Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg So organisiert man ein Musikfestival

Hartmut Ledeboer organisierte im Mai ein Fest-Wochenende zur Wiedereinweihung der Orgel in St. Nicolai Mölln. Copyright:

Lübeck/Mölln. Die warme Jahreszeit ist die Zeit der Musikfestivals, auch im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Neben den großen Ereignissen wie den Lübecker Buxtehude-Tagen organisieren Gemeinden aber auch mit kleinen Mitteln mehrtägige Festivals. Organisatoren aus Mölln und Lübeck berichten von ihren Erfahrungen, Hindernissen und Glücksmomenten.

Eine wichtige Zutat: Engagierte Menschen

In Lübeck-Schlutup veranstaltete die St.-Andreas-Gemeinde im August dieses Jahres die "2. Schlutuper Kammermusiktage". In Mölln wurde die Einweihung der restaurierten historischen Orgel in St. Nicolai im Mai zu einem mehrtägigen Festival. Für beide Vorhaben galt: Ohne engagierte Menschen geht es nicht. Neben den "Profis" wie Kirchenmusikern, Pastor:innen und Bürokräften der Gemeinden sowie externer professioneller Unterstützung von Grafik-Profis oder Caterern sind zahlreiche Ehrenamtliche am Gelingen beteiligt.

In Schlutup setzte sich Gunhild Heidermann schon längere Zeit für kulturelle Veranstaltungen ein. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter Röhling und der Bratschistin Erika Cedeño sie 2018 die Idee zu einem Kammermusikfestival. Das Ehepaar hatte durch die Mitgliedschaft im Verein "Live Music Now" bereits viele Kontakte zu jungen Musiker:innen aus aller Welt. So waren die Teilnehmer schnell gefunden.

Planung und Aufgabenverteilung

Mit einem Jahr Vorlauf begannen die Planungen in Schlutup. Eine strukturierte Aufgabenverteilung der Helfer:innen aus dem "Konzertausschuss" gleich zu Beginn war dabei hilfreich. Teamarbeit stand dabei für Heidermann ganz oben: "Wir verbinden uns miteinander, planen, arbeiten, freuen uns miteinander und aneinander", erzählt sie.

Unterkünfte für Musiker:innen mussten besorgt werden, Werbung und Programmhefte gestaltet werden. Während der Veranstaltungen mussten Aufbau, Technik und Pausenverpflegung bereitgestellt werden. Zeitungen und Rundfunk wurden mit Ankündigungen versorgt.

Auch externe Hilfe wurde angefordert. Für die Proben konnten Räume der örtlichen Gemeinschaftsschule gemietet werden. Die Verpflegung während der Proben übernahm ein Cateringservice und Gasteltern der Musiker. Für die Gestaltung von Programmheften, Plakaten und Werbepostkarten wurde eine professionelle Grafikerin engagiert.

Da nicht nur einige Dienstleistungen bezahlt werden müssen, sondern auch die Honorare der Musiker:innen, war eine solide Finanzplanung zwingend. Es galt, Stiftungen, Vereine, Sponsoren und andere Fördergelder zu aquirieren. Ein Finanzplan musste aufgestellt werden, um sämtliche Kosten und Einnahmen abzuschätzen.

Die treibende Kraft in Mölln: Der Orgelbauverein

Das finanzielle Rückgrat bei der Orgeleinweihung in Mölln bildete der dortige Orgelbauverein. Seit 2001 sammelte er Spenden für die Restaurierung der historischen Scherer-Bünting-Orgel. Das mehrjährige Bauprojekt konnte in diesem Jahr endlich abgeschlossen werden. Dem Verein und seinem Vorsitzenden Hartmut Ledeboer schwebte ein mehrtägiges Festival vor, um das international beachtete Projekt zu würdigen.

Vorträge, Konzerte, Orgelbau zum Mitmachen und ein Einweihungs-Gottesdienst - das war der kühne Plan. Von Experten wurde ihnen gleich abgeraten: Für die breite Öffentlichkeit seien Orgelvorträge oder Einweihungsveranstaltungen kaum interessant.

Menschen ansprechen und begleiten

Doch der Orgelbauverein konnte aus den vielen Jahren davor eine gute Vorarbeit aufweisen. Spender und Pfeifenpaten waren gefunden worden, Gemeindemitglieder und andere Menschen aus der Stadt waren in das Projekt involviert und wurden zu den Bau-Etappen informiert und eingebunden. Auch eine gemeinsame Fahrt zur Orgelbauwerkstatt wurde organisiert.

Zum Einweihungs-Festival wurden zahlreiche Einladungen per Post verschickt - mit Antwortkarte für Anmeldungen. Diese "menschliche Begleitung", glaubt Hartmut Ledeboer, sorgte dafür, dass schließlich alle Vorträge und Konzerte des festlichen Wochenendes gut besucht waren. Im schlechtesten Fall kamen 40 Besucher:innen zu einem Vortrag, bei Konzerten zählten die Veranstalter jeweils über 100 Besucher:innen.

Auch ein Krankenhausaufenthalt kann das Projekt nicht gefährden

Eine Woche vor der Einweihung gab es einen Schock für Ledeboer: Er musste mit Herzproblemen ins Krankenhaus. Auch das war dank guter Vorbereitung und Helfern aus dem Orgelbauverein kein großes Hindernis. "Ich wusste die Sache in guten Händen, wir hatten ein gutes Team beisammen", sagt er. Rechtzeitig zur Einweihung kam er aus dem Krankenhaus und konnte sogar noch in einem Konzert als Flötist mitwirken.

Eine weitere Herausforderung war die Bespielung mehrerer Veranstaltungsorte für die unterschiedlichen Veranstaltungen. Ein Stand des Orgelbauvereins auf dem Marktplatz fungierte dabei als Informationszentrum für die Besucher:innen - und der Verein konnte sich gleichzeitig öffentlichkeitswirksam präsentieren. Für Ledeboer war dieser Stand Gold wert: "Die Besucher fühlten sich dadurch gut aufgehoben. Sie konnten sich zum Beispiel informieren, wo sie als nächstes hinmüssen oder wo sie zum Essen einkehren können."

Das Zwischenmenschliche zählt in Schlutup

Auch in Schlutup zählten nicht nur harte Fakten, sondern vor allem das Motto "Musik verbindet". "Wir wollten ein Zeichen setzen für die integrative Kraft der Musik", sagt Mitorganisator Peter Röhling.

Das Besondere in Schlutup war dabei, dass die Proben der Musiker gleich als Teil der Kammermusiktage mitorganisiert wurden. 15 Musiker verschiedenter Herkunft lernten sich so in diesem Jahr kennen und übten eine Woche gemeinsam für die drei Konzerte. Durch die Unterbringung in Gastfamilien entstanden auch Verbindungen zur Kirchengemeinde und dem Stadtteil.

Eine gemeinsame Filmvorführung sollte Gasteltern und Musiker:innen noch mehr zusammenbringen. Das zahlte sich aus: "Es herrschte stets gute Laune bei allen, bei den Musikern und bei uns vom Organisationsteam", berichtet Gunhild Heidermann. Ein Kinderkonzert nahm auch junge Familien aus dem Stadtteil mit in das Festival.

Positives Fazit in Schlutup und Mölln

Auch in Schlutup war man mit der Besucherzahl sehr zufrieden. Der Aufwand hat sich gelohnt. Auf wie viele Stunden der sich beläuft, kann Gunhild Heidermann schwer beziffern. Aber: "Nicht umsonst brauchten wir danach erstmal 4 Wochen Urlaub", sagt sie.

Dennoch hat das Festival Heidemann erfüllt. "Das Feuer und die Leidenschaft der Musiker war mit Händen zu greifend und ließ die Menschen Menschen beschwingt und beglückt nach Hause gehen", erzählt sie.  Über eine Fortsetzung im Zwei- oder Drei-Jahres-Rhythmus denkt sie auch schon nach.

Eine Fortsetzung wird es natürlich in Mölln nicht geben, aber auch hier zieht Hartmut Ledeboer ein gutes Fazit: "Es ist schön, dass wir viele Leute ansprechen konnten", sagt er angesichts vieler positver Rückmeldungen.