Drei Tage (19. bis 21. November 2015) lang hatten sich die 156 Synodalen mit Haushalt, Kirchengesetzen, verschiedenen Berichten sowie der Kirchenwahl befasst. Im Mittelpunkt stand der landeskirchliche Haushalt für 2016 und die Unterstützung von Flüchtlingen.
Die Diakonischen Werke in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben in den vergangenen Monaten ihre Hilfsangebote für Flüchtlinge erheblich verstärkt. Allein in Schleswig-Holstein werden mit den Angeboten derzeit 15.000 Flüchtlinge erreicht, zog Landespastor Heiko Naß vor der Landessynode der Nordkirche in Lübeck-Travemünde Bilanz.
In Hamburg engagieren sich in der Flüchtlingsarbeit über 100 Hauptamtliche und bis zu 5.000 Ehrenamtliche. Sie sind im Bereich der Diakonie und in Kirchenkreisen aktiv, so Naß in einem Flüchtlingsbericht für die drei Bundesländer. In Schleswig-Holstein bieten in der Flüchtlingsarbeit über 170 evangelische Kirchengemeinden Hilfen an. An ihrer Seite stehen 32 Migrationsfachdienste der Diakonie mit 150 Mitarbeitern.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist die Flüchtlingsbetreuung zu einer Querschnittsaufgabe für alle diakonischen Einrichtungen geworden, sagte Naß weiter. So unterstützt das Christliche Jugenddorfwerk in Waren/Müritz die Unterbringung von 1.200 Flüchtlingen in fünf Standorten.
Zum Abschluss der dreitägigen Sitzung zog der Präses der Landessynode, Andreas Tietze, am 21. November eine positive Bilanz zur Amts-Halbzeit des Kirchenparlaments. Die Landessynode der Nordkirche hatte sich im November 2012 in Lübeck-Travemünde konstituiert, ihre Amtszeit endet 2018. Die Tagungen und die gute Zusammenarbeit der Synodalen aus Ost und West unterstreichen, „dass die Nordkirche nach der Fusion gut zusammengewachsen ist", betonte Tietze.
Nach den Worten des Präses wurden nicht nur Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht. Die Landessynode habe sich zudem mit zentralen Themen von Kirche und Gesellschaft engagiert befasst. Tietze verwies auf den Klimaschutz, die Zukunft der Ortsgemeinde und die Flüchtlingsarbeit.
Nordkirche beschließt Haushalt 2016 mit 467 Millionen Euro Kirchensteuern
Die evangelische Nordkirche rechnet im nächsten Jahr mit 467 Millionen Euro Kirchensteuern, sechs Millionen Euro mehr als 2015. Die Landessynode verabschiedete in Lübeck-Travemünde den Haushalt 2016. Die Kirche in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern geht von steigenden Einnahmen aufgrund der guten Konjunkturlage aus. Weiteres Thema war die Kirchenwahl 2016.
Gab es in 2014 noch 443 Millionen Euro Kirchensteuer-Einnahmen, so werden es Ende dieses Jahres 461 Millionen Euro sein. Im Jahr 2017 sollen rund 470 Millionen Euro Kirchensteuern fließen, 2018 könnten es 472 Millionen Euro und 2019 sogar 474 Millionen Euro sein. Danach könnten die Einnahmen wieder sinken.
Der Vorsitzende des Haushaltsauschusses, Claus Möller, mahnte eine "sparsame Haushaltsbewirtschaftung" an. "Die Lage ist noch gut, das Bedrohungspotenzial ist groß", sagte Schleswig-Holsteins ehemaliger SPD-Finanzminister. Er verwies auf Haushaltsrisiken. So sei das Kirchensteueraufkommen abhängig von der Konjunktur. Kirchenaustritte wirkten sich negativ aus. Die Nordkirche hat derzeit 2.131.949 Kirchenmitglieder. Sie geben neun Prozent von ihrer Lohn- und Einkommensteuer an ihre Kirche.
Die evangelische Nordkirche bereitet sich auf die Kirchenwahl 2016 vor. Alle wahlberechtigten Kirchenmitglieder sollen rechtzeitig vor dem Wahlzeitraum vom 13. bis 27. November 2016 angeschrieben werden, kündigte Pastor Jörn Möller vom Amt für Öffentlichkeitsdienst an.
Es gibt in der Nordkirche nach Möllers Angaben 1,96 Million Wahlberechtigte. Allein für die schriftlichen Wahlbenachrichtigungen werden rund 630.000 Euro ausgegeben. Mit einer gezielten Öffentlichkeitskampagne wirbt die Nordkirche dafür, zur Wahl zu gehen und sich als Kandidat zur Verfügung zu stellen. In den rund 1.000 evangelischen Kirchengemeinderäten im Norden haben rund 10.000 Frauen und Männer Sitz und Stimme.
Nordkirche: 670 Pastoren gehen in nächsten zehn Jahren in Ruhestand
Auf die evangelische Nordkirche kommt in den nächsten Jahren eine erhebliche Zahl von Pensionierungen zu. Derzeit gibt es 2.200 Versorgungsempfänger. Das sind Pastoren im Ruhestand oder andere pensionierte Kirchenbeamte. Allein von den derzeit über 1.700 aktiven Pastorinnen und Pastoren treten in den nächsten zehn Jahren rund 670 in den Ruhestand ein, teilte Kirchenleitungsmitglied Henrike Regenstein der in Lübeck-Travemünde tagenden Landessynode mit.
Im Haushalt 2016 sind für die Versorgung von pensionierten Pastoren und anderer Kirchenbeamten 82,1 Millionen Euro vorgesehen. Die Landessynode beschloss in erster Lesung ein Gesetz zur Vereinheitlichung des kirchlichen Versorgungsrechts. Nach der Fusion zur Nordkirche Pfingsten 2012 galten zunächst die entsprechenden Regelungen der früheren evangelischen Landeskirchen Mecklenburgs, Nordelbiens und Pommerns weiter. Ab 1. Januar 2016 sollen sie zusammengeführt werden.
Und dann war da noch:
Auf dem Weg zur Landessynode funkte es: Erstes Synoden-Ehepaar im Norden
Arne Gattermann (37) und seine frisch angetraute Ehefrau Isa-Malena (27) Gattermann (geborene Helbig) sind das erste Ehepaar, das sein Glück der Landessynode der Nordkirche zu verdanken hat. "Wir hatten Fahrgemeinschaften gebildet und haben uns im Auto auf dem Weg zur Synode in Lübeck-Travemünde kennengelernt", sagte Arne Gattermann dem epd am Rande der Synodentagung.
Das war vor zwei Jahren. Am 7. November 2015 haben sie nun geheiratet. Beide wohnen in Schwedeneck bei Kiel. Arne Gattermann ist IT-Berater, Isa-Malena studiert Theologie in Kiel. Er ist gewählter Kirchenparlamentarier, sie wurde von der Theologischen Fakultät der Kieler Universität als Studentenvertreterin entsandt.
Text: epd
Foto: Nordkirche.de