Sie sind berührend schön: Die zehn Kurzfilme "GET INTO THE FLOW". Zwei sind bereits online zu sehen.
Sie sind berührend schön: Die zehn Kurzfilme "GET INTO THE FLOW". Zwei sind online bereits zu sehen.
Im März 2015, startete das Projekt FLOW der Gemeindediakonie Lübeck e.V. FLOW wendet sich an junge Flüchtlinge zwischen 16 und 25 Jahren. Ziel ist die Verbesserung der in vielen Bereichen schwierigen Lebenssituation der jungen Menschen.
Der Berliner Filmemacher Tim Hamelberg hat eine Reihe von Kurzfilmen dazu gemacht. "GET INTO THE FLOW" ist die Überschrift. Ihn hat vor allem das Mentoringprogramm interessiert. Hier bilden je ein Ehrenamtlicher und ein Flüchtling ein sogenanntes Tandem, um gemeinsam die verschiedensten Hürden bei der Integration zu überwinden. Seit September 2015 war Hamelberg regelmäßig mit seinem Filmteam in Lübeck zu Gast, um die Entwicklung einzelner Tandems zu dokumentieren. „Wir haben insgesamt acht verschiedene Tandems interviewt und über einen längeren Zeitraum begleitet. Das Ergebnis sind sehr beeindruckende und berührende Einblicke in das Leben der jungen Menschen. Es geht um das Ankommen in Lübeck, um das Kennenlernen der Tandems und um gelebte Willkommenskultur“, erklärt Hamelberg.
Eine bewegende Premiere hat die Kurzfilmreihe „GET INTO THE FLOW“ jüngst in Lübeck gefeiert. Mehr als 250 Gäste drängten sich im Großen Saal der Gemeinnützigen, um die insgesamt zehn Filme über das Mentoringprogramm des Projektes „FLOW – Für Flüchtlinge! Orientierung und Willkommenskultur“ zu sehen.
Einer der Kurzfilme erzählt die Geschichte von Ahmad Hassoun und Stephan Warnke. Auf die Frage, warum er Mentor im Projekt „FLOW – Für Flüchtlinge! Orientierung und Willkommenskultur“ geworden ist, antwortet Stephan Warnke mit nur einem Satz: „Ich wollte Flagge zeigen.“ Der 33-Jährige Lehrer berichtet, dass das Thema Flüchtlinge in seinem Stadtteil vor einem Jahr sehr kontrovers diskutiert worden sei: „Es wird immer von ‚den Flüchtlingen‘ gesprochen, aber wie sieht denn das individuelle Schicksal aus? Deshalb hat mich das Projekt FLOW angesprochen.“
Warnke und der 25-Jährige Hassoun waren sich von Anfang an sympathisch: „Stephan ist wie ein Bruder für mich. Ich habe meine Familie jetzt seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Es ist wichtig für mich, hier jetzt Freunde zu haben, auf die ich mich verlassen kann“, berichtet der junge Syrer. Warnke habe ihm bei vielen Dingen geholfen: „Stephan unterstützt mich zum Beispiel bei den Mathehausaufgaben. Es ist mein Traum, in Deutschland zu studieren“, erzählt Hassoun im Film. Mindestens ebenso wichtig ist aber der zwischenmenschliche Kontakt: „Wir trinken zusammen Kaffee, unternehmen etwas, spielen Fußball, Stephan hat mich zu seinem Geburtstag eingeladen.“
Warnke ist sehr beeindruckt von der Zielstrebigkeit seines Freundes: „Ahmad musste hier quasi bei null wieder anfangen, aber er verfolgt seinen Traum, zu studieren sehr konsequent. Ich könnte mir da oft eine Scheibe von abschneiden“, schmunzelt er. Auch für die Offenheit, mit der Ahmad Hassoun trotz schwieriger Fluchterfahrungen durchs Leben geht, bewundert er seinen Freund: „Wenn wir gemeinsam durch Lübeck laufen, kennt Ahmad die halbe Stadt.“
Nachdem ihr Film gezeigt wurde, werden Hassoun und Warnke noch zum Interview auf die Bühne gebeten. Der Syrer berichtet in tadellosem Deutsch, dass er seinem Traum vom Studium inzwischen ein ganzes Stück näher gekommen ist: „Ich bin jetzt in einem Programm der Fachhochschule: Morgens haben wir Unterricht und nachmittags gibt es Vorbereitungsseminare an der FH. Ich habe jetzt ganz schön Stress“, erklärt er lachend.
Gabriele Sester und Maryam Gardisi, Projektleiterinnen bei FLOW, freuen sich sehr über die Realisierung des Filmprojektes: „Die Filme sind wirklich sehenswert. Sie zeigen fröhliche und traurige Momente, sie erzählen dramatische und hoffnungsvolle Geschichten. Jeder einzelne Film schafft es, zu begeistern: für unser Projekt – vor allem aber für dessen Grundgedanken, ein friedvolles Miteinander auf Augenhöhe“, schwärmt Gardisi. „Wir möchten mit ‚GET INTO THE FLOW‘ zeigen, dass Integration gelingen kann“, erläutert Sester. „Die Filme machen Mut, Berührungsängste hinter sich zu lassen und einfach anzufangen. Es wird deutlich, dass nicht nur die Flüchtlinge von Projekten wie FLOW profitieren – sondern auch die Unterstützer.“
Das FLOW-Team will die Filme vielfältig nutzen. „Die ersten zwei Filme über das Gesamtprojekt werden ab sofort auf unserer Website unter www.projekt-flow.de zu sehen sein. Für die Einzelfilme über die Tandems versuchen wir bekannte Online-Medien als Präsentationspartner zu finden. Wir werden die Veröffentlichungen dann jeweils auf unsere Website verlinken. Darüber hinaus möchten wir die Filme auch für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit nutzen“, plant Gardisi. „Die Filme zeigen, was für wunderbare Menschen in Lübeck leben – alteingesessene und neu hinzugezogene. Wir sind sicher, dass die Filme dazu beitragen, viele Nachahmer zu finden – in Lübeck aber auch Deutschlandweit.“
Weitere Informationen zum Projekt FLOW und zum Film „GET INTO THE FLOW“ gibt es hier.
Text: Gemeindediakonie
Foto: Eine Szene aus "GET INTO THE FLOW": Gemeinsames Abendessen. Foto:Gemeindediakonie