Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Kai Feller ist neuer Ökumenepastor im Kirchenkreis

Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sind die großen Schlagworte der Ökumene. Ökumene? Viele Menschen haben bei diesem Begriff ein Fragenzeichen vor Augen. Kirche weltweit – so kurz, so knapp und so klar übersetzt Kai Feller den Begriff. Seit Dezember ist er Pastor in der ökumenischen Arbeitsstelle des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Zuletzt war er Gemeindepastor in Bad Doberan und hat sich bewusst für den Wechsel in das Themenpfarramt entschieden.

Es ist ein weiterer Schritt auf einem Lebensweg, der besonders ist. Denn Kai Feller hat als verfolgter Schüler die DDR-Diktatur am eigenen Leib erfahren. 1988, ein Jahr vor der Friedlichen Revolution, sammelt er an der Ost-Berliner Carl-von-Ossietzky-Schule Unterschriften gegen Militärparaden und wird in einem Schauprozess aus dem staatlichen Schulsystem entfernt. Kein Zugang zu Bildung, soziale Isolation, Versuche, ihn zur Ausreise zu seiner Mutter nach West-Berlin zu bewegen. Kai bekommt Unterstützung von der Evangelischen Kirche und aus der gesamtdeutschen Zivilgesellschaft. An einem Evangelischen Gymnasium, das so nicht heißen durfte und seine Existenz der russischen Militäradministration der Nachkriegsjahre verdankte, konnte er wieder anfangen zu lernen. Nach dem Abitur ließ er sich taufen, studierte Theologie und Klassische Philologie an der Humboldt-Universität und begann als Gemeindepastor in Mecklenburg. Regelmäßig geht er zurück an das Ossietzky-Gymnasium, um mit Schüler*innen von heute über die gegenwärtige Bedeutung der Ereignisse von damals zu sprechen.

„Religions- und Meinungsfreiheit sind Voraussetzungen für inneren und äußeren Frieden“, sagt Kai Feller. Sein Schlüsselerlebnis hatte er während seines selbstorganisierten Sabbaticals in Südostasien. Er hatte 2015 die Hmong-Gebiete bereist und gesehen, wie die verschiedenen Religionen unter einer Diktatur in einem Boot sitzen. „Sie werden isoliert und gegeneinander ausgespielt“, so Feller. In der globalen Vernetzung hätten Minderheiten eine große Chance: Sie werden sichtbar, einzelne geschützt und alle gestärkt.

Diese Erlebnisse treiben Kai Feller an. Auf Kirchenkreisebene vernetzt er sich derzeit mit bestehenden Projekten und weltweiten Partnerschaften. Im Globalisierungsausschuss des Kirchenparlaments arbeitet er in der Steuerungsgruppe für einen Kommunikationsprozess in der Nordkirche zum Frieden. „Wir haben in den letzten Monaten an diesem Thema gearbeitet und gehen damit nun an die Öffentlichkeit“, so Feller. Während des Hansebarcamps der Nordkirche am Sonnabend, 25. Januar 2020, hat Kai Feller gemeinsam mit Jesse Boie eine Session angeboten. Die beiden wollten sich mit anderen zum Thema austauschen und vernetzen; unter dem Hashtag #FRIEDENordkirche werden Beiträge gesammelt, die Diskussion fortgesetzt und vielleicht auch Aktionen geplant.