Kirchenkreis: Das war das Jahr des Reformationsjubiläums, 31.10.2017

Vollbesetzte Kirchen beim Jubiläums- Reformationstag: Gottesdienste und Veranstaltungen am 31.10.2017 waren gut besucht, das Interesse der Menschen groß. In vielen Gemeinden - wie hier in Ratzeburg - wurde ökumenisch gefeiert.

Vollbesetzte Kirchen beim Jubiläums- Reformationstag: Gottesdienste und Veranstaltungen am 31.10.2017 waren gut besucht, das Interesse der Menschen groß. In vielen Gemeinden - wie hier in Ratzeburg - wurde ökumenisch gefeiert. Die  St. Petri-Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt.

Bischöfin Kirsten Fehrs lobte auf der Tagung der Synode der Nordkirche Ende September die Aktivitäten im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg zum Reformationsjubiläums. Viele Aktionen zogen sich durch das Jahr. So standen der Lübecker Kreuzweg ganz im Zeichen der Reformation, der Ökumenische Pfingstgottesdienst, die Aktionswoche „Mut macht Mensch“ und das Nordkirchenschiff. Ganzjährig gab es die „Lübecker Laienkanzel“ in vielen Kirchen. Bürger des öffentlichen Lebens predigten auf der jeweiligen Kanzel zu einem Thema ihrer Wahl. Die Reihe „Cantate 2017“ bot 74 musikalische Gottesdienste in Lübeck und der Propstei Lauenburg. In allen Kirchengemeinden beschäftigten sich Erwachsene, Jugendliche und Kinder auf vielfältige Weise mit der Reformationszeit und ihrer Bedeutung für heute.

„Nach vielen wunderbaren Aktionen, Konzerten und Ausstellungen feierten wir den Reformationstag selbst mit Festgeläut und Gottesdiensten überall in der Stadt“, sagt Pröpstin Petra Kallies. „Das war ein reich gefülltes Jubiläumsjahr! Die Kreativität aller Mitwirkenden war beeindruckend. Ebenso die Ernsthaftigkeit, mit der danach gefragt wurde, was heutzutage reformiert werden müsse und welchen Mut es dazu braucht. Dass die Reformation maßgeblich gewesen ist für die Bildung der breiten Bevölkerung, war vielen neu. Rückblickend würde ich sagen, dass eines schwer zu vermitteln ist: Reformation bedeutet Freiheit, mündig werden im Glauben. Das ist für uns heute so selbstverständlich, dass es immer wieder der Erklärung bedurfte, wie es denn vor Luther war: Unfreiheit, Unmündigkeit, Angst. Diese Freiheit ist uns allen geschenkt, doch jede und jeder ist aufgefordert, sich selbst ernsthaft mit dem Glauben an Gott, an Jesus Christus auseinander zu setzen. Christliche Freiheit ist damals wie heute keine Selbstverständlichkeit“.

Die vier Meilensteine zogen viele Gäste und Neugierige an. So pilgerten über 700 Gläubige am Karfreitag gemeinsam mit Bischöfin Kirsten Fehrs, Erzbischof Dr. Stefan Heße, Pröpstin Petra Kallies, Propst Christoph Giering sowie vielen Lübecker Pastorinnen und Pastoren den Kreuzweg zum Thema „Was ist Wahrheit?“. Auf der Via Dolorosa von St. Jakobi bis zum Jerusalemsberg erinnerten die Geistlichen an die Verdrehungen der Wahrheit in der Menschheitsgeschichte - angefangen mit der Verurteilung Jesu.

Pfingst GoDiFröhlich und sonnig ging es auf dem Ökumenischen Gottesdienst „Wo der Geist Gottes weht, da ist Freiheit!“ (aus 2. Korinther 3,17) am Pfingstmontag zu. Am Geburtstag der christlichen Kirche atmen Menschen Freiheit - damals wie heute. Daher lud die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Lübeck zum gemeinsamen Feiern in die Freilichtbühne Lübeck ein. „Die Reformation hat leider zur Spaltung der Kirche geführt. Gott sei Dank sind wir längst wieder nah beieinander. Pfingsten ist auch das Fest der Einheit in der Vielfalt.“, so Pröpstin Petra Kallies.

