„Für mich bedeutet Ökumene, die Welt mit anderen Augen zu sehen und unterschiedliche Positionen einzunehmen. Kurz: den Blick zu wechseln“, sagt Pastor Rolf Martin, der am 29. Mai 2016 als Ökumenebeauftragter in sein Amt eingeführt wird.
„Für mich bedeutet Ökumene, die Einladung unseres Glaubens, die Welt mit anderen Augen zu sehen und unterschiedliche Positionen einzunehmen – kurz: immer mal wieder den Blick zu wechseln“. Diese Worte kommen von Pastor Rolf Martin, seit November vergangenen Jahres neuer Ökumenebeauftragter im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Seine offizielle Einführung findet am 29. Mai 2016 – während des Ökumenefestes um 11 Uhr in der Kirche zu Breitenfelde durch Pröpstin Frauke Eiben statt.
Rolf Martin wurde 1959 in Glücksburg geboren, wuchs dort auf und besuchte das Gymnasium in Flensburg. In Kiel, Marburg und im holländischen Groningen studierte Martin neben Theologie auch Germanistik. Sein Vikariat absolvierte er im Hamburger Stadtteil Lurup und ging 1989 als Pastor zur Anstellung in die Dreifaltigkeitsgemeinde nach Lübeck-Kücknitz. 2003 erhielt Martin die Möglichkeit, die ökumenische Arbeitsstelle im damaligen Kirchenkreis Stormarn (heute Hamburg-Ost) mit einer halben Stelle zu bekleiden und verblieb mit einer viertel Stelle als Gemeindepastor in Kücknitz. Ab 2005 wurde die halbe Ökumenestelle eine ganze – unter anderem für das Projekt „Bramfelder Laterne“: „Das ist ein Ort für globales Lernen, mit besonderem Schwerpunkt auf die interkulturelle Öffnung der Kirche. Es bestand hier auch eine Kirchenkreis-Partnerschaft mit Südafrika“.
Das Thema Ökumene und Südafrika lernte der neue Beauftragte aber schon früher kennen: „Ich entschloss mich nach der Schule Theologie zu studieren, um den Sinn der Welt verstehen zu können. Auf den Beruf Pastor festlegen wollte ich mich damals noch nicht. Nach dem ersten Examen fragte ich mich: Was kommt jetzt? Ich hätte gleich ein Vikariat machen können, aber die Möglichkeit eines Praktikumsaufenthaltes in Südafrika zu Zeiten der Apartheit reizte mich mehr. Dieses Land hat mich seither nicht mehr losgelassen“. In Südafrika habe er erlebt und entdeckt, dass Kirche in einer ungerechten Gesellschaft eine gute und gerechtigkeitsfördernde Rolle spielen kann und auch bereit ist, das wirklich zu tun. „Genau das gab mir schlussendlich den Anstoß, Pastor zu werden – und zwar in Deutschland“.
Seine Zeit in Kücknitz hat Martin ebenfalls in guter Erinnerung: „Der damalige Pastor Rinsche war sehr engagiert in sozialen Themen, da konnte ich gut andocken und mitgestalten. Ich liebte die Arbeit mit Kindern- und Jugendlichen und war aktiv in der Gegenbewegung zur allgemeinen städtischen Sichtweise, dass man durch Kücknitz nur durchfahre, wenn man zum Strand nach Travemünde wolle. Damals entstand beispielsweise „Miteinander ohne Zoff!“, ein „runder Tisch mit Menschen aus Kirche und Politik zu den sozialen Belangen in Kücknitz“ und der einmalige Bauspielplatz „Roter Hahn“, mit dem auch wir als Kirchengemeinde gern und eng zusammenarbeiteten“.
Als Ausblick nennt Rolf Martin einige Visionen: „Ich möchte neue Perspektiven für Partnerschaften finden – und damit die Frage klären, wie es mit ihnen weiter gehen soll. Das ist auch eine generelle Frage in der Kirche: Wie geht es weiter? Wir sollten gemeinsam überlegen, wie wir die Kirche der Zukunft bauen können. Ich denke da an Pastor Ernst Lange (1927 – 1974), der schon damals sagte: <Die Kirche der Zukunft wird eine ökumenische sein, oder sie wird keine Zukunft haben>. Genau so sehe ich das auch. Ich habe die feste Gewissheit, dass Kirche nicht untergehen, sie sich aber stark verändern wird. Zusammenhalt wird wichtig sein. Die Herausforderung, mit anderen Leuten etwas Besseres zu entwickeln, als man es alleine könnte. Daran habe ich meine größte Freude: Mit anderen auf die Welt zu gucken und überlegen, was zu tun ist, damit sie gut ist“. Viele hätten Angst vor Veränderungen – hier komme die Frage auf, wie man Menschen Mut macht. „Durch eine besseres Bindungssystem zum Beispiel“. Denn: „Schaut man zurück, sieht man, dass das Christentum aus dem Kern des Judentums entstand. Es ist groß geworden, da es den Kern – durch Jesus – verlassen hat und die frohe Botschaft in die ganze Welt hinaustrug und sie damit veränderte. Schon Paulus schrieb: ,Anfangs unterscheiden sich Menschen, doch dann rütteln sie sich doch zusammen‘“.
Foto: Rolf Martin hat es sich angewöhnt, viele seiner Termine im großen Kirchenkreis mit dem Fahrrad wahrzunehmen.