"Ein großes Glaubensfest" nannte Bischof Gerhardt Ulrich in einer positiven Bilanz den Kirchentag 2013 in Hamburg. Einen ausführlichen Bericht und viele Bilder finden Sie hier:
Bei strahlendem Sonnenschein erklangen vier Schiffhörner aus dem Hafen: Sie gaben den gestrigen Startschuss für den 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg. Zum ersten Mal in der Geschichte des Kirchentages wurde er am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, eröffnet. Rund 80.000 Gottesdienstbesucher fanden sich auf dem Rathausplatz, am Strandkai, auf der Reeperbahn und am Fischmarkt ein. Bundespräsident Joachim Gauck sagte bei der Begrüßung in der Hafen-City, dass Christen die Gesellschaft mit gestalten wollen. Und das war weithin zu sehen: Die blauen Kirchentagschals leuchteten ebenso blau wie der Himmel, die Menschen sangen Lieder, beteten, lauschten den Predigten, die die Losung des Kirchentages „Soviel du brachst“ beleuchteten. Bischöfin Kirsten Fehrs predigte am Strandkai und erntete Applaus für ihre Worte: „Es gibt zuviel Armut, auch in Hamburg. Hier leben Kinder, die noch nie die Elbe gesehen haben. Und das in einer Stadt mit einer Elbphilharmonie“. Sie forderte auf, mehr Gerechtigkeit walten zu lassen, sodass jeder bekomme, was er braucht.
Nach den vier Eröffnungsgottesdienstes strömten die Besucher zum Abend der Begegnung, auf dem sich alle acht Regionen der Nordkirche – aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern – präsentierten und ein Stück Gastgeberschaft übernahmen. Aus dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg luden 33 Gruppen und Gemeinden die Kirchentagsbesucher ein, gemeinsam zu essen, trinken, spielen, basteln, löten, malen, puzzeln, die Sonne genießen, reden und sich zu informieren. Den Abschluss des Abends bildete der Abendsegen, der mit Lichtspielen auf der Alster und an der Elbe begleitet wurde. Rund 300.000 Gäste wurden am Eröffnungsabend gezählt.
Der Vorsitzende der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Bischof Gerhard Ulrich, hat eine positive Bilanz des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Hamburg gezogen. „‚Soviel Du brauchst‘ – die vielen Gottesdienste, Veranstaltungen, Begegnungen und Gespräche haben eindrucksvoll verdeutlicht, wie aktuell die Losung war und ist“, so Bischof Ulrich. „Sie stellt die Frage der Gerechtigkeit, wie wir miteinander leben wollen – heute und in Zukunft. Der Kirchentag hat diese Frage in vielen Facetten beleuchtet und beantwortet. Er hat Zeichen gesetzt.“ Interreligiöser Dialog, Inklusion, Energiewende, gerechte Arbeitsbedingungen und viele andere Themen seien auch für die Nordkirche weiter zu bearbeiten. „Und wir haben uns über die vielen prominenten Gesprächspartner aus Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und – nicht zuletzt – Politik gefreut. Dieser Kirchentag hat einmal mehr gezeigt, dass Kirche und Glauben immer politisch sind.“
Der 34. Kirchentag habe die ganze Stadt Hamburg zum Klingen und Leuchten gebracht, so Bischof Ulrich. Aus vielen Gemeinden, Kirchenkreisen und Diensten und Werken der Nordkirche hätten sich Menschen für einen bunten und lebendigen Kirchentag engagiert. Das zeigten auch die Zahlen: „Fast 31.000 Dauerteilnehmer des Kirchentages kamen aus unserer Landeskirche – das ist mehr als ein Viertel derer, die alle fünf Tage hier in Hamburg waren“, sagte Bischof Ulrich. „Ihnen allen danke ich aus tiefstem Herzen. Sie haben den Kirchentag zu einem großen Glaubensfest gemacht. Mein Dank gilt besonders jenen, die sich ehren- oder hauptamtlich für das Gelingen des Kirchentages engagiert haben.“ Die unzählbaren Begegnungen hätten auch das Zusammenwachsen der Nordkirche weiter befördert, die erst zu Pfingsten 2012 aus den ehemaligen Landeskirchen Nordelbiens, Mecklenburgs und Pommerns hervorgegangen war. „Unser Nordkirchenschiff auf dem Rathausmarkt war eine zentrale Anlaufstelle – viele Kirchentagsbesucher haben hier unsere Landeskirche kennengelernt und sind herzlich eingeladen, auch nach dem Kirchentag unsere Gäste zu sein“, sagte Bischof Ulrich und wies darauf hin, dass die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland zwischen Helgoland und Rügen die Urlauberkirche in Deutschland sei.
Mit einem großen Festgottesdienst ist am Sonntag, dem 5. Mai 2013 im Hamburger Stadtpark der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag zu Ende gegangen. Unter strahlend blauem Himmel und bei leichter Brise feierten 130.000 Besucher den Abschluss des fünftägigen Christen-Treffens. Kirchentagspräsident Gerhard Robbers forderte dabei erneut mehr soziale Gerechtigkeit. «Von diesem Kirchentag soll eine Botschaft ausgehen, dass alle das bekommen können, was sie brauchen», sagte er im Blick auf das biblische Kirchentagsmotto «Soviel du brauchst».
Unter den blauen Fahnen mit den Kirchentagskreuzen hatte sich auch viel Prominenz eingefunden. So gehörten Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), die Spitzenkandidatin der Grünen zur Bundestagswahl Katrin Göring-Eckardt, der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu den Gottesdienstbesuchern.
Das Protestantentreffen habe gezeigt, dass das Zusammenleben von Religionen und Kulturen gelingen könne, sagte Robbers rückblickend. Für viele Menschen habe sich der Glaube dort vertieft. Er rief die Besucher auf, die Botschaft des Kirchentags und den Ruf nach Gerechtigkeit die Gesellschaft zu tragen. «Wer auf Hartz IV angewiesen ist, muss davon auch menschenwürdig leben können», sagte der Jura-Professor.
Der anglikanische Bischof von Bradford, Bischof Nick Baines, ermutigte die Menschen in seiner Predigt zu einem bescheideneren Lebensstil. Angelehnt an das Motto des Kirchentags fragte er: «Wie viel braucht ein Mensch, um glücklich zu sein?» Der biblische Prophet Micha habe über diese Dinge nachgedacht, «lange bevor es iPhones, Designerjacken und Sportwagen gab». Er lud dazu ein, sich anfeuern zu lassen von der Vision einer anderen Welt".
Die Ökumene bekam in diesem Gottesdienst auf der grünen Wiese noch einmal einen besonderen Akzent: Ein orthodoxer Priester zündete zu Beginn eine Osterkerze an. Die orthodoxe Christenheit feiert das Osterfest meist später als die westliche Christenheit, weil die orthodoxen Kirchen für ihre Feiertage ein anderes Kalendersystem benutzen.
Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July und Robbers luden schließlich zum 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 3. bis 7. Juni 2015 in Stuttgart ein. Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, und Bischof Rudolf Voderholzer sprachen eine Einladung zum 99. Katholikentag vom 28. Mai bis 1. Juni 2014 in Regensburg aus. Der Kirchentag in Hamburg zählte rund 120.000 Dauerteilnehmer sowie 35.000 Tagesgäste. Seit Mittwoch standen insgesamt 2.500 Veranstaltungen auf dem Programm.