachbereich namens „St. Salvatoris – Hilfen für Kinder und Jugendliche“ geschaffen. Alle Aufgabenfelder und Mitarbeitenden wurden übernommen und setzen die bewährte Arbeit in Trägerschaft des Diakonischen Werkes fort.
Der Verein St. Salvatoris feierte in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Er unterstützt Familien, Kinder, Jugendliche und Heranwachsende durch vielfältige ambulante Hilfen in den Räumen des ehemaligen Pastorats in der Rudolf-Messerschmidt Straße 8. Hier lernen Kinder und Jugendliche das Leben in der Gemeinschaft. Dazu kommen Eltern-Kind-Treffs und offene Räume für Eltern zum gegenseitigen Kennenlernen und Austausch. Seit Januar 2016 betreut St. Salvatoris unbegleitete minderjährige Ausländer in der Jugendherberge Geesthacht. Zurzeit werden dort 48 Jugendliche betreut.
Seine Ursprünge hat der Verein in der Arbeit mit Sinti und Roma zunächst in einer Kirchengemeinde in Geesthacht, bis er sich aufgrund des Arbeitsaufkommens wirtschaftlich und rechtlich selbstständig machte. Die Arbeit des Vereins wurde inzwischen so vielfältig und umfangreich, dass sie mit ehrenamtlicher Vorstandstätigkeit nicht mehr bewältigt werden konnte. Daher wurde der Anschluss an das Diakonische Werk Herzogtum Lauenburg angestrebt und sorgfältig vorbereitet.
Vor eineinhalb Jahren kam die Anfrage, sich dem Diakonischen Werk anschließen zu dürfen. Es fanden erste Gespräche mit Pröpstin Frauke Eiben, der Kirchenkreisverwaltung und Heiko Steiner, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, statt. Frauke Eiben freut sich über den neuen Zuwachs: „Das passt hervorragend zusammen! Es ist eine glückliche Fügung, dass der Verein St. Salvatoris im vierzigsten Jahr in ehrenamtlicher Leitung seine Erfahrung und Kompetenz nun in unser Diakonisches Werk einbringen wird. Wir freuen uns über den neuen Fachbereich, der sehr gut zum Aufgabenprofil der Diakonie in der Propstei Herzogtum Lauenburg passt. Mit einem fröhlich-festlichen Gottesdienst in der Christuskirche Geesthacht-Düneberg wollen wir um Gottes Segen für die gemeinsame Arbeit bitten. Gemeinsam machen wir uns stark für Menschen in Not: diakonisch, mit Herz und Verstand!“.
Heiko Steiner ergänzt: „Wir planten einen neuen Fachbereich, der genau die Bereiche umfassen sollte, die der Verein bereits betreute“, so Steiner. Für Detlef Boie – von Beginn an Mitgestalter und jahrelanger Vorstandsvorsitzender des Vereins, unterstreicht der Übergang die kirchlich-diakonischen Wurzeln des Vereins. „Gemeinsam mit unseren engagierten Mitarbeitenden übernimmt jetzt die Diakonie Verantwortung für das Wohl von Kindern und Jugendlichen. Keinen Menschen verloren zu geben, gleich in welchen Lebensverhältnissen er aufgewachsen ist und woher er kommt, bleibt die grundlegende Aufgabe.“
Als Ergebnis dieser gemeinsamen Überzeugungen erfolgte zum 1. August 2016 der Übergang des Vereins zum Diakonischen Werk. Die 33 Mitarbeitenden setzen in dem neu gegründeten Fachbereich „St. Salvatoris – Hilfen für Kinder und Jugendliche“ unter der bewährten Leitung von Christina Imholte ihre engagierte Arbeit fort.
Den Verein wird es als Förderverein weiter geben. Seine Aufgabe ist es, die wertvolle Arbeit in Geesthacht zu unterstützen. Hierbei ist jedes Engagement herzlich willkommen.
