Kirchenkreis: Wort zum Ostersonntag vom Dompropst Gert-Axel Reuß, 27.03.2016

Wort zu Ostern 2016: "Aufstehen! Für die Menschlichkeit!": In dieser Woche vor Ostern ist Schreckliches passiert. Wir sind bestürzt über die furchtbaren Anschläge in Brüssel, fassungslos über diese Welle der Gewalt.


"Aufstehen! Für die Menschlichkeit!": In dieser Woche vor Ostern ist Schreckliches passiert. Wir sind bestürzt über die furchtbaren Anschläge in Brüssel, fassungslos über diese Welle der Gewalt. Warum so viel Hass? Warum so viel Leid? Was ist passiert, dass Menschen ihrem Leben kein anderes Ziel geben als den Tod? Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern der Anschläge und ihren Angehörigen.

Aber nicht nur in Brüssel wurde gestorben in dieser Woche, sondern auch in Syrien. Auf dem Mittelmeer. Wir schauen nur nicht mehr so genau hin. Uns ermüden die schlechten Nachrichten.

‚Das alles soll aufhören!’ Die Rufe nach mehr Sicherheit, nach mehr Polizei werden lauter. Die Angst vor den Flüchtlingen wächst. Mitgefühl hat es schwer in diesen Tagen. Ostern feiern wir kein Frühlingserwachen, sondern den Sieg des Lebens über den Tod! Was bedeutet das? Was bedeutet die Auferstehung Jesu für uns? Es ist einfacher zu beschreiben, was Ostern nicht bedeutet: Ostern ist kein Rachefeldzug gegen die, die Jesus ans Kreuz gebracht haben. Ostern ist nicht die Verdammnis derer, die Jesus verrieten. Ostern ist der hartnäckige Glaube, dass Gewalt nicht mit Gewalt überwunden werden kann sondern mit Nächstenliebe. Ostern ist die feste Hoffnung, dass die Starken nicht das letzte Wort behalten sondern sich bekehren. Ostern ist das immer wieder gefährdete Vertrauen, dass Gott uns Menschen eine andere Welt zutraut.

„Ich bin vergnügt, erlöst, befreit,“ schreibt Hanns Dieter Hüsch, „Gott nahm in seine Hände meine Zeit, mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, mein Triumphieren und Verzagen, das Elend und die Zärtlichkeit.“ Der christliche Kabarettist wirft sich Gott sozusagen in die Arme. Oder stolpert er in sie hinein, von Ängsten gedrückt, von zwiespältigen Gefühlen mal hierhin, mal dorthin gerissen? Ostern: Gott richtet uns auf, tröstet und stärkt uns. Alles Schwere fällt von uns ab, weil Gott es in seine Hände nimmt und uns davon befreit. Befreit zu fühlen, zu denken, genau zuzuhören, die richtigen Worte zu finden und zu handeln.

Das richtige Wort am Ende dieser Woche heißt: "Aufstehen! Für die Menschlichkeit!"

 

Wort zum Ostersonntag, 27. März 2016, von Domprobst Gert-Axel Reuß, Ratzeburg