Kirchenkreis: „Salz der Erde“ - Geschichte, Kirchen und Kapellen von 57 Gemeinden

57 Kirchengemeinden erstrecken sich von Travemünde bis Lauenburg und bilden den noch jungen Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Ihre Geschichte in Wort und Bild sowie die Historie des Kirchenkreises erschien jüngst im Buch „Salz der Erde - Licht der Welt“.

57 Kirchengemeinden erstrecken sich von Travemünde bis Lauenburg an der Elbe und bilden den noch jungen Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Historikerin Dr. Claudia Tanck und Fotograf Manfred Maronde machten sich auf den Weg, dessen Geschichte sowie sämtliche Kirchen und Kapellen in Text und Bild zu dokumentieren. Das 420 Seiten umfassende und 2350 Gramm schwere Buch „Salz der Erde - Licht der Welt“ erschien soeben im Rostocker Hinstorff-Verlag. Grund der Neuerscheinung ist die Fusion der bis 2009 eigenständigen Kirchenkreise Lübeck und Lauenburg. „Der Titel, „Salz der Erde“, ist das Leitwort unseren jungen Kirchenkreises“, so Frauke Eiben, Pröpstin für das Herzogtum Lauenburg. „Und es hat viele bauliche und inhaltliche Veränderungen gegeben; die beiden Vorgängerbücher sind 35 Jahre alt“, ergänzt Pröpstin Petra Kallies. Ein weiterer wichtiger Grund: Die Kirchengemeinden haben nun die Gelegenheit, ihren scheidenden Kirchengemeinderäten ein schönes Abschiedsgeschenk mitzugeben – und die neuen mit einer umfassenden Lektüre zu begrüßen.

Zwei Teile

Im ersten Teil des Werkes wird der Leser auf eine spannende Reise von den Anfängen der Bistümer Lübeck und Ratzeburg, über das Mittelalter und die Reformation hinein in die Zeit während und zwischen den beiden Weltkriegen bis heute entführt. Die Altkirchenkreise Herzogtum Lauenburg und Lübeck bestanden seit 1876 bzw. 1977 und gingen aus zwei vorher selbständigen Landeskirchen hervor.

Der zweite Teil ist den 57 Kirchengemeinden gewidmet, die jede für sich auf eine einzigartige Geschichte zurückblicken kann. Die beiden prachtvollen Dome, altehrwürdige Bürgerkirchen, schmucke Dorfkirchen, bezaubernde Kapellen und moderne Sakralbauten erzählen vom Christentum und dem kirchlichen Leben im südöstlichen Schleswig-Holstein. Fragen wie: „In welcher Gemeinde predigte die erste lutherische Pastorin?“, „Wer war eigentlich dieser Ansverus?“, und „Weshalb tragen die Lübecker Geistlichen diesen eigenwilligen Kragen?“ werden ausführlich beantwortet. Die Fotos von Manfred Maronde, der die über einhundert kirchlichen Gebäude von innen und außen dokumentierte, ergänzen ebenso wie historische Illustrationen die Texte von Dr. Claudia Tanck und laden dazu ein, sich selbst auf Entdeckungsreise zu begeben und die Kirchen vor Ort anzuschauen.