Info:
Die Arbeitsfelder des neuen Fachbereichs umfassen im Einzelnen:
• Betreuung unbegleiteter minderjähriger Ausländer in der Jugendherberge Geesthacht (zurzeit 48)
• Sozialpädagogische Familienhilfe
• Erziehungsbeistandschaft
• Soziale Gruppenarbeit
• Projekte (Trainingsraum, Kleinkindergruppe)
• Offene Räume (frühe Hilfen/Offener Frühstückstreff für Eltern)
• Schulbegleitung
• Lerntherapie
• Sozialpädagogische Lernhilfe
Hier lesen Sie die Predigt von Pröpstin Frauke Eiben:
"Liebe Gemeinde,
„Alle Eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für Euch.“ dieser Satz steht als Wochenspruch über diesen Septembertagen und so habe ich ihn festgehalten für diese festliche Stunde, in der wir um Gottes Segen bitten für den Fachbereich St. Salvatoris in unserem Diakonischen Werk, für das Zusammenwachsen von Verein und Kirchenkreis und das Vertrauen unter uns und zu unseren kommunalen Vertragspartnern.
Hört auf, euch Sorgen zu machen, ruft Jesus seinen Menschen zu.
Diesen Rat so ohne weiteres zu befolgen ist nicht so einfach.
Sorgen kann man nicht abstellen, oder abstreifen, wie ein Kleid. Sie schleichen sich in unsere Gedanken, und im schlimmsten Fall rauben sie uns den Schlaf und machen uns krank.
Wie geht es Ihnen mit den Sorgen?
Ich mache mir welche: Um die Menschen, die auf der Flucht sind, um Asyl und Mauern. Ich sorge mich um das Klima in unserem Land, darum, dass Ängste geschürt werden und Fremdenfeindlichkeit in vielen Debatten kein Tabu mehr ist.
Ich sorge mich um die Demokratie in Europa, um Terror und den Missbrauch von Religion.
Ich sorge mich auch von Zeit zu Zeit um unsere Kirche und deren Relevanzverlust in unserer Gesellschaft.
Darum, ob wir die richtigen Worte finden, um Menschen zu erreichen, die in Not sind.
Natürlich gibt es auch die Sorge, nicht zu genügen, in dem Amt oder dem Beruf den man ausfüllt, ob alles zu schaffen ist und man der Verantwortung gerecht wird.
Liebe St. Salvatoris Mitarbeitende, vielleicht hatten oder haben Sie auch Sorgen im Hinblick auf Ihren Arbeitsplatz.
40 Jahre hat der Vorstand des Vereins ehrenamtlich und mit großem Engagement die Arbeit geleitet, neue Arbeitsbereiche erschlossen, Verhandlungen geführt und für Sie als Mitarbeitende gesorgt.
Und nun kommt ein Wechsel: Aus der Fusionsgeschichte unseres Kirchenkreises weiß ich, dass eine größere Arbeitseinheit nicht unbedingt Begeisterung auslöst sondern verunsichert. Die Wege werden weiter, die Zentrale ist weit weg, alles scheint anonymer zu werden und man fragt sich, haben die uns im Blick?
Manche von Ihnen haben sich gesorgt, was aus dem Arbeitsvertrag wird und ob jetzt ganz alles anders wird.
Ich hoffe, diese Sorgen sind inzwischen klein geworden oder haben sich bestenfalls verflüchtigt, nachdem wir uns kennengelernt haben und die wichtigste Ansprechperson Frau Imholte auch in Zukunft für sie da sein wird.
Sorgen kann man nicht einfach abstellen, aber sie sollen nicht über uns herrschen und uns klein machen.
Ein verantwortlicher Umgang mit den Sorgen ist es, zu klären, zu verstehen und einzuordnen was den wirklich an ihnen dran ist und den Rest Gott bei Gott abzuwerfen: als Gebet und Klage, als Bitte um Orientierung und in dem Wissen, dass keiner von uns alleine diese Welt retten kann.
Dazu sind wir nicht geschickt.
Aber das heißt natürlich nicht, dass wir tatenlos abwarten und zusehen, wie rundherum die Probleme wachsen.
Sorge hat nicht nur die unangenehme Seite, dass sie uns belastet und ins Grübeln bringt, Sorge hat auch eine lebenserhaltende Seite: Sie macht uns aufmerksam auf eine vielleicht bedrohliche Situation, sie fordert uns heraus, sie spornt uns an, etwas zum Guten zu wenden und unsere Kreativität einzusetzen.
Sorgen-für – Für-Sorge beschreibt das Sorgen für einen Menschen oder eine Situation, die uns anvertraut ist. Sie ist ein Motor des diakonischen Handelns von Anfang an.
