Lübeck. Im April 2026 geht Lübecks Pröpstin Petra Kallies in den Ruhestand. Im Interview mit LübeckFM warf die Seelsorgerin einen ersten Blick zurück - und nach vorn. Eine Stunde lang sprach sie am Freitag (25. Juli 2025) mit Moderator Harald Denckmann über ihren beruflichen Werdegang, über Kirche und ihre musikalischen Favorites.
Live-Sendung bei LübeckFM
Drei Lieblingstitel hatte die Pröpstin mitgebracht. Mit “Because the night” von Patti Smith ging es in die einstündige Live-Sendung, moderiert von Harald Denckmann. Seit 25 Jahren steht er regelmäßig für die Show “Reflex” im Studio, um über Politik, Gesellschaft und Kultur in Lübeck zu berichten.
“Warum Patti Smith?”, will er wissen. “Weil ich erst vor ein paar Tagen auf dem Konzert von ihr im Hamburger Stadtpark war”, berichtet Petra Kallies, die sich in der Sendung als Rock- und Metal-Fan outet. Beim Wacken Open Air, dem weltgrößten Hard-Rock-Festival, war sie noch nie. “Vier Tage wären mir auch zu viel”, sagt sie, denkt aber bereits über Festival-Besuche nach - “wenn ich im Ruhestand bin, mal schauen”. Den persönlichen Blick nach vorn scheut die Pröpstin nicht. Im Gegenteil. “Ich freue mich auf den Ruhestand."
“Mit 19 wusste ich: Ich will Pastorin werden”
Der Moderator hat viele Fragen, möchte wissen, wie sie dazu gekommen sei, Pastorin zu werden. “Ich bin schon als KInd gern in den Gottesdienst gegangen. Ich mochte das.” Aus einer Pastorenfamilie stamme sie nicht. “Meine Mutter und mein Vater waren Christen, aber sind nicht jeden Sonntag in die Kirche gegangen.” Sie selbst hingegen sei mehr und mehr in die evangelische Kirche hineingewachsen, habe sich später in der Evangelischen Jugend engagiert. “Mit 19 wusste ich: Ich will Pastorin werden. Naja, und um das werden zu können, muss man Theologie studieren.” Gab es nie eine Alternative, fragt Denckmann. “Also wenn es eine gegeben hätte, dann wäre ich Hebamme geworden.”
Pröpstin Kallies spricht über persönliche theologische Vorbilder und Meilensteine für Frauen in der evangelischen Kirche. “Die Wahl von Maria Jepsen als erste Bischöfin weltweit war so einer, für mich aber ein längst überfälliger Schritt.” Persönlich habe sie rückblickend nicht das Gefühl gehabt, als Frau stärker kämpfen zu müssen als ihre männlichen Kollegen. Ansonsten habe sie sich aber auch zu behaupten gewusst: “Ich bin nicht auf den Mund gefallen.”
Im Radio-Interview spricht Petra Kallies über besondere Momente: “Wenn man zum allerersten Mal Heiligabend um 17 Uhr in St. Marien vor 1500 Besuchenden steht, wird man auch als Pröpstin demütig.” Über #liveline: “Für mich ist es nicht anonym, in eine Kamera zu sprechen. Ich habe die bis zu 70 000 Menschen trotzdem gefühlt vor mir.” Über die Bewahrung der Schöpfung, die "Teil unserer christlichen DNA” sei.
“Kirche hat sich stark verändert”
In den 30 Jahren, in denen Petra Kallies als Pastorin und Pröpstin in Verantwortung steht, habe sich Kirche stark verändert - und werde dies auch weiterhin tun. “Mich haben Veränderungen nie abgeschreckt, wohlwissend aber, dass es vielen sehr schwer fällt, Dinge loszulassen.” Mit Sorge sehe sie die zunehmende Entfremdung vieler Menschen zur Religion.
“Breathe" von Melissa Etheridge möchte die Pröpstin hören. “Der Titel passt zu meinem Grundgefühl, wenn ich an die Weltlage denke.” “Sultans of Swing” von den Dire Straits rundet das musikalische Wunschprogramm ab. Zum Schluss gibt es einen Titel, den Moderator Harald Denckmann der Pröpstin widmet: ”How's the heart" von “Nightwish”. Eine Band, die der Pröpstin nicht unbekannt ist: “Die habe ich vor zwei Jahren bei einem Konzert gesehen”.
Auszüge aus dem Interview gibt es bei HL-live zum Nachhören.