Kirchenkreis: Ökumene - Im Namen des Herrn unterwegs, 12.04.2016

Sie waren im Namen des Herrn unterwegs. Die beiden Gesprächspartner des Akademieabends hatten aber weder schwarze Sonnenbrillen noch Hüte in eben jener Farbe dabei. Und sie waren auch nicht die legendären Blues Brothers des gleichnamigen Kultfilmes.

Sie waren im Namen des Herrn unterwegs. Die beiden Gesprächspartner des Akademieabends hatten aber weder schwarze Sonnenbrillen noch Hüte in eben jener Farbe dabei. Und sie waren auch nicht die legendären Blues Brothers des gleichnamigen Kultfilmes.
Vielmehr handelte es sich um die leitenden Bischöfe der beiden großen christlichen Kirchen im Norden Deutschlands. Gerhard Ulrich, Landesbischof der Nordkirche und  Dr. Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg waren gemeinsam der Frage nachgegangen, wie Christen in einer multireligiösen und zugleich säkularisierten Welt Zeugnis von ihrem Glauben ablegen können und welche Herausforderungen damit verbunden sind.

Pastor Rolf Martin, Ökumenebeauftragter des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg hat sich auf den Weg nach Hamburg gemacht und zugehört: Angetan hat es ihm, wie vielen anderen auch, zunächst die Überschrift des Akademieabends. „Damit und dem Bezug auf die Bluesbrothers wollten die kath. Akademie und das Lutherische Zentrum für Mission und Ökumene eine Zielgruppe ansprechen, die in der „postsäkularen“ Gesellschaft durch Kirchen oft nicht angesprochen bzw erreicht wird“, so Martin.

„Die Bischöfe Ulrich und Heße nahmen es mit Humor – Im Film sind ja zwei abgehalfterte Musiker unterwegs um für ein Waisenhaus zu sammeln … ich bin mir nicht sicher, wie wir das jetzt auf uns übertragen sollen?!“
Und doch: Die Fragen und die Antworten waren es, die den Abend zu einem Erfolg machten. „Ein typisches Akedemiepublikum der Silberlockenfraktion hörte sich die persönlichen und „amtlichen“ bischöflichen Worte zur Existenz von Kirche in einer multireligiösen Gesellschaft an“, sagt Pastor Martin – mit einem Augenzwinkern. Denn schließlich war er selbst auch da.

Bei diesen Äußerungen habe man aber kaum gewusst, welche Antworten evangelisch sind und welche katholisch seien. „Schön dass wir da weitergekommen sind und weiterkommen werden“, so Martin. Einige Aussagen haben sich bei Pastor Rolf Martin in den Tagen danach verfestigt.

„Viele Menschen in den Gemeinden sind in ihrem Kinderglauben stecken geblieben. Dieser Kinderglaube braucht Entwicklungsmöglichkeiten, damit er in einer komplexen Realität bestehen kann, ohne in Fundamentalismus abzugleiten.“ „ Wir leben schon in einer postsäkularen Kirche – ein Drittel unserer Mitglieder hat eine nicht-deutsche Muttersprache.“ „Gemeinsam aufstehen gegen jede Form von religiös begründeter und motivierter Gewalt! Und vergessen wir nicht, dass es auch im Christentum Strömungen gibt, auf die man achten muss!“ „Ich würde mir manches Mal wünschen, dass bei uns Hierarchie besser funktioniert.“„Christus in der Mitte, alles andere ist Beiwerk“ „Es ist unser Bildungsauftrag, die Ängste der Menschen ernst zu nehmen, sie zu verstehen. Und dann ist es wichtig eine klare Position zu vertreten, in der nicht Angst, sondern Vernunft Ratgeber ist. Und Vernunft sagt: Wenn die wir Menschen auf dieser Welt überleben wollen, müssen wir anders wirtschaften und anders miteinander umgehen. Anderenfalls zerstören wir unsere Lebensgrundlage selbst.“


Viele Anregungen aus nur einem Akademieabend, die Rolf Martin aber sicher auch andere Besucher mitgenommen haben. Ein Indiz dafür, dass es sich lohnt, „im Namen des Herrn unterwegs“ zu sein.