Damit dieses Sorgen-für nicht zu einer Belastung führt, die den Helfer ausbrennt, erinnert das Bibelwort an eine gute Überlastungsprophylaxe. „Alle eure Sorge werft auf ihn“.
Niemand der im sozialen Bereich Not wendet, muss alles allein tragen. Als Christen vertrauen wir darauf, dass Gott mitträgt, und dass es guttut, wenn wir uns daran erinnern lassen.
Im Englischen gibt es eine extra Vokabel für das für-sorgen: to care beschreibt diese Haltung mit: sich kümmern, sich interessieren, pflegen, jemanden betreuen, aufpassen, behüten.
Mir gefällt diese Differenzierung gut.
Aus der berechtigten Sorge um ein Unrecht und eine Not, entsteht bei einem mitfühlenden, aufmerksamen Menschen der Impuls nicht einfach alles zu lassen wie es ist.
Darin ist uns Jesus Vorbild, der Not aufdeckt, anspricht und wendet. Nie gegen den Willen der Betroffenen sondern immer mit ihnen.
Liebe Mitarbeitende und Vereinsmitglieder von St. Salvatoris,
wenn man 40 Jahre zurücksieht, war es bei Ihnen genau so: Sie haben eine Not wahrgenommen: Die Lebenssituation der Sinti in Geesthacht und insbesondere die Kinder und Jugendlichen, die Orientierung benötigten und Unterstützung um in der Schule und im Leben gut zurecht zukommen.
Aus christlicher Überzeugung haben Sie sich einer Randgruppe zugewandt, Menschen, die sich nicht einfach integrieren lassen und die mit Vorurteilen versehen sind.
Viel Enthusiasmus, liebevolle Parteilichkeit, Durchhaltevermögen hat dazu geführt, dass aus diesem Anfang ein wichtiger diakonischer Träger im Süden des Herzogtums geworden ist, in dem es immer noch und immer wieder um Bildungschancen für Kinder und Jugendliche geht.
Aus der Sorge, dass in einer Stadt Konflikte wachsen und Unverständnis wächst, Kinder und Jugendliche darunter leiden, ist ihre Für-Sorge ihr CARING entstanden und stetig gewachsen.
Ich habe großen Respekt vor dieser Leistung, davor das Wort und Tat des christlichen Glaubens im Blick geblieben sind.
Dass aus dieser Parteilichkeit die Verantwortung erwachsen ist, sich um Trägerschaft für die Betreuung der minderjährigen Flüchtlinge erwachsen ist, ist stringent.
Ich freue mich, dass Sie mit dieser Geschichte und ihrem heutigen Engagement unser diakonisches Handeln im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und im Kreis Herzogtum Lauenburg bereichern
Caring Community – eine sorgende Gemeinschaft ist für unsere Städte und Gemeinden eine überlebenswichtige Haltung. Dass wir als Kirchengemeinden und Diakonie unser Netzwerk und unsere Überzeugung dafür einsetzen und zur Verfügung stellen, ist ein großes Ziel, an dem ich festhalten möchte. Wenn die Sorgen um Armut, Gesundheit, Pflege, Arbeit, Bildung, Fremdheit oder Einsamkeit wachsen, ist es gut, auf ein Netzwerk zurückzugreifen, das hilft diese Sorgen zu wenden. Nachbarschaftlich, kompetent und mit dem Ansatz die Menschen so zu stärken, dass sie ihre Mitte wiederfinden und Verantwortung für sich übernehmen und behalten.
Eine sorgende Gemeinschaft ist das Gegenteil von den Gruppierungen, die nur das eigene Wohl im Blick haben und so ausgrenzen und Hass und Angst säen. Egoismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit passen da nicht hinein.
Eine Sorgende Gemeinschaft sein und sich dennoch nicht von den Sorgen der Welt erschlagen lassen, dass ist mein Wunsch für den gemeinsamen Weg in Kirche und Diakonie und für unsere Gesellschaft insgesamt. Gemeinsam mit anderen, doch mit klarem christlichen Profil.
Dazu brauchen wir Kraft und einen Standpunkt, der uns erdet.
Karl Barth hat es treffend so beschrieben: die Zeitung in der einen Hand und die Bibel in der anderen, das ist die Ausrüstung für einen Christen.
Die Sorgen kennen, politisch handeln und sich nicht in den Sorgen aufreiben, daraus entsteht Gutes."