Lebenswege sind letztlich unplanbar und manchmal laufen Dinge anders als gedacht: „Schweren Herzens habe ich mich entschieden, Lübeck zu verlassen“, sagt Klaus Eldert Müller, Kantor am Dom zu Lübeck. „Das letzte Jahr war für mich privat sehr schwierig, deshalb gehe ich nun diesen Schritt.“ Im März 2018 wurde der Musiker im Dom zu Lübeck begrüßt, seine Verabschiedung findet am Sonntag, 14. Juni 2020, um 17 Uhr statt. „In den letzten zwei Jahren habe ich viel Schönes mit den Menschen der Domgemeinde aufgebaut und erlebt. Der Weggang fällt mir nicht leicht“, gibt der 53-Jährige zu. Seine Verabschiedung werde aufgrund der Corona-Situation in kleinem Kreis gefeiert. Eine vorherige Anmeldung über das Zentralbüro der Innenstadt-Kirchen (zentralbuero@innenstadtkirchen-luebeck.de; Telefon 0451/397700) ist erforderlich.
Bedauern über Entscheidung
Das Dom-Team und der Kirchengemeinderat bedauern die Entscheidung des Kirchenmusikers: „Die Zusammenarbeit mit Klaus Eldert Müller bei der Gestaltung der Gottesdienste war sehr gut und harmonisch, die Familiengottesdienste mit den Kindermusicals waren Highlights für Mitwirkende und Zuhörer“, erklärt Dom-Pastorin Margrit Wegner. Cornelia Schäfer, stellvertretende Kirchengemeinderats-Vorsitzende, ergänzt: „Von dem entspannten und kreativen Miteinander konnte man sich auch ganz aktuell in den musikalischen Andachten auf YouTube überzeugen“.
Unterschiedliche Orte – unterschiedliche Klänge
Klaus Eldert Müller war und ist fasziniert von dem weiten Raum des Doms und seinen unterschiedlichen Orten, an denen hier musiziert werden kann. „Jeder von ihnen klingt anders: Chorkonzerte hören sich nicht an allen Stellen gleich gut an, deshalb haben wir viel ausprobiert und ausgelotet“. So wurde auf den Stufen des Podests im Westwerk und unter der Orgel musiziert, vor dem Altar oder im Ostchor. „Ich werde den Dom mit seinen vielen Möglichkeiten vermissen“. Schön sei auch die mittige Konzipierung des Altars, in den meisten Gotteshäusern ist dieser nach vorne ausgerichtet. „Dazu kommt die Domorgel – ein wunderschönes, stimmiges Instrument“. Auch ein Flügel bereichere jetzt das gottesdienstliche Leben.
Bunte Chor-Landschaft
Die Chor-Landschaft der Domgemeinde ist bunt: Es gibt den Domchor auf hohem Niveau, den Lübecker Singkreis als eigenständigen Verein und die Domkantorei. Letztere ist ein Herzensprojekt des Domkantors, das unter seiner Federführung entstand. Hintergrund war die Entscheidung, über 70-Jährigen ein eigenes Ensemble einzurichten. „Dies hat seit der Gründung einen sehr guten Zulauf erfahren, mittlerweile zählen wir über 70 Mitwirkende im Alter von 60 bis 85“. Das Hauptziel sei Spaß am Singen zu haben, das Auftreten in Gottesdiensten und auch auf Außer-Haus-Konzerten wie im Heiligen-Geist-Hospital in der Adventszeit. „Dazu kommt die soziale Komponente – es bilden sich Freundschaften, die Proben sind stressfrei und es besteht kein Perfektionsanspruch.“
Herzensprojekte
Ein weiteres Herzensprojekt von Klaus Eldert Müller sind die Kindermusicalprojekte, die aus den ehemaligen Kinderbibeltagen entstanden. „Wir haben nicht gedacht, dass die so gut angenommen werden und dass der Dom schon bei der Uraufführung rappelvoll mit Kindern und ihren Eltern war. Ein unglaublicher Erfolg, der an Heilig Abend vergangenes Jahr nochmal bestätigt wurde mit einem bis auf den letzten Platz besetzten Dom“.
Das andere Arbeiten in der Corona-Krise erreichte natürlich auch die Kirchenmusik: „Wir sind online gegangen, haben musikalische Andachten für YouTube eingespielt. Ich denke, das wird bleiben – diese Zeit gab die Möglichkeit, andere Dinge auszuprobieren und somit eine ganz andere Präsenz zu haben“.
Wirken als Kreiskantor
Klaus Eldert Müller wirkte auch mit einer Viertelstelle aus Kreiskantor im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Einer der großen, kirchenkreisweiten Projekte bildete hier die Chornacht im September 2019. „Vom Kirchenchor-Projekt über Gospel- und Popchor bis zum Kammerchor war eine bunte Mischung von der Trave bis zur Elbe im Dom vertreten“, erinnert sich Müller. Er hoffe sehr, dass dieses Veranstaltungsformat wiederholt wird. Aufgaben eines Kreiskantors sind u.a. die Beratungen von Gemeinden und Kolleg*innen in musikalischen Belangen. Außerdem ist der Kreiskantor der Multiplikator des Landeskirchenmusikdirektors und leitet bei Neubesetzungen von Kirchenmusiker-Stellen oftmals die Verfahren.
Bildung von Regionen als Chance
„Auch der Regionalisierungsprozess 2030 wurde mit in den Blick genommen – die Kirchenmusiker sind hier auf einem guten Weg. Die Bildung von Regionen bietet die große Chance, sich zu vernetzen und sich kirchenmusikalisch gut aufzustellen“.
In allen Bereichen wurde und wird mit Kompromissen gearbeitet, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. „Es gibt viele Wege, um ein Ziel zu erreichen.“. In seinen etwas mehr als zwei Jahren als Dom- und Kreiskantor hat Klaus Eldert Müller eine ganze Menge bewegt. Wohin ihn seine Wege jetzt führen, möchte Müller noch nicht verraten. Nur soviel: „Es tun sich Türen auf.“
Wie es am Dom weitergeht, berät zurzeit der Kirchengemeinderat in Kooperation mit dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und dem Innenstadt-Gemeindeverband.
Lebenslauf
Geboren und aufgewachsen ist Klaus Eldert Müller auf der ostfriesischen Nordseeinsel Borkum. Während des A-Studiums sammelte er erste hauptamtliche Erfahrungen auf einer B-Stelle in Reinbek bei Hamburg. Von dort zog er ins Ruhrgebiet nach Oberhausen/Rheinland und führte die bewährte Chorarbeit seines Vorgängers mit der Ev. Singgemeinde weiter, gründete eine Seniorenkantorei und einen Fun-Vocal-Chor. Nach acht Jahren wechselte Müller nach Dortmund an die Evangelische Stadtkirche St. Reinoldi, einer der größten Kirchen der Evangelischen Landeskirche von Westfalen und schöpft mit dem Dortmunder Bachchor aus dem Vollen: es wurden bekannte und unbekannte Werke von Bach bis Mendelssohn aufgeführt. Müller machte sich auch für die Förderung des Nachwuchses mit einer neu gegründeten Kinder- und Jugendkantorei stark.