Gottes Segen vor der Vereidigung, 20.06.2013

Überall in Schleswig-Holstein treten in diesen Tagen die gewählten Bürgerinnen und Bürger zusammen, die die Politik in den Städten und Kreisen gestalten werden. In der Hansestadt Lübeck und im Kreis Herzogtum Lauenburg besuchten die Lokalpolitiker vor der konstituierenden Sitzung einen Gottesdienst.

Überall in Schleswig-Holstein treten in diesen Tagen die gewählten Bürgerinnen und Bürger zusammen, die die Politik in den Städten und Kreisen gestalten werden. In der Hansestadt Lübeck und im Kreis Herzogtum Lauenburg besuchten die Lokalpolitiker vor der konstituierenden Sitzung einen Gottesdienst.

Hansestadt Lübeck: Am Donnerstag, 20. Juni 2013, traten die Mitglieder der durch die Kommunalwahl neu zusammengesetzten Bürgerschaft (MdBü) zur konstituierenden Sitzung zusammen. Einer alten Tradition folgend begann die neue Wahlperiode um 15.30 Uhr mit einer 15-minütigen Andacht in der Ratskirche St. Marien, gestaltet von Pröpstin Petra Kallies und Domorganist Hartmut Rohmeyer. „Wer hierher kommt, der wird daran erinnert, das wir bei allen Entscheidungen nicht nur unsere Mitmenschen, den Wählern, der Presse Rechenschaft schuldig sind, sondern auch Gott“, so Pröpstin Kallies. „Dienen unsere, dienen Ihre Entscheidungen auch denen, die es schwer haben im Leben?“ Anschließend wurde im Bürgerschaftssaal des Rathauses gegen 16 Uhr die Sitzung eröffnet. Auf der Tagesordnung standen unter anderem die Neuwahlen des Stadtpräsidiums sowie der Ausschuss- und Aufsichtratsmitglieder sowie der jeweiligen Vorsitzenden. Weitere Infos unter www.buergerschaft.luebeck.de einzusehen.

Herzogtum Lauenburg: Zeitgleich luden auch im Kreis Herzogtum Lauenburg zum Beginn der neuen Wahlperiode Kreispräsident Meinhard Füllner und Pröpstin Frauke Eiben gemeinsam zu einem Gottesdienst in die Kirche St. Petri in Ratzeburg am Markt ein.

Pröpstin Eiben hatte den Abgeordneten die zehn Gebote mitgebracht – mit einem Augenzwinkern aber auf Plattdeutsch, denn „unsere Sprache ist das Beste am Norden“, so Eiben. Die 10 Gebote böten eine Orientierung bei den vielen Fragen, die sich bei der neuen Aufgabe stellen. „Für alle Fragen lege ich Ihnen diesen alten Wegweiser ans Herz. Kein Navigationsgerät, das Ihnen präzise die Schrittfolge vorgibt, sondern alte Sätze, die seit ihrer Entstehung dem Leben dienen wollen. Dieser Wegweiser ist nicht neu. Sie werden ihn kennen. Die 10 Geboten, 3000 Jahre alte Worte, die Grundlage unseres christlichen Wertesystems sind. Und gleichzeitig ein Kulturgut, das konsensfähig ist mit Menschen ganz unterschiedlicher Weltanschauungen und Glaubensrichtungen. Es sind einfache Sätze, auf die man sich berufen kann, wenn es kompliziert ist, Worte, die orientieren und uns Menschen innerlich zurechtrücken.“

Nach der Andacht traten um 17.00 Uhr die neu gewählten Abgeordneten des Lauenburgischen Kreistages zu ihrer konstituierenden Sitzung in der Lauenburgischen Gelehrtenschule zusammen. Weitere Infos unter www.herzogtum-lauenburg.de.

 


Andacht zu konstituierenden Sitzung der Lübecker Bürgerschaft
am 20. Juni 2013 in St. Marien, Lübeck, 15.30 Uhr
Prösptin Petra Kallies

 

Sehr geehrte Mitglieder der Lübecker Bürgerschaft, verehrte Gäste!
Herzlich willkommen in St. Marien, der Rats- und Bürgerkirche unserer Stadt!

Wir haben gewählt. Sie sind gewählt.

Sie haben sich entschieden – manche von Ihnen aus Freude am Ehrenamt, das Sie schon eine mehrere Wahlperioden als Bürgerschaftsmitglied ausüben.   Manche aus Neugier.    Manche aus Pflichtgefühl. Manche, weil andere Sie ermutigt haben: „Du kannst das!“
So treten Sie heute um 16 Uhr im Bürgerschaftssaal zusammen; 49 gewählte Männer und Frauen, vor denen große Herausforderungen liegen.
Nicht nur monatliche umfangreiche, abendfüllende Sitzungen, sondern i.d.R. reichlich zusätzliche Ausschussarbeit und Hintergrundgespräche. Sie alle haben den Impuls: „Ich möchte gestalten. Ich möchte Lübecks Angelegenheiten zum Guten bewegen.“

Und gleichzeitig werden Sie alle sich, vielleicht auch ein wenig bange, fragen: „Was werde ich davon am Ende dieser 4 Jahre realisiert haben?  Der Gestaltungsrahmen ist ja eher eng gesteckt…

Wo werde ich Verbündete finden, aber ohne unangenehme Klüngelei?
Werde ich Menschen begegnen, mit denen man in der Sache gut und konstruktiv streiten kann - und sich anschließend immer noch die Hand reichen kann?
Wessen Wort kann ich vertrauen?“

Schön, dass Sie sich vor dem offiziellen Beginn die Zeit nehmen für diese Andacht. Zeit, sich nicht gleich vollständig vereinnahmen zu lassen – von den Prinzipien der Machbarkeit, der Finanzierbarkeit, oder der Fraktionsdisziplin.

Wer in dieser wunderbaren Kirche sitzt, deren Blick wird wie von selbst nach oben gezogen. Gotische Kathedralen helfen uns, uns selbst immer wieder neu zu verorten. Mit beiden Beinen fest auf dem Boden – aber nicht fixiert allein auf das Sichtbare und das Alltägliche.

Wer hierher kommt, wird sich der eigenen Größe bewusst – „Mensch, nimm Dich nicht zu wichtig! Du allein bist ein Winzling…“
Und ebenso: „Schau an, was Menschen mit ihren Fähigkeiten erbauen, bewirken können, wenn sie gemeinsam am selben Ziel arbeiten; wenn sie ihre unterschiedlichen Begabungen zusammenführen!“

Wer hierher kommt, der wird daran erinnert, dass wir bei allen Entscheidungen nicht nur unseren Mitmenschen, den Wählern, der Presse Rechenschaft schuldig sind, sondern auch Gott, dem leidenschaftlichen Anwalt des Lebens:
Dienen unsere, dienen Ihre Entscheidungen auch denen, die es schwer haben im Leben?
Denen, die aufgrund von Krankheit, Behinderung oder mangelnder Bildung schlechtere Perspektiven haben?
Denen, die in unserer Stadt Zuflucht suchen, vor familiärer Gewalt ebenso wie vor Krieg und Verfolgung?

Auf wen blicken wir, auf wen blicken Sie bei Ihren Beratungen?
Ein jüdischer Gelehrter gab einmal seinem Sohn nach der Auseinandersetzung in der Gemeinde den Rat: "Mein Sohn, im Leben muss man manchmal wählen, ob man Gott oder den Menschen gefallen will. Auf lange Sicht ist es gescheiter, Gott zu gefallen. Denn Gott hat das bessere Gedächtnis."

Nicht alles, was gut und sinnvoll sein mag, werden Sie in den kommenden vier Jahren umsetzen können. Aber:
achten Sie darauf, dass Ihnen die Leidenschaft, die Sie motiviert hat, Ihr Bürgerschaftsmandat anzunehmen,      dass Ihnen Ihre Leidenschaft, die Sie (hoffentlich) heute erfüllt, nicht abhanden kommt! Bewahren Sie sich diese andere Sichtweise – lassen Sie sich nicht allein von der Macht der Tatsachen leiten: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich!“

Wer in diese Kirche kommt, wird nicht zuletzt daran erinnert, dass wir nicht perfekt sein müssen.
Gott ist es, der über unser Leben wacht, der unsere Entscheidungen, unsere Erfolge und Misserfolge trägt. Auch das ist gut zu wissen!

Möge er Sie alle mit seinem Segen begleiten.
Amen.

