Bei der Gemeindediakonie Lübeck ist man in diesen Tagen sehr stolz: Der Mitarbeiter Abdulla Mehmud vom Migrationsfachdienst hat Anfang März 2015 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten.
Bei der Gemeindediakonie Lübeck ist man in diesen Tagen sehr stolz: Der Mitarbeiter Abdulla Mehmud vom Migrationsfachdienst hat Anfang März 2015 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Im Rahmen einer Feierstunde in der schleswig-holsteinischen Landesbibliothek Kiel verlieh Ministerpräsident Torsten Albig dem aus dem Irak stammenden Kurden mit deutscher Staatsbürgerschaft die Auszeichnung. Sie würdigt Mehmuds langjährige Verdienste um die Beratung, Begleitung, Bildung und Integration von Migrantinnen und Migranten.
Cornelia Bauke und Wolfgang Cramer, Bereichsleiterin und Kollege aus dem Migrationsfachdienst der Gemeindediakonie, hatten Mehmud für diese hohe Auszeichnung vorgeschlagen und einen langen Brief an die Staatskanzlei in Kiel geschickt. Cramer begleitete Mehmud und seine Familie zur Zeremonie in der Landeshauptstadt. Auch Pastorin Dörte Eitel, Geschäftsführerin der Gemeindediakonie Lübeck, war anwesend. „Eine tolle Sache“, sagte sie bewegt. Sie sei stolz auf das, was ihre Mitarbeitenden in dieser Zeit gerade im Bereich Asyl und Migration täglich leisteten. Lübecks Sozialsenator Sven Schindler überbrachte überraschend noch vor Ort die Glückwünsche der Hansestadt.
Ihr Kollege habe sich viele Jahre lang „weit über das hauptberufliche Maß hinaus“ für Flüchtlinge, Asylsuchende und Migranten eingesetzt“, so Bauke und Cramer in ihrem Brief. Bereits während seiner Flucht aus dem Irak in den achtziger Jahren habe sich der gelernte Industriekaufmann für andere Flüchtlinge stark gemacht. Erst 1990 gelangte der damals junge Familienvater über Irrwege nach Deutschland. In Lübeck fand die Familie ein neues Zuhause.
Hier führte der Weg zunächst in die damalige Asylbewerberunterkunft der Gemeindediakonie in der Hafenstraße. Mehmud begann wieder, sich sozial zu engagieren und wurde als Migrationssozialberater tätig. Seit jetzt über 23 Jahren „hat er sich ununterbrochen für die Belange von Migrantinnen und Migranten eingesetzt“, so seine Kollegen, „darunter hunderte (vielleicht sogar tausende) arabisch oder kurdisch sprechende Landsleute“. Diese habe er „unermüdlich auf ihren ersten Schritten in Deutschland begleitet, sich als Vermittler und Dolmetscher zwischen ihnen und Behörden, Beratungsstellen, Ärzten, Rechtsanwälten etc. eingesetzt“. Wolfgang Cramer sagt: „Sehr viele Lübecker Migranten kennen den Namen ,Abdulla‘ – selbst, wenn sie die Beratungsstellen nicht kennen.“
Mehmud betont: „Keiner verlässt seine Heimat freiwillig. Diesen Satz habe ich immer im Hinterkopf, wenn ich mit Asylbewerbern und anderen Migranten arbeite – ich habe eine Mission diesen Menschen gegenüber.“ Der 54-Jährige ist Mitbegründer des Lübecker Flüchtlingsforums e.V., wo er bis 2006 hauptamtlich als Berater und seither im Vorstand tätig ist. Er ist Gründungsmitglied des Forums für Migrantinnen und Migranten in der Hansestadt Lübeck und hat 2011 den Lübecker Integrationsverein e.V. mit ins Leben gerufen.
Abdulla Mehmud ist auch ein leidenschaftlicher Kulturschaffender, etwa als Autor und Regisseur von Theaterstücken zum Thema Flucht, Migration und Gesellschaft, die bereits bundesweit aufgeführt wurden. Mehmud zeigte sich an seinem Ehrentag gerührt und dankbar: „Heute sehe ich Deutschland als meine Heimat. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich in Lübeck verbracht. Und ich bin froh, dass meine Kinder in Sicherheit sind und einen freien Zugang zu Bildung haben.“ In Lübeck habe er „hilfsbereite Menschen kennen gelernt, die ihre freie Zeit geopfert haben, um Flüchtlingen zu helfen und auch mich bei meinen ersten Schritten begleitet haben. Ihnen möchte ich ganz herzlich danken.“ Zugleich übt er Kritik an den staatlichen Hürden, die seine Arbeit bisweilen erschwerten. Er wünsche sich von seiner Heimat „etwas mehr Hilfe, Unterstützung und Schutz für die hilfsbedürftigen Flüchtlinge.“
Der Verdienstorden ist die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Eine finanzielle Zuwendung ist mit der Verleihung des Verdienstordens nicht verbunden.