Lübeck: Gottesdienst zum CSD, 19.08.2016

Das Motto des Christopher Street Day (CSD) Lübeck lautet in diesem Jahr „Akzeptanz sticht Toleranz“. Es macht auf einen wichtigen Unterschied aufmerksam. „Akzeptanz sticht Toleranz – diese Aussage gibt ein Ziel aus“, sagt Pröpstin Petra Kallies.

Das Motto des Christopher Street Day (CSD) Lübeck lautet in diesem Jahr „Akzeptanz sticht Toleranz“.

Am Freitag, 19. August 2016 wird anlässlich des CSD  ein Gottesdienst um 18 Uhr in der Lübecker Bugenhagen-Kirche, Karavellenstraße 8, gefeiert. "Das Ringen um das rechte Verhältnis von Toleranz und Akzeptanz kennt das Christentum nur zu gut“, sagt Pastorin Anne Mareike Mülller. "Ertragt einer den andern in Liebe" steht Epheser-Brief. Der biblische Auftrag scheine wie ein Paradox: Braucht es nicht mehr als bloßes Ertragen, wenn Zusammenleben funktionieren soll?

„Die Ev.-Luth. Bugenhagengemeinde in Buntekuh freut sich sehr, zum zweiten Mal den CSD in Lübeck mit einem Gottesdienst geistlich eröffnen zu dürfen und sich genau dieser Frage zu stellen“, so Pastorin Müller. Jedes Jahr versammeln sich mehr als 1500 Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle sowie viele heterosexuelle Freundinnen und Freunde, die sich mit den Zielen des Christopher Street Day solidarisch erklären, an der Obertrave.

Noch immer werden Menschen, die nicht der traditionellen Rolle von Frau oder Mann entsprechen, offene Anfeindung, versteckte Diskriminierung, gesetzliche Ungleichbehandlung, hartnäckige Vorurteile, alte Klischees und gewaltsame Homo- oder Transphobie entgegengebracht.

„Die Zeit des Feierns und der bunten, fröhlichen CSD-Paraden hat spätestens seit dem Anschlag von Orlando ein Ende gefunden. Die Transparente auf dem ursprünglich fröhlichen Zug durch die Lübecker Altstadt werden unmissverständlich die Forderungen der Demonstranten aufzeigen, heißt es auf der Internetseite des Lübecker CSD. Am Sonnabend, 20. August 2016 beginnt der CSD um 12 Uhr mit einem Straßenfest an der Obertrave vor der Musikhochschule. Um 13 Uhr startet der Zug durch die Lübecker Altstadt.

Pröpstin Petra Kallies hatte bereits am Dienstag, 16. August 2016 eine Gedenkrede für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle gehalten. Beginn ist um 19 Uhr am Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle, Parade 10 – 12. Auch die schwulen Männer Lübecks waren von Verfolgung betroffen. „Ein wenig davon konnte der Lübecker CSD recherchieren: Mehr als 200 Männer wurden am 23. Januar 1937 verhaftet und in der Gestapo-Zentrale verhört und gefoltert. Viele wurden angeklagt, eingesperrt, manche ins KZ gebracht“, so Pröpstin Petra Kallies.

Zum Motto des CSD sagte Petra Kallies, es mache auf einen wichtigen Unterschied aufmerksam. „Akzeptanz sticht Toleranz – diese Aussage gibt ein Ziel aus“, sagt Pröpstin Petra Kallies. „Die Toleranz, „das Ertragen“, mag einen Anfang beschreiben auf dem Weg zur Gleichberechtigung. Aber richtig sicher und geborgen ist man nicht als jemand, der ertragen wird. Richtig sicher und geborgen bin ich in einer Gemeinschaft, wenn sie mich akzeptiert, wenn sie mich gutheißt.“