 

 

Andacht zu konstituierenden Sitzung des Kreises Herzogtum Lauenburg
am 20. Juni 2013 in St. Petri, Ratzeburg, 15.30 Uhr
Prösptin Frauke Eiben

Willkommen zum Gottesdienst in St. Petri Kirche Ratzeburg.
Kreispräsident, Landrat, Damen und Herren Abgeordnete des Kreistages, liebe Gemeinde!

Ich freue mich, dass Sie auch in diesem Jahr in guter Tradition der Einladung von Kreispräsident Füllner und mir gefolgt sind, den Schritt in ihr neues Amt mit einem Gottesdienst zu beginnen. Wenn etwas Neues beginnt, tut es gut einen Moment innezuhalten, zurückzublicken, nach vorn zu schauen: Was kommt auf mich zu? Wie ist mir zu Mute? Bin ich gut gerüstet, oder ist mir etwas mulmig ums Herz? Der Kirchraum, die Musik, die Lieder und Texte wollen Ihnen diesen Raum geben, nach innen zu horchen und zur Ruhe kommen. Wir wollen für Sie beten, Gott um seinen Segen bitten für Ihren Dienst und unseren Kreis Herzogtum Lauenburg und uns erinnern lassen, dass wir alle, als Christen und BürgerInnen, Verantwortung tragen für den Nächsten und unsere Mitwelt.

Im Lutherhaus in Wittenberg ist eine herrliche  10 Gebote Tafel ausgestellt, die Lucas Cranach im 15 Jahrhundert gemalt hat. Sie diente Politikern und Bürgern als Orientierung, Richtschnur und Erinnerung. Engel oder Teufel? Auf jeder Tafel wird ein Gebot dargestellt, und zwar in einer Alltagssituation. Beim Essen, Schlafen, Arbeiten, Geschäfte machen, Politik treiben. Man erkennt: Die Menschen mühen sich, alles gut zu machen, doch auf jedem Bild lauert ein Teufelchen, das ablenkt und einflüstert, dass das Leben doch sehr viel bequemer und schöner sei, wenn man mehr an sich denkt. Es gibt so viel zu sehen auf dieser Tafel: Situationen, die auch uns bevorstehen. Neid, Haben-wollen, Egoismus, Rastlosigkeit sind zeitlos. Es ist eine gute Idee, diese Tafel dort zu platzieren, wo Entscheidungen getroffen werden, wo Menschen sich beschweren wollen, um Rat fragen. Wie gut, gerade da an die eigene Verantwortung und den freien Willen zu appellieren.

Gerne hätte ich Ihnen dieses Bild heute mitgebracht. Aber dann fiel mir das kleinere Format in die Hand. Die 10 Gebote und Luthers Katechismus auf Plattdeutsch. Hier kann ich sicher sein, dass es nicht in den Verdacht gerate, belehrend und mit erhobenem Zeigefinger daher zu kommen, sondern die nötige Portion Humor sichtbar wird, die es braucht, wenn man sich in den Dienst eines öffentlichen Amtes stellt. De Wiespahl - Der Wegweiser. Die 10 Gebote und Luthers kleiner Katechismus auf platt möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben. Wo geht’s lang? Bei dieser Frage will ein Wegweiser behilflich sein. Für die Situation heute stellt sich die Aufgabe auf unterschiedliche Weise:

1. Wo geht’s lang?
Das fragen Sie sich gewiss, wenn Sie neu in dieses Ehrenamt berufen wurden. Was wird von mir erwartet? Wie sind die Gepflogenheit, das Miteinander und auch für die alten Hasen, ist es ja nach jeder Wahl neu. Die Mehrheiten zeigen sich anders. Nach diesem Wahlergebnis, das die Sitzverteilung so gleichmäßig ausbalanciert hat, besteht mehr als sonst die Chance und die Herausforderung über Parteigrenzen hinweg Lösungen zu finden, die tragen.  Eine Kultur des Kompromisses kann niemand verordnen, sie muss miteinander gefunden und begangen werden. Wo geht’s lang? Das werden Sie in Gesprächen und Debatten miteinander erarbeiten und dabei hoffentlich einen gemeinsamen Weg finden, auf dem andere mitgehen.

2. Wo geht`s lang?
Die Frage stellt sich  für jeden von Ihnen persönlich: auch die Erwartungen, die man an sich selbst hat sind zu reflektieren. Werden die eigenen Ressourcen an Zeit und Kraft reichen, was werde ich einbringen können und kann ich meinen Idealen treu bleiben?