Bis dato unveröffentichtes Material gefunden

Für Autorin Tanck ist es wichtig, dass die Kirchengeschichte des Lauenburger Teils des Kirchenkreises nun festgehalten ist. „Eine intensive Aufarbeitung fehlte noch“. Die größte Überraschung war für sie das Altarbild „Die Beweinung Christi“ in der St.-Nikolai-Kirche Hohenhorn, über das Heimatforscher Helmuth Schlingemann bereits ausgiebig recherchierte: „Nach neuesten Erkenntnissen entstand es in der Werkstatt von Rubens und ist ein Original“, so Tanck. Zu den besonderen Funden zählt sie zudem die Fotografien über den Wiederaufbau der Lübecker Marienkirche, die über Jahrzehnte im Keller der Kirchenkreisverwaltung schlummerten. „Sie sind in dem Buch erstmals veröffentlicht“.  Besonders beeindruckt haben die Historikerin alte, kleine Kirchen und Kapellen wie die in Lübeck-Genin, St. Jürgen oder Gudow. „Sie strahlen zugleich Würde und Geborgenheit aus“. In der Lütauer Kirche habe Tanck eine Metapher des christlichen Glaubens für sich entdeckt: „Durch den dunklen,  kalten und bedrohlich wirkenden Turmraum gelangt man unvermutet in das helle freundliche Kirchenschiff. So wie Christus uns aus der Dunkelheit des Todes und der Verlassenheit zu Licht und Leben in Gottes Nähe führt“. Insgesamt habe sie die Arbeit an dem Buch sehr bereichert: „Durch die intensive Beschäftigung mit den Kirchen und ihren Ausstattungsstücken habe ich mein Auge für die Wahrnehmung auch kleiner Details, die aber eine große geistliche oder historische Aussage haben, geschärft“.

8.000 Kilometer und 444 Stunden

171 613 0103 Fuhlenhagen SOUm alle Kirchen und Kapellen zu fotografieren, legte Maronde gute 8.000 Kilometer zurück und investierte 444 Stunden an Zeit. Bei seinem ersten Fotobesuch in der St.-Georgs-Kapelle Fuhlenhagen (zwischen Schwarzenbek und Mölln gelegen) erschrak der Fotograf: „Das geduckte Fachwerkhaus war unten nur noch ein Gerippe, die Mauersteine waren weggeräumt, sodass man hindurchsehen konnte. Umso erleichterter war ich ein Jahr später nach der Restaurierung, welches Kleinod hier im kleinen Bauerndorf erhalten geblieben ist“. Am tiefsten beeindruckt habe ihn persönlich die St.-Andreas-Kirche in Schlutup: „Ich war einst Matrose bei der Marine - dementsprechend begeistert bin ich von den Schiffsmodellen und den vielen warmen dunklen Hölzern, die in der Kirche eine Atmosphäre zum Wohlfühlen schaffen. Ich musste mich richtig losreißen“. Brandspuren, die Manfred Maronde an Teilen des Gestühls im Chor des Lübecker Doms und am Konkordienbuch von Lübeck fand, hätten ihn innerlich berührt. „Bücher sind eine Leidenschaft von mir; Feuer bedeutet für Bücher den Tod, der hier mit Mühe gerade noch abgewendet werden konnte. So wirkt in mir auch noch die Lektüre von der Brandbekämpfung auf den Gewölben unter dem Dachstuhl des Domes nach, welche in der Palmarum-Nacht 1942 unter Lebensgefahr geleistet wurde. Bestiegen habe ich die Türme, Gewölbe und den Dachreiter von St. Marien mit Pastor i. R. Iwer Rinsche, der leider wenige Monate später verstarb“.

Die Kosten des Buches belaufen sich auf 43.000 Euro (8.000 Euro für die Fotografien, 35.000 Satz- und Druckkosten). Die Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung fördert die Publikation des Buches dankenswerterweise mit 9.000 Euro.

Das Buch „Salz der Erde - Licht der Welt“ ist in einer Auflage von 2.000 Stück erschienen. Es ist 22 mal 29,5 Zentimeter groß und im Hardcover produziert. Ein Exemplar kostet 29,99 Euro. Die Bücher sind erhältlich in Lübeck: im Pressezentrum, Hugendubel, St. Jakobi-Kirche (bis Weihnachten) und St. Marien. In Ratzeburg kann man es in der Buchhandlung Weber und in der Buchhandlung am Markt erwerben.

 

Bild oben: Dr. Claudia Tanck, Pröpstin Frauke Eiben, Manfred Maronde und Pröpstin Petra Kallies (v. li.) präsentierten das Buch „Salz der Erde“ in der St. Petri-Kirche Ratzeburg.

Bild links: Die St. Andreas-Kirche in Schlutup von innen.

Bild rechts: Die Kapelle in Fuhlenhagen.