Konfirmation: Große Vielfalt, eine Anmeldewoche, 25.02.2013

Um Eltern künftiger Konfirmanden bei ihrer Entscheidung zu helfen, gibt es in der Hansestadt erstmalig eine zentrale Anmeldewoche zum Konfirmationsunterricht vom 25. Februar bis zum 1. März. Es werden verschiedene Modelle angeboten.

Jede Kirchengemeinde in Lübeck gestaltet ihren Konfirmationsunterricht anders. Es werden unterschiedliche Modelle angeboten, zum Beispiel einjährig mit eineinhalb Stunden pro Woche, zweijährig mit 45 Minuten pro Woche, inklusiv und als Blockunterricht. Um Eltern künftiger Konfirmanden bei ihrer Entscheidung zu helfen, gibt es in der Hansestadt erstmalig eine zentrale Anmeldewoche vom 25. Februar bis zum 1. März. In dieser Zeit können Eltern in einer Kirchengemeinde ihrer Wahl anrufen, sich beraten lassen und wenn sie möchten ihre Kinder gleich zum Konfirmationsunterricht anmelden.
„Wir denken, dass diese zentrale Woche hilfreich für Eltern und Jugendliche ist“, erläutert Pröpstin Petra Kallies. Denn: „Viele fragen sich, wo genau soll ich mein Kind anmelden – und ist es jetzt noch zu früh oder vielleicht schon zu spät?“
Wichtig ist der Pröpstin, dass die jungen Konfirmanden Spaß am Unterricht haben und ihn kreativ mit gestalten können. „Die heutigen Stunden stellen sich anders dar als früher, als der Unterricht vorrangig auf Wissensvermittlung ausgerichtet war“. Es werde ebenfalls versucht, die jungen Menschen mit den Formen des Gebets, den Kirchenräumen und gemeindlichen Arbeitsfeldern vertraut zu machen. „Eine Prüfung wie früher am Ende des Konfirmationsunterrichtes gibt es nicht mehr“, so Kallies. Auswendig gelernt werden aber die Zehn Gebote, das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis, die alle christlichen Konfessionen verbinden. „Denn diese Texte sind sozusagen die Grundbestandteile des christlichen Glaubens.“
„Wenn junge Menschen konfirmiert werden, sollten sie mindestens 14 Jahre alt sein“, informiert Petra Kallies weiter. „Sie sind dann im kirchlichen Sinne erwachsen, dürfen Pate werden und Verantwortung übernehmen.“ Ausnahmen seien aber möglich: „Im Einzelfall können Eltern einfach die Pastorin oder den Pastor ansprechen“, empfiehlt die Pröpstin.
Im Jahr 2012 wurden in der Propstei Lübeck 794 Jugendliche konfirmiert, in der Propstei Lauenburg 989.
 
Konfirmationsunterricht „vor Ort“

Hibbelig und grinsend sitzen Sandra, Anton, Lukas, Katharina, Finn und die anderen Konfis auf ihren Stühlen in der Lübecker St. Philippus-Kirche. Es ist Dienstagnachmittag, 90 Minuten Konfirmationsunterricht liegen vor den Schülerinnen und Schülern. Pastorin Luise Stribrny de Estrada hat in den Stuhlkreis eine große Kerze gestellt. Sie begrüßt ihre „Konfis“ und gibt einen Ausblick über die heutige Stunde. Sie werden sich mit Tagelöhnern und dem Bibelzitat: „Die Letzten werden die Ersten sein“ beschäftigen. Dazu gibt es eine Geschichte in dem Konfirmations-Buch, die den Inhalt des Zitates verdeutlicht. „Wie versteht ihr diese Geschichte? Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr als Tagelöhner morgens auf den Markt geht und für zwölf Stunden Arbeit bekommt – ein anderer Tagelöhner, ebenfalls seit frühmorgens auf dem Markt, erhält aber erst spät am Tage für nur eine Stunde Arbeit. Beide Arbeiter werden mit dem gleichen Betrag vergütet. Ist das gerecht?“ Die Jugendlichen diskutieren. Hm, eigentlich ja nicht, nein. Aber – der Tagelöhner, der nur eine Stunde arbeitete, stand ja auch den ganzen Tag auf dem Markt und wartete auf Beschäftigung. Vielleicht ist der gleiche Betrag für beide ja doch gerecht? Pastorin Stribrny de Estrada bittet die Jugendlichen, die Szene nachzuspielen, was für viel Erheiterung, aber auch spielerisches Lernen sorgt.
„Ich mag den Konfirmationsunterricht“, sagt die 14-jährige Angelika Jung. „Ich lerne neue Leute kennen und erfahre etwas über die Bibel. Und ich darf in der Kirche heiraten!“ Pia Fahrenbruch, ebenfalls 14 Jahre alt, ist beim Konfi-Unterricht, weil ihre Freundin sie darum gebeten hat. „Ich bin auch noch nicht getauft, aber bald“. Für sie sei die Konfirmation auch wichitg, um in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen zu werden.
Fünf der Konfirmanden von  Pastorin Luise Stribrny de Estrada werden am  24. Februar getauft, bevor alle am 28. April konfirmiert werden. Bei der Auswahl der Taufsprüche helfen die Pastorin und die anderen Konfirmanden.


Konfi-Zeit ist auch inklusiv

Im Norden Lübecks wird in der Kirchengemeinde St. Markus wird der Schwerpunkt des Konfirmationsunterrichtes auf Inklusion gesetzt. Pastorin Bettina Kiesbye und Sonderpädagogin Inge Ostertag berichten über ihre Vision, dass immer mehr Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen zusammen Zeit verbringen. Gemeinsam spielen, lernen, sich unterstützen.
Seit vier Jahren wird der inklusive Konfirmandenunterricht in St. Markus angeboten. Kiesbye: „Konfirmanden-Unterricht ist nicht nur kognitiv; er ist auch kreativ. Es werden alle Sinne angesprochen“. Gemeinsam mit Inge Ostertag vom Projekt „Rückenwind“ möchte die Pastorin erreichen, dass Inklusion in Lübeck leichter zu leben ist. Einen Eckpfeiler dieses Wunsches stellt die Arbeit mit den Konfirmanden dar: „Wir bieten das normale zweijährige Modell an, bei dem die Schüler und Schülerinnen mit zwölf bis 13 Jahren beginnen sowie auch das geteilte Modell“, so Kiesbye. Das geteilte Modell beginne im Grundschulalter mit circa neun Jahren und umfasse ein Jahr, im Teenager-Alter folge das zweite Jahr. „Besonders für die inklusive Arbeit ist das Grundschulalter optimal“, berichtet Kiesbye weiter. „In diesem Alter singen, spielen und lernen die Kinder unbefangen, und sie sind offen für das Anders-Sein ihrer Mitmenschen“. Darum sei es für inklusive Arbeit unerlässlich, Kindern so früh wie möglich zu zeigen, dass Menschen mit Behinderungen auch „ganz normal“ sind. „Das ist der Sinn der Inklusion: Dass Menschen einfach normal miteinander umgehen“, bestätigt Inge Ostertag.
Im Unterricht sei es spannend zu sehen, wie sich die Kinder und Jugendlichen miteinander beschäftigen: „Von je her wird die Konfirmationszeit schulübergreifend gestaltet“, so Kiesbye. „Das ist manchmal schwierig, macht allerdings auch den Reiz aus. Allerdings fehlen in der Regel Kinder und Jugendliche mit geistigen Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen. Doch auch sie können eine große Bereicherung darstellen im Konfi-Unterricht, der ja weit mehr ist als nur Wissensvermittlung.“ Inge Ostertag ergänzt: „Ich biete anderen Kirchengemeinden an, ihnen beratend zur Seite zu stehen. Nicht jeder weiß, wie mit Menschen mit Behinderungen oder auch Hochbegabten umzugehen ist“. Dafür brauche es Fachkompetenz.
Eines liegt den beiden Frauen ganz besonders am Herzen: „Wir möchten Eltern von Kindern oder Jugendlichen mit Behinderungen ermutigen, diese für den Konfirmationsunterricht anzumelden“. Sie habe schon oft beobachtet, dass Eltern frustriert sind oder sich nicht trauen, ihre Kinder zum Unterricht zu schicken, da sie viel Ausgrenzung erlebt haben, so Bettina Kiesbye. „Dabei möchten wir besonders für diese Konfirmandinnen und Konfirmanden Inhalte des Christentums und biblische Geschichten erfahrbar machen, den Glauben ausdrücken – und all das ohne Anspruch auf Perfektion, dafür aber mit viel Herz und auf eine spielerische, bunte Art“, sagt Ostertag.

Wer sein Kind – egal ob mit oder ohne Behinderung – für den Konfirmanden-Unterricht in der St. Markus-Gemeinde anmelden möchte, kann dies unter Telefon 0451/401380 oder 0451/ 401 403 oder per E-Mail an: rueckenwind@online.de oder markuskirche-hl@versanet.de.

 

Die Kirchengemeinde St. Andreas bietet den in Schlutup wohnenden Eltern der KonfirmandInnen bis zum Freitag, 1. März 2013 auch die Möglichkeit, sich online unter fischerkirche@web.de zum Unterricht (donnerstags, 16 bis 17Uhr) anzumelden. Die Eltern erhalten auf Anfrage einen Link zum Anmelde-Formular.

 


Foto: Anton Lünenbürger, Nele Zakrewski und Finn Karten (v. li. vorn, alle 14) spielen den Bibelvers über die Tagelöhner nach.