3. Wo geht’s lang?
Das ist auch die Frage von außen. Aus dieser Richtung wird sie mitunter besonders laut und deutlich gestellt: Menschen werden von Ihnen erwarten Stellung zu beziehen, Rat zu erteilen, Strategien zu überlegen, Perspektiven  zu eröffnen. Den Menschen und ihren Anliegen gerecht werden und jenseits von Parteiprogrammen zu verantworten, ganz persönlich zu entscheiden: da gehe ich mit.

Für all diese Fragen lege ich Ihnen diesen alten Wegweiser ans Herz. Kein Navigationsgerät, das Ihnen präzise die Schrittfolge vorgibt, sondern alte Sätze, die seit ihrer Entstehung dem Leben dienen wollen. Dieser Wegweiser ist nicht neu. Sie werden ihn kennen. Die 10 Geboten, 3000 Jahre alte Worte, die Grundlage unseres christlichen Wertesystems sind. Und gleichzeitig ein Kulturgut, das konsensfähig ist mit Menschen ganz unterschiedlicher Weltanschauungen und Glaubensrichtungen. Es sind einfache Sätze, auf die man sich berufen kann, wenn es kompliziert ist, Worte, die orientieren und uns Menschen innerlich zurechtrücken.  Nun möchte ich Ihnen keine Lehrpredigt über die einzelnen Gebote halten, sondern die Intention und die Grundhaltung dieser Lebensworte aufzeigen. Denn nicht nur in der Mathematik kommt es auf das Vorzeichen vor der Klammer an.

Ein Schritt zurück in die Entstehungsgeschichte: Der Kontext, in dem die 10 Gebote dem Volk Israel gegeben wurden heißt: Befreiung. Befreiung aus der Sklaverei, aus Bedrängnis und Abhängigkeit. Vor jedem Satz der 10 Gebote steht dieses Vorzeichen: Ich bin der Gott der Dich befreit. Es geht nicht darum  zu gängeln und einzuschränken, sondern zu schützen und einen Lebensraum zu ermöglichen, einen Raum der Freiheit und Würde für alle.

Ein gutes Gesetz und eine gute öffentliche Ordnung will das ebenfalls und es ist eine Herausforderung für alle Politiker das gut zu übersetzen, so dass Menschen es verstehen. Wie oft murren wir innerlich über Verordnungen und Richtlinien, weil wir nur die Einschränkung und die persönliche Beschneidung spüren.

Die 10 Gebote wollen zu der Einsicht locken, dass alle gewinnen, wenn sie Gottes Wort und seine Weisungen halten. Wer nicht tötet und nicht Gewalt anwendet, wie es das fünfte Gebot verlangt, der schont nicht nur seinen Feind; dem wird das Leben selbst anders einleuchten. Wer kein Lügenzeugnis gegen seinen Nächsten gibt, wie es das achte Gebot verlangt, dem wird die Welt einsichtig und freundlich.

Ein Gebot ist eine Weisung, bei der es keine Verlierer gibt, wenn es eingehalten wird. Daraus ist abzuleiten, dass es in allen öffentlichen Bereichen darum geht Leben zu ermöglichen und auch gegen alle Finanznöte ein Netzwerk der Menschlichkeit zu halten, das Würde und Freiheit ermöglicht. Man sollte mal endlich aufräumen mit Vorurteilen und Schubladendenken. Man könnte wirklich mal mehr auf die Umwelt achten. Der Gesetzgeber sollte mal regeln …...Irgendjemand müsste mal …..

Mir gefällt an den 10 Geboten, dass an keiner Stelle das verräterische Wörtchen „man“ steht, hinter dem ich mich so trefflich  verstecken kann. Es geht um das DU. Es fängt bei mir, beim einzelnen an. Ich kann mit meiner Haltung dazu beitragen, dass wir miteinander gut leben können, dass ein gutes Gemeinwesen entsteht und lebt. Ich bin in der Verantwortung, aber es geht nicht nur um mich. Unsere Demokratie, die sich auf diese Haltung gründet, lebt davon, dass Menschen sich in die Verantwortung rufen lassen und nicht „die da oben“ machen lassen.

Die Wahlbeteiligung ist ein bedenklicher Seismograph und stellt alle gesellschaftlichen Kräfte vor die Fragen: wie kommen wir vom man zum Ich und Du zurück? Wie bleibt in einem komplexen System sichtbar, dass der einzelne wichtig ist. Die machen ja doch was sie wollen, ist eine Aussage die in jedem öffentlichen System (Politik, Kirche, Vereine, Verbände) eine SOS-Meldung ist.

Aber natürlich ist gibt es immer auch die andere Seite: Was wäre in Lauenburg gewesen ohne Menschen, die sich rufen lassen und als DRK, DLRF, THW, Feuerwehr, NFS, Polizei ihre Aufgabe tun und anpacken. Im Ehrenamt und im Hauptamt. Mit Blasen an den Händen und Ringen unter den Augen. „Man müsste mal helfen“ habe ich dort nicht gehört, sondern Ich bin da!

Das Wörtchen „du sollst“ macht keinen Spaß. Schon in Kindertagen wurde manche Aufgabe lästig und weckte die Opposition, wenn sie mit dem „du sollst“ begann. 10 x Du sollst. Ist das für uns heutige Menschen attraktiv? Oder denken Sie dabei auch gleich „eine Sollbestimmung ist eine gesetzliche Bestimmung, die ein Tun oder Unterlassen für den Regelfall vorschreibt. Hiervon kann unter bestimmten Umständen jedoch abgewichen werden?“

Für vielen Menschen, nicht nur Jugendliche, ist die Klarheit einer Aussage hilfreich, auch wenn es sich unbequem anhört. Es ist deutlich, was von mir erwartet wird. Dazu kann ich mich verhalten. Gleichzeitig ist mir wichtig neben das „du sollst“ eine andere Hörweise zu setzen. In der Übersetzung aus dem Hebräischen wird deutlich, dass bei den 10 Geboten ein Ton der Freiheit anklingt, den Martin Luther bei seiner Übersetzung nicht hervorgehoben hat.

Du sollst lässt sich auch als Du wirst übersetzen. Und das meint dann: wenn Du mit Gott und dem Nächsten im Reinen bist, dann wirst du nichts tun, was das gemeinsame Leben schädigt. Wenn der Standpunkt und die Haltung klar ist, dann wird sich von ganz allein die Handlung und die Tat danach richten. So einfach, aber weil wir eben Menschen und keine Automaten sind, auch so störanfällig.

Und so ist in der kleinen Wegweisung, die Sie in Händen halten, das Doppelgebot der Liebe als Kommentar für die 10 Gebote zum Schluss genannt. In diesem Geist sind sie zu verstehen. Unter dieser Bedingung verstehen sich die Regeln von selbst. Und natürlich erschöpft sich Nächstenliebe nicht im privaten Raum. Aus Nächstenliebe im öffentlichen und politischen Zusammenhang wird Recht und Gerechtigkeit. 10 Sätze die das Leben fördern wollen und das Liebesgebot, das den Ton vorgibt, als Wegweiser in unserem Leben. Als Wegweiser für Ihren Dienst im Kreistag. Das Traditionsstück ist für alle die leiten und Verantwortung tragen ein Beispiel für good governance, für gutes Leitungshandeln mit den Suchfragen:

•    Sind Freiheit und Würde im Blick?
•    Ermutige ich zur Verantwortung?
•    Ist die Kommunikation klar?

Und zu diesem letzten Satz, der Kommunikation, passt das Plattdeutsche. De Wiespahl, de tein Gebooten sind op platt. Diese Sprache ist hier zu Hause. Bei uns im Norden, in SH, im Kreis Herzogtum Lauenburg. Auch wenn viele es nicht mehr aktiv sprechen, was nicht nur Frau Walsemann bedauert, Plattdeutsch wird von den meisten verstanden und geliebt. Plattdeutsch ist eine ehrliche Sprache, direkt und liebevoll, herzlich und klar. Deshalb eignet sie sich auch besonders wenn es darum geht über den Glauben, die Liebe und die Hoffnung zu sprechen. Es ist einfach mehr Seele in der Sprachmelodie. Das darf uns nicht verloren gehen, es ist mit das Beste am Norden.

Ich wünsche Ihnen diesen herzlichen Ton, mit dem man auch Kritisches so sagen kann, dass es dem anderen nicht weh tut. Für Ihre Aufgabe im Kreis Herzogtum Lauenburg wünsche ich Ihnen viel Gutes, Gottes Segen, einen sicheren Schritt und hilfreiche Wegweisung. Amen.