"Kreuze kreuzen unseren Weg" heißt eine Video-Meditation, die in der Karwoche 2016 in der Kücknitzer St. Johannes-Kirche gezeigt wird. Ein Besuch.
Weit offen steht die Eingangstür von St. Johannes in Lübeck-Kücknitz. Es ist 10 Uhr. Robert Dempwolf, Gerhard Gülck und Klaus Schock haben alles für die offene Kirche vorbereitet. Das weiße Banner hängt neben der Eingangstür, Gemeindebrief und Flyer liegen ordentlich nebeneinander. Die Kerzen auf dem Altar geben ein warmes Licht. Eigentlich alles wie immer, wenn das Team der offenen Kirche am Werk ist.
Aber heute (21.03.2016) ist Montag. Normalerweise ist die Kirche nur freitags geöffnet. Der Grund für die Ausnahme: Gestern, am Palmsonntag 2016, hat die Karwoche begonnen. Eine besondere Woche, findet das Team der offenen Kirche. „Wir machen jeden Tag für zwei Stunden die Kirche auf“, sagt Klaus Schock. „Die Menschen haben die Möglichkeit, hereinzuschauen. Wir sind da.“ Neben dem Altar steht in dieser Woche eine Leinwand. Ein Beamer ist neben dem Taufbecken aufgebaut und wirft Bilder und Zitate darauf.
„Kreuze kreuzen unseren Weg“ heißt die Meditation. 15 Minuten lang sind Fotos zu sehen: ein Fensterkreuz, der Berg der Kreuze in Litauen, eine Kreuzspinne, das Brett vom Mensch-ärgere-Dich-nicht. Alltagsbilder, in denen das Kreuz vorkommt. Zitate, Bibelverse oder ein Sprichwort unterbrechen die Bilderschleife. „Es ist besser sein Kreuz zu tragen, als zu schleppen“, steht neben dem Foto eines frischgestochenen Tattoos auf einem Oberarm. Darauf ein Kreuz, umrankt von einer Rose.
Wer sich Zeit nimmt, vielleicht hinsetzt und das Drumherum ausblendet, wird mitgenommen. Von einem Bild zum nächsten. Irgendwann ist die Meditation vorbei – zwar gibt es kein offizielles Ende. Aber wenn die Bilder sich wiederholen, kehrt die Aufmerksamkeit zurück. In die Kirche mitten in Kücknitz. Und man schaut sich um. Das große Kreuz über dem filigranen Altar, die Sprossen in den Fenstern bilden ein Kreuz nach dem anderen. Einen Moment lang genauer hinschauen, den Blick schärfen und das nächste Kreuz suchen. In St. Johannes passiert was in dieser Karwoche. Ein Besuch lohnt sich – noch bis Gründonnerstag von 10 bis 12 Uhr. An jedem Abend ist die Meditation ab 18.30 Uhr zu sehen. Um 19 Uhr beginnt dann eine Andacht, die musikalisch begleitet wird.
Offene Kirche Kücknitz
Seit etwa zehn Jahren gibt es die offene Kirche in Kücknitz. An jedem Freitag öffnen Ehrenamtliche die Tür von St. Johannes vom 10 bis 12 Uhr. Nur im Winter bleibt die Türe zu. Begrüßt wird jeder, der den Weg findet. Die Ehrenamtlichen sehen schnell, ob der Gast die Kirche als Ort der Ruhe aufsucht oder Lust auf ein Gespräch hat. „Die Leute kommen vom Markt oder Arzt und schauen eben herein“, sagt Klaus Schock. „Sie wollen eine Kerze anzünden, ein Gebet sprechen oder die neuesten Neuigkeiten aus der Kirchengemeinde abholen.“
Die Karwoche
Die Karwoche ist die letzte Woche der Passionszeit. Sie erinnert an den Leidensweg Jesu. Beginn ist der Palmsonntag, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert. Er wird wie ein König begrüßt. Jesus vertreibt die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel und lehrt dort selbst. Judas verabredet mit den Priestern, Jesus zu verraten. Am Gründonnerstag feiert Jesus mit den zwölf Aposteln das letzte Abendmahl, geht mit ihnen in den Garten Getsemani, um zu beten. Judas verrät ihn durch einen Kuss. Nach seiner Verhaftung wird Jesus mehrfach verhört. Pontius Pilatus fällt da Todeurteil. Am Karfreitag wird Jesus nach Golgata gebracht und gekreuzigt. Nach seinem Tod wird der Leichnam im Grab des Josef von Arimathäa, eines reichen Juden, beigesetzt. Am Ostersonntag ist das Grab leer. Jesus, der Auferstandene, begegnet in den nächsten Tagen Jüngerinnen und Jüngern. Ostern feiert also die Überwindung des Todes durch die Auferstehung. Konkrete Bibelstellen hat die Deutsche Bibelgesellschaft hier zusammengestellt.