Hohenhorn: Neue Orgel erklingt noch vor Weihnachten, 16.12.2016

Aufgrund eines starken Unwetters Ende August wurde die Orgel in der St. Nikolai-Kirche Hohenhorn durchnässt und sämtliche Pfeifen mussten ausgebaut, gereinigt und getrocknet werden. Jetzt wird die Orgel wieder zusammengebaut.

Mitten in den zweiten Bauabschnitt der Sanierung der Hohenhorner St. Nicolai-Kirche platzte Ende August ein Unwetter und richtete schwere Schäden an: Hagel und Starkregen rissen Teile der Dachabdeckung ab, der Kircheninnenraum und die Orgel wurden durchnässt. Durch den daraus resultierenden Pilzbefall bestand sofortiger Handlungsbedarf. Die Hamburger Orgelbaufirma Beckerath baute Anfang Oktober alle Orgelpfeifen aus, trocknete, reinigte und desinfizierte diese. Verschleißteile aus Filz, Leder, und Gummi sowie Dichtungselemente wurden erneuert. Nun werden die Holz- und Metallpfeifen, von denen die größte 2,65 Meter und die kleinste sieben Millimeter groß beziehungsweise klein sind, wieder in den Orgelprospekt eingebaut. Dieser ist zum Teil original aus dem Jahr 1926 erhalten von der Firma Geycke und zum Teil von der Orgelfirma Becker aus dem Jahr 1978. Geplant ist, dass die Orgel zum Konzert am vierten Advent in der St. Nicolai-Kirche wieder erklingen kann. Pastorin Christel Rüder ist die Freude darüber vom Gesicht abzulesen: „Es ist eine große Erleichterung für uns, dass die Orgel bald wieder bespielbar ist. Wir fühlen uns wie verletzt ohne das Instrument, das einfach zu unserer Kirche gehört“. Die Reparaturkosten belaufen sich auf 35.000 Euro.

Orgelbaumeister und Mitinhaber von Beckerath, Rolf Miehl, die beiden Orgelbauer Werner Ullrich und Michael Glück sowie Auszubildende  Anja Schmidt, die das Orgelbauhandwerk von der Pike auf erlernt, setzen das Instrument mit viel Fingerspitzengefühl Stück für Stück wieder zusammen. Werner Ullrich schmirgelt vorsichtig die Züge ab, damit der Klang der Pfeifen später sauber ist. Dieser ist sehr sensibel, wie Rolf Miehl berichtet: „Zum Schluss wird jede einzelne Pfeife intoniert. Dafür sitze ich unten im Kirchenraum und mein Kollege bedient die Orgel. Wenn eine Pfeife zu laut oder zu leise ist, spuckt oder kratzt, wird sie nachjustiert. Wir haben 35 verschiedene Werkzeuge in unseren Intoniertaschen speziell für Arbeit - über die Hälfte davon sind Spezialanfertigungen“. 2016 11 24 Ullrich Schmidt Glück

Dass das Intonieren seine Zeit braucht, versteht sich von selbst, wenn man die Anzahl der Orgelpfeifen kennt: 1154 Stück. Sie sind aufgeteilt in 15 Register. „Ein Register mit seinen Pfeifen ergibt eine Klangfarbe“, so Miehl. Der studierte Kirchenmusiker begeisterte sich schon immer für Orgeln - und absolvierte deshalb eine Ausbildung zum Orgelbauer und den anschließenden Meister. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“. Diesen führt er mit Herzblut aus, wenn er voller Respekt von dem Instrument erzählt. Wie von dem Schleifladesystem (Foto), bei dem jedes Loch für eine Pfeife steht. „Wir achten darauf, dass die zugeführte, komprimierte Luft - genannt Wind - bei jeder Orgelpfeife ordentlich ankommt. Dieses System ist 500 Jahre alt und wird auch heute noch zu achtzig Prozent beim Neubau von Orgeln genutzt. Es ist einfach das Beste“.

Foto oben: Rolf Miehl testet den Klang einer Orgelpfeife.

Foto links: Auszubildende Anja Schmidt reguliert mit viel Fingerspitzengefühl das Regierwerk der Orgel.

Foto rechts: Werner Ullrich, Anja Schmidt und Michael Glück (v. li.) setzen die Orgel Stück für Stück wieder zusammen.

Foto nebenstehend: Das Schleifladesystem - eines der wichtigsten Bausteine der Orgel.