Corona-Gedenken in der Karwoche: Raum und Zeit für Klage in der Stille, im Gebet - vor Ort und online. Copyright: Martin Klatt
Sorge, Verzweiflung, Wut: Die Corona-Pandemie bringt die Menschen an ihre Grenzen. So viele Tote, so viele Trauernde. Menschen, die ihre Arbeit verloren haben. Familien, die jeden Tag darum kämpfen, trotz räumlicher Nähe nicht auseinanderzubrechen.
Karwoche im Zeichen des Corona-Gedenkens
Die Karwoche ist die Woche vor dem Osterfest. In diesen Tagen haben die Christen das Leiden Jesu und sein Kreuz vor Augen. Die Karwoche steht in diesem Jahr in der Hansestadt Lübeck und im Herzogtum Lauenburg ganz besonders im Zeichen des Corona-Gedenkens. An verschiedenen Orten ist Zeit und Gelegenheit, der eigenen Klage Ausdruck zu verleihen. Ganz still in einer Kirche. Ganz sichtbar über Kerzen und Gebete – analog und digital.
Stille Tage: Aushalten, was schwer ist
In der biblischen Erzählung ist Jesus am Karfreitag gestorben und begraben. Der Tag danach – der Samstag vor Ostern oder Karsamstag – ist der Tag der Grabesruhe „Wir alle müssen diese Pandemie mit all ihren Folgen für unser Leben gerade aushalten. Das ist schwer, für jeden einzelnen“, sagt Pröpstin Frauke Eiben. „Karsamstag ist der Tag in der stillen Woche, an dem es um das Aushalten und die Klage geht. Alle Trauer und Ohnmacht dürfen wir im Gebet Gott hinhalten.“
Lübecker Innenstadtkirchen öffnen die Türen
Leid hat viele Gesichter: In den Lübecker Innenstadtkirchen wird es ab Montag, dem 29. März 2021, im Dom, in St. Aegidien, St. Jakobi und St. Marien besondere Orte geben, um der Opfer der Corona-Pandemie zu gedenken - auch die Möglichkeit, Ungehörtes zur Sprache zu bringen.
Am Karsamstag gibt es in allen vier Kirchen von 12 bis 13 Uhr die Gelegenheit zu stillem Gedenken und Gebet, umrahmt von Psalmen und Lesungen. In der Propsteikirche Herz Jesu findet um 12 Uhr eine Trauermette statt.
Onlinegedenken im @Klageraum
Auf Instagram öffnet sich der @Klageraum. Seelsorger:innen aus dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg pflegen den Kanal. Wer die eigene Trauer, Verzweiflung, Angst und Ohnmacht abgeben möchte, kann das per Direktnachricht, als Posting unter dem Hashtag #Klageraum, per E-Mail an Klageraum@kirche-LL.de tun. Diese Klagen werden regelmäßig als Fürbitten-Gebet auf Instagram vor Gott gebracht. Am Vorabend der Karwoche, am Palmsonntag, öffnet der digitale Klageraum und ist bis zum 18. April 2021 da.
Corona geht weiter: Gedenktag am 18. April
„Zwar folgt auf die Karwoche mit der Auferstehung das Osterfest, ein Fest der Freude, auch in diesem Jahr. Aber die Corona-Pandemie mit ihren Folgen hört nicht auf“, sagt Pröpstin Petra Kallies. „Als Gesellschaft brauchen wir auch weiterhin Raum zum gemeinsamen Gedenken.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den 18. April 2021 zum bundesweiten Gedenktag der Corona-Toten erklärt. Auch in Lübeck wird dieser Termin durch Bürgermeister Jan Lindenau und dem interreligiösen Gesprächskreis vorbereitet.