Eine ganze Woche lud „Mut Macht Mensch“ im Mai zum Mitmachen im Reformationsjubiläumsjahr nicht nur in die St.-Marien-Kirche in Lübeck ein: Stadtspaziergänge, Iglu-Zelt mitten in der Stadt, interaktive Beteiligungsspiele zum Thema Mut, Chorlieder und Hörstationen mit persönlichen Geschichten an ungewöhnlichen Orten. Der „Stadt-Stachel“, ein Bürgerbühnen-Erkundungs-Projekt des Theaters Lübeck mit Lübecker Menschen und Orten war ebenfalls während der Aktionswoche zu erleben.

Ganze Schulklassen, Chöre und Einzelpersonen im Alter von 14 bis 70 Jahren aus unterschiedlichen Nationen wirkten mit. Gemeinsam übersetzten sie reformatorische Fragen ins Heute. In St. Marien konnten sich Bürger mit dem Thema Reformation vertraut machen, ökumenische Dialoge „Nur Mut!“ zu den Seligpreisungen hören, ebenso die Mittagsandachten, die nicht nur von Theologen gehalten wurden. Der Poetry-Slam-Abend des Jugendpfarramtes, die Kochaktion „In aller Munde“ und die lange Filmnacht mit nordischen „MUT“-Filmen rundeten die Aktionswoche ab.

Das Nordkirchenschiff machte Anfang Juli an der Wallhalbinsel fest: Der Dreimaster besuchte im Sommer 13 Kirchenkreise an der Küste im Gebiet der Nordkirche und die Nordschleswigsche Gemeinde. In der Hansestadt erwartete Besucher ein buntes Programm mit dem Shanty-Chor „Möwenschiet“, einem Nachmittag für Familien und Kinder und den Abend mit Musik.

Nordkirchenschiff 02Das Jugendpfarramt des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg organisierte eine große „Luther-Erlebnis-Rallye“, auf der kindgerecht über Leben und Wirken von Martin Luther informiert und gespielt wurde. Die mittleren und großen Kurrenden (Kinderchöre) aus der Lübecker Aegidien-Gemeinde führten Ausschnitte aus dem Kindermusical „Luther“ auf. Auch eine Gutenberg-Druckerpresse war vor Ort: Denn ohne den Buchdruck, der damals erfunden wurde, hätte es die Reformation vor 500 Jahren so nicht gegeben.

Im Oktober luden Kirchengemeinden zu altersgruppengemäßen Reformationsgottesdiensten für Schülerinnen und Schüler ein, die gemeinsam mit den Schulen vorbereitet wurden. Auch in den Kindertagesstätten des Ev. Kitawerkes waren Martin Luther und Katharina von Bora auf vielfältige Weise präsent. Am Weltkindertag feierten sie einen großen Gottesdienst in der Marienkirche.

In der Propstei Lauenburg lud wie in Lübeck ganzjährig die Laienkanzel ein - einmal im Monat predigte eine Person des öffentlichen Lebens in St. Petri Ratzeburg. Ein Lutherbock gab es in Mölln: Im Frühjahr braute ein Team rund um Pastor Stephan Ritthaler das Bier namens „Reformator“, das im Juni in der St. Nicolai-Kirche verköstigt wurde. In dieser Kirche standen auch Laien auf der offenen Kanzel bei der Gottesdienstreihe „Reformation 2.0/17“ - wie Bürgermeister Jan Wiegels oder Bundestagsabgeordneter Dr. Konstantin von Notz (MdB Bündnis 90/Die Grünen). Die Lauenburger Theatergruppe „Thekila“ führt im Sommer das Stück „Käthe oder der Preis der Freiheit“ in der Stadtkirche St. Petri Ratzeburg auf. In vielen anderen Kirchengemeinden gab es Veranstaltungen, Kurse und Abend zum Reformationsjubiläum 2017.