Die 61. Nordischen Filmtage (NFL) sind beendet – und der Preisträger des Kirchlichen Filmpreises Interfilm ist gekürt: „Echo“ – ein isländischer Spielfilm des Regisseurs Rúnar Rúnarsson mit 56 Mini-Dramen: Ein Schwarzer auf der Sonnenbank, der Islands Dunkelheit beklagt; ein altes Haus, das niederbrennt, weil die Renovierung teurer wäre; Flüchtlinge, die von Polizisten aus dem Kirchenasyl geschleppt werden; Lohnbetrug auf einer Baustelle; Methadon-Ausgabe an einen Süchtigen; Fleischbeschau beim Beauty-Contest; Sozialbedürftige beim Monopoly-Spiel – und immer wieder familiärer Stress! Regisseur Rúnar Rúnarsson konstatiert einen harten Klimawandel in der Gesellschaft. Erbarmungslos erzählen seine minimalistischen Film-Miniaturen, in denen Tragisches und Banales, Komisches und Melancholisches eng beieinander liegen, von der sozialen Spaltung und Vereisung Islands. Auch wenn am Ende des Films ein Neugeborenes für eine hoffnungsvolle Zukunft steht, zieht Rúnarsson ein ernüchterndes Resümee: Island steuert durch schwere See.
Innovative filmische Kollage
Pröpstin Petra Kallies ist Mitglied der international besetzten Jury für den Kirchlichen Filmpreis Interfilm: „Den Kirchlichen Filmpreis bei den Nordischen Filmtagen 2019 hat die Jury einem ungewöhnlichen Weihnachtsfilm verliehen. „Echo“ des isländischen Regisseurs Rúnar Rúnarsson ist eine innovative filmische Kollage. Die 56 zwischenmenschlichen Szenen spielen zwischen Advent und Neujahr. Die Minigeschichten bewerten nichts; sie beschreiben, wie das Leben ist. Der Film erinnert uns daran, dass jeder Mensch Beziehung, Verständnis, Vergebung und Liebe braucht“.
Über den Kirchlichen Filmpreis Interfilm
Die 1955 in Paris gegründete INTERFILM ist eine internationale Plattform zur Koordinierung der Arbeit mit Film und des Dialogs zwischen Theologie, Kirche und Kino, die regionale und nationale kirchliche Institutionen und interessierte Einzelpersonen aus dem Bereich von Film und Theologie bzw. Kirche und Kino vernetzt. Die Präsenz auf internationalen Filmfestivals durch eine eigene Jury gehört zu den zentralen Aufgaben von INTERFILM. Die erste INTERFILM-Jury trat 1963 an der Berlinale und an der Filmwoche Mannheim zusammen, 1964 an den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen und 1969 in Cannes.
Nachdem sich im Laufe der Zeit eine Zusammenarbeit mit der Internationalen Katholischen Organisation für Kommunikation SIGNIS entwickelt hat, erfolgt die Festivalpräsenz weitgehend im Rahmen von Ökumenischen Jurys, zum Beispiel in Locarno (seit 1973), Cannes (1974), Montréal (1979-2015), sowie in Leipzig (von 1990-2015, seit 2016 interreligiös), Berlin (1992), Karlovy Vary (1994), Mannheim (1995), Fribourg (1998), Cottbus (1999), Kyiv (1999), Zlin (2000), Yerevan (2007), Warschau (2010) und Miskolc (2011) und Saarbrücken (2015).
Ausnahmen bilden die interreligiösen Jurys in Nyon (seit 2005) und Leipzig (neu seit 2016), sowie die INTERFILM-Jury in Venedig (seit 2011) und Lübeck, wo INTERFILM seit 1996 mit einer eigenen Jury vertreten ist. Sie umfasst in der Regel Mitglieder aus Deutschland, den nordischen und den baltischen Ländern. Die INTERFILM-Jury verleiht ihre Preise an Filme von Filmschaffenden, denen es mit wirklicher künstlerischer Begabung gelingt, ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck zu bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die Zuschauer/den Zuschauer für spirituelle, menschliche oder soziale Fragen und Werte sensibilisiert. Der Preis der Kirchen-Jury INTERFILM in Lübeck ist mit 5.000 Euro dotiert, gestiftet vom